_Handlung:_
Am 06. Dezember 1992 bricht durch die Explosion einer Superbombe in Tokio der dritte Weltkrieg aus, der mehrere größere Städte vernichtet. 38 Jahre später befindet sich die Motorradgang um den jungen Kaneda auf dem Weg zum Krater dieser Bombe, auf dessen Rückweg ein mysteriöser Unfall mit verheerenden Folgen passiert. Tetsuo, ein guter Freund Kanedas, wird dabei schwer verletzt und in ein Krankenhaus gesteckt, woraufhin er unauffindbar ist. Wenige Tage später entdecken die Jungs den Verursacher des Unfalls: ein kleiner Junge mit einem greisenartigen Gesicht. Was genau der Junge mit Akira zu tun hat, und warum Tetsuo verschwunden ist, diese Frage bildet den Auftakt zu einem wirklich gewaltigen Manga.
_Comic:_
Das letzte Mal, als ich in das |Guiness| „Buch der Rekorde“ nachgeschaut habe, war „Akira“ noch der dickste Manga der Welt. Klar, in Einzelbänder verpackt, gibt es vielleicht länger laufende Serien, aber durch das Telefonbuchformat der Bände sowie eine durchgängige Story auf über 2170 Seiten in DIN-A4 kommt es einem tatsächlich gigantisch vor, da die Geschichte auch nicht durch Kapitel oder sonstiges unterbrochen, sondern wirklich am Stück erzählt wird.
Dass der Manga aber nicht nur durch seine schiere Größe glänzt, macht der erste Band bereits eindrucksvoll klar. Bereits zu Anfang stellen sich viele Fragen, wobei die nach Akira besonders drängend ist, und was er überhaupt mit den ganzen Vorfällen zu tun hat. Auch die Darstellung der sozialen Unterschicht, in der Kaneda und seine Jungs leben, ist sehr gut gelungen und bringt eine gewisse Endzeitstimmung mit sich, die von einer allmächtigen Regierung noch ziemlich gut unterstützt wird. Die Story befindet sich fast ausschließlich im Vollgaszustand, was durchaus angenehm ist, denn mit einer leichten Prise Humor kommt der Mix aus Action und Storysequenzen ohne Langeweile oder künstliche Streckungen aus, wie man es sonst bei einem derart ambitionierten Werk eher nicht erwarten würde. Die Charaktere kommen zwar ohne größere Ecken und Kanten aus, wirken fast schon normal, aber eben nur so normal, wie ihr Umfeld das zulässt. Da sich das Ganze noch am Anfang befindet, ist klar, dass hier noch die eine oder andere Entwicklung stattfinden wird.
_Zeichenstil:_
Katsuhiro Otomo gilt als einer der ganz Großen seines Fachs, und das nicht umsonst. Mit Akira legte er 1984 einen Zeichenstandard vor, der auch heute trotz des großen Achtzigertouchs bei den Figuren noch sehr modern wirkt. So ist in seinen Gesichtern und Objekten eine große Liebe hinsichtlich der Wölbungen zu sehen, die durch gelungene, unauffällige Striche dargestellt werden und dem Ganzen eine gewisse Dreidimensionalität geben, die das Geschehen sehr interessant und modern gestaltet, da sehr viele Manga-Autoren die Dreidimensionalität ihrer Figuren normalerweise nur durch das Spiel von Licht und Schatten entstehen lassen. Auch sind die einzelnen Bilder mit viel Liebe zum Detail gezeichnet worden, nur selten gibt es Bilder, denen es an Hintergrund oder einem gut ausgearbeiteten Gesicht fehlt. Auch die Animation der Actionsequenzen ist unheimlich flüssig und nachvollziehbar, so etwa die Verfolgungsjagd auf Seite 70. Auch hierbei hält der Autor das Tempo angenehm hoch, ohne das Geschehen mit zu viel erläuternden Bildern zu verlängern.
_Fazit:_
Mit dem ersten Band ist Katsuhiro Otomo ein wirkliches Meisterwerk gelungen, das Lust auf mehr macht und auch in den späteren Bänden nicht an Qualität verliert. Die Faszination, den längsten Manga der Welt zu lesen, reicht schon aus, doch die Spannung der Story sowie der hervorragende Zeichenstil tun ihr Übriges dazu.
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