McKiernan, Dennis – Elfenschiffe (Voyage of the Fox Rider 1)

_Story_

Jinnarin gehört zum Volk der Verborgenen und lebt auf der Insel Rwn in strenger Abgeschiedenheit. Zu sehr lasten die Schandtaten an ihrem Volk, den Fuchsreitern, noch auf ihrer Seele, als dass sie Vertrauen zu anderen Geschöpfen fassen könnte. Dennoch bleibt ihr eines Tages keine andere Wahl, als den Magier Alamar aufzusuchen, einen alternden Elfen, dem ihr Freund Farrix einst das Leben gerettet hat. Eben jener Farrix ist nämlich schon seit langer Zeit verschollen und von seiner Reise nicht mehr wiedergekehrt. Seitdem wird Jinnarin Nacht für Nacht von einem grausamen Alptraum geplagt, den sie jedes Mal wieder von neuem erlebt.

Obwohl Alamar und Jinnarin sich anfangs nicht sonderlich wohlgesonnen sind, reisen sie zusammen in den Heimathafen des erfahrenen Seefahrers Aravan, dessen Schiff das gefürchtetste und am besten ausgerüstete in ganz Mithgar ist. Beide wissen, dass die Truppe Aravans die einzige sein wird, die Jinnarin bei der Suche nach Farrix und dem Sieg über ihren finsteren Traum wird helfen können. Aravan trifft alsbald ein und erklärt sich kurzerhand bereit, der kleinen Fuchsreiterin zu helfen, jedoch unter der Bedingung, dass sie sich den Mitgliedern seiner Crew zeigt und zumindest auf seinem Schiff nicht länger eine Verborgene bleibt.

Schweren Herzens willigt Jinnarin ein und reist mit den tapferen Kriegern durch die Ozeane von Mithgar auf der Suche nach ihrem Geliebten. Unterwegs treffen die Gefährten Alamars Tochter Aylis, die sich dem Trupp sofort anschließt. Die Reise scheint jedoch unendlich zu sein, und Jinnarins Traum bleibt immer öfter aus. Die Befürchtung, dass Farrix der Bote des Traumes ist und sich seine Lage verschlechtert hat, breitet sich aus, kann aber nicht bestätigt werden. Jedoch entwickelt sich die Seereise nach und nach zur Irrfahrt ohne erkennbares Ziel – bis plötzlich der Schwarzmagier Durlok, ein alter Kontrahent Alamars, ins Geschehen tritt und ein grausames Zeichen setzt.

_Meine Meinung_

Mit „Elfenschiffe“ startet Dennis McKiernan den nächsten Elfen-Zyklus in seiner Fantasy-Welt Mithgar. Einst unter dem Titel „The Voyage Of The Fox Rider“ 1993 erschienen, ist die Story nun erstmals über den |Heyne|-Verlag erhältlich und sicherlich eine der besseren Geschichten des Autors aus dem amerikanischen Bundesstaat Missouri.

Erzählt wird die Geschichte der Fuchsreiterin Jinnarin, die in ihren Träumen immer wieder eine schreckliche Begebenheit durchlebt, von der sie glaubt, dass sie in Zusammenhang mit ihrem vor langer Zeit fortgereisten Geliebten Farrix steht. Jinnarin belasten diese Träume eines Tages so sehr, dass sie bereitwillig ihre Zurückgezogenheit aufgibt und sich dem Magier Alamar anvertraut, einem der wenigen Menschen, der die Verborgenen (aus Dankbarkeit, weil Farrix einst einen Eber tötete, der Alamar bedrohte) achtet. Alamar ist gar nicht von Jinnarins Idee überzeugt, gemeinsam nach Farrix zu suchen, erklärt sich dann aber doch bereit, als sie ihm noch einmal nahelegt, dass auch Farrix ihm einmal zur Seite gestanden hat.

Alamar erwähnt schließlich den in ganz Mithgar gefeierten Aravan, ebenfalls ein Elf, der auf seinen zahlreichen Fahrten schon die tollkühnsten Abenteuer erlebt hat und ggf. eine Vorstellung davon hat, wo sich Farrix aufhalten könnte. Aravan ist auch sofort fasziniert von dieser Idee, nennt aber einige Bedingungen, die Jinnarin erst gar nicht akzeptieren will. Aus Angst, ihr und ihrem gesamten Volk könnte Ähnliches widerfahren wie ihren damals ausgebeuteten Vorfahren, strebt sie auf ewig ein Leben als Verborgene an, erkennt dann aber, dass die Besatzung des Schiffs die wahren Beweggründe der Reise kennen muss, um ihre Arbeit mit vollem Einsatz zu erledigen. Jinnarin bleibt keine andere Wahl: Sie muss sich den anderen Leuten auf dem Schiff – Zwergen und Menschen – zeigen.

Doch Jinnarin bereut dies zu keiner Sekunde; die Mannschaft ist ihr freundlich gesonnen und macht ihr Mut, ganz besonders Alamars Tochter Aylis, die eines Nachts mitten auf dem Meer herumtreibend entdeckt und aufgenommen wird. Sie wird nicht nur Jinnarins engste Vertraute, sondern auch Aravans Geliebte. Gleichzeitig ist sie das Bindeglied zwischen allen Beteiligten und muss auch stets unter den beiden Streithähnen Alamar und Jinnarin vermitteln. Schließlich ist es auch sie, die als Erste in den Traum der Fuchsreiterin eintaucht und erkennt, welche grausamen Ereignisse sich in der Gedankenwelt Jinnarins abspielen. Als ein unschuldiger Seher die Traumreise mit dem Tod bezahlen muss, wird allen klar, wie ernst die Lage ist. Und als dann der fürchterliche Schwarzmagier Durlok auftaucht und in einem unerwarteten Augenblick das Schiff angreift, müssen Aravan und seine Verbündeten dies auch beinahe mit ihrem Leben bezahlen.

Dennis McKiernan hat im Vergleich zum vorherigen Zyklus gleich an mehreren Stellen nachbessern können. Zunächst einmal hat er es im Fuchsreiter-Zyklus blendend geschafft, die Einleitung kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen, ohne sich dabei an überflüssigen Details und Subplots aufzuhalten. Der Leser befindet sich unmittelbar nach dem Auftakt mittendrin im Geschehen und erlebt die Abenteuer von Jinnarin und all ihren Freunden hautnah mit. Gleichzeitig ist auch der Aufbau der Spannung wesentlich gelungener, besonders was die vielen Unbekannten der Story angeht, die permanent für ungeahnte Überraschungen sorgen.

Andererseits leidet „Elfenschiffe“ aber auch an einigen altbekannten Schwächen. Zunächst einmal wäre es wünschenswert gewesen, der Autor hätte die Route der Gefährten etwas transparenter gestaltet. Vor jedem Abschnitt erwähnt er, wie viele Tage und Meilen die Besatzung gereist ist und verliert sich stellenweise in diesen Darstellungen, ohne dass sie der Geschichte dienlich sind. Außerdem ist einem nie so wirklich klar, wohin Aravan und sein Team jetzt eigentlich segeln wollen, bzw. warum sie zu ausgerechnet diesem Zeitpunkt an genau jenem Ort verweilen. Erst im Laufe der Erzählung bessert sich dieser Umstand, wobei die ständigen ’sie reisten sechs weitere Tage‘-Sätze irgendwann echt nervig werden.

Abgesehen davon artet McKiernans Schifffahrtswissen bisweilen aus. Natürlich ist es zweckdienlich, wenn der Mann über Kenntnisse verfügt, die das Ganze authentischer erscheinen lassen. Aber zur Selbstbeweihräucherung – wie hier leider manchmal geschehen – sollte dies dann nicht werden …

Alles in allem überwiegen aber dennoch die positiven Aspekte von „Elfenschiffe“, insbesondere die sehr spannend erzählte Fantasy-Geschichte und ihre wunderbar dargestellten, dem Vorgänger-Zyklus teils gar nicht mal so unähnlichen Charaktere. Der Roman bzw. der neue Zweiteiler (der in „Elfensturm“ zu Ende erzählt wird) orientiert sich zwar weitestgehend an bekannter Fantasy-Kost, liest sich aber bis auf die genannten Ungereimtheiten sehr schön und fesselt speziell in der zweiten Hälfte mit wachsender Intensität. Auch wenn aktuelle Autoren wie James Barclay und Bernhard Hennen in diesem Bereich unerreicht bleiben, ist dies für mich doch Grund genug, das Buch an Freunde solcher Literatur weiterzuempfehlen.

[„Elfenzauber“ 3100 (Dragonstone 1)
[„Elfenkrieger“ 3127 (Dragonstone 2)

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