Owens, Robin – Hüterin von Lladrana, Die (Lladrana 1)

_Alexa Fitzwalter_ hatte keine einfache Kindheit. Umso mehr trifft sie der Verlust ihrer einzigen Freundin Sophie. Kein Wunder, dass sie diesem seltsamen Gefühl nachgibt und unter dem silbernen Bogen hindurchgeht.

Die fremde Welt, die sie damit betritt, und die Menschen dort faszinieren sie. Aber sie muß nur zu bald feststellen, daß ihre Hoffnung, dort neue Freunde zu finden, sich nicht so einfach erfüllen wird …

_Die tragenden Charaktere_ sind zu dritt:

Hauptprotagonistin ist natürlich Alexa. Die junge Frau war schon in ihrer eigenen Welt eine echte Kämpferin, wenn auch eher mit Worten als mit Schwertern. Nicht nur, dass sie sich gegen viele Widerstände bis zu ihrem Diplom durchbeißen musste. Jetzt ist sie Anwältin, also drauf und dran, sich für die Rechte anderer zu „schlagen“. Alexa will gebraucht werden. Und das nicht nur beruflich, sondern auch privat.

Reynardus, der oberste Anführer der Marschälle, die Alexa beschworen haben, hält überhaupt nichts von ihr. Ganz gleich, was sie tut und sagt, er hat nichts als Hohn und Spott für sie übrig, selbst als sie längst bewiesen hat, daß sie für die Aufgabe eines Marschalls wie gemacht ist. Denn zum einen ist Reynardus zu stolz, um Fehler zuzugeben, und zum anderen ist er zu herrschsüchtig, um jemanden akzeptieren zu können, der sich derart seiner Kontrolle entzieht, wie es die Fremde von der Erde tut.

Für Bastien, Reynardus‘ Sohn, dagegen wäre Alexa die perfekte Frau – wenn sie keine Marschallin wäre! Denn von den Marschällen hält Bastien schlicht überhaupt nichts. Der Draufgänger mit der wilden, unbeherrschten Magie rebelliert nicht nur gegen seinen Vater, sondern schlicht gegen alles, und entwickelt dabei einen ausgeprägten Sturkopf.

Außerdem wäre da noch Sinafin erwähnenswert, eine Feycoocu, was auch immer das sein mag. Sie ist in der Lage, jede beliebige Gestalt anzunehmen, und verfügt über mächtige Magie. Die Lladranier begegnen ihr mit Ehrfurcht. Offenbar ist Sinafins einziges Ziel, ihre Welt Amee zu retten. Und obwohl sie sich Alexa angeschlossen hat, um sie zu unterstützen, schreckt sie auch nicht davor zurück, sie gelegentlich ein wenig zu manipulieren …

Im Zyklusauftakt gibt die Charakterzeichnung wesentlich mehr her als im Folgeband [„Die Zauberin von Lladrana“. 5494 Reynardus ist ein wahrer Giftpilz, den der Leser so richtig schön hassen kann, auch wenn Reynardus eigentlich zu intelligent ist, um so unvernünftig zu handeln. Und Bastien wird durch seine entstehende Beziehung zu Alexa nicht auf seine Funktion als Liebhaber reduziert, sondern bleibt stets er selbst. Wirkliche Tiefe, wie man sie bei den Figuren von Anne Bishop oder Jenny-May Nuyen findet, sucht man allerdings noch vergeblich.

_Die Handlung_ lebt vor allem von Alexas Auseinandersetzung mit den Marschällen. Obwohl sie durchaus dazu bereit ist, sich für Lladranas Rettung einzusetzen, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Marschällen schwierig. Denn niemand scheint es für nötig zu halten, ihr irgendetwas zu erklären, weder Bräuche noch Regeln, geschweige denn Gründe dafür, warum Alexa dies oder jenes tun soll. Alexa fühlt sich manipuliert, zu Recht. Denn selbst Sinafin, die durchaus damit beschäftigt ist, Alexa in eine Richtung zu lenken, die ihren Absichten dient, tut nichts gegen Alexas persönlichen Willen. Sinafin will überzeugen. Dafür glauben die Marschälle keine Zeit zu haben.

Obwohl es auch einige Kämpfe gibt, bleiben sie eher im Hintergrund. Der Antagonist ist noch nicht aufgetaucht, das Böse wird vorerst nur von den ekligen Monstern vertreten, die über die beschädigte Grenze drängen. Eine erste Steigerung bildet dabei der Sangvile, der auch im zweiten Band noch auftaucht, dort aber bereits als minder gefährlich eingestuft wird im Vergleich zu dem Meister, mit dem Marian sich auseinandersetzen muß. Hier zeichnet sich ein allmählicher Anstieg der Bedrohung ab, der mit der langsamen Annäherung an den Kern des Bösen, an den eigentlichen Verursacher, parallel laufen dürfte.

Ob es der Autorin letztlich gelingt, den Spannungsbogen tatsächlich von Band zu Band weiter zu straffen, betrachte ich dennoch mit einiger Skepsis, und zwar deshalb, weil der Sangvile zwar in der Hierarchie unter dem Meister stand, die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Meister aber ebenso glimpflich verlaufen ist wie die mit dem Sangvilen. Spannung fand sich in diesem ersten Band eigentlich nur unmittelbar vor dem Großangriff der Monster. Aber auch die verpuffte relativ rasch, was vor allem daran liegen dürfte, dass Alexa bei dieser Gelegenheit rein zufällig entdeckte, wie die Grenzpfosten repariert werden können, sodass der größte Teil der Armee einfach aus der Schlacht ausgesperrt wurde.

_Alles in allem_ fand ich „Die Hüterin von Lladrana“ etwas besser als [„Die Zauberin von Lladrana“. 5494 Die Charaktere sind nicht ganz so flach ausgefallen, und die Liebesgeschichte, die auch hier eingebaut ist, steht nicht so sehr im Vordergrund, wie es beim zweiten Band der Fall ist. Das ließ Raum für die Welt als solche, und tatsächlich erhält der Leser hier ein paar Informationen, die ich im zweiten Band vermisste. Auch stellte ich fest, dass bereits im ersten Band Personen vorgestellt wurden, die im Nachfolger eine größere Rolle spielten. Dadurch wird der bemühte Eindruck, den ich beim Lesen des Nachfolgers hatte, stark abgemildert, die Geschichte wirkt fließender. Das und die Tatsache, dass die Rettung Lladranas sich als roter Faden durch die Rahmenhandlung sämtlicher Bände zieht, spricht dafür, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Sofern man sie überhaupt lesen möchte. Denn wirklich fesselnd war auch dieser erste Band des Zyklus nicht. Alexas Reibereien mit den Marschällen sind ja nett zu lesen, aber als Hauptthematik etwas zu mager. Obwohl ständig von der Rettung Lladranas gesprochen wird, führt der Kampf gegen das Böse ein ziemliches Randdasein. Der Autorin gelingt es einfach nicht, die einzelnen Aspekte ihrer Handlung – den plötzlichen Eintritt in eine fremde Welt und die Anpassung an diese Situation, die jeweilige Romanze und die Bedrohung von Außen – zu einer nahtlosen Einheit zusammenzufügen. Die mangelnde Balance hat zur Folge, dass die Geschichte eindimensional wirkt. Die starke Gewichtung des Zwischenmenschlichen zulasten der Gegner nimmt dem Buch die Spannung. Gleichzeitig sorgt die Schwäche in der Charakterzeichnung dafür, dass auch das Zwischenmenschliche den Leser nicht wirklich berührt, geschweige denn gefangen nimmt.

Sprich: Ein netter Lückenfüller für abends im Bett, wenn man keine Lust mehr auf etwas Anspruchsvolleres oder Aufregendes hat. Mehr nicht.

_Robin D.Owens_ schreibt schon lange, der Durchbruch gelang ihr 2001 mit dem Buch „HeartMate“, eine Fantasy-Romanze, der inzwischen sechs weitere folgten. Aus ihrer Feder stammen auch die Anthologie „What Dreams May Come“ sowie der Lladrana-Zyklus, dessen fünfter Band diesen Monat auf Englisch erschienen ist. Außer ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin spielt Robin D. Owens auch Theater. Sie lebt mit ihren Katzen in Colorado.

|Aus dem Amerikanischen von Justine Kapeller
508 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-89941-361-8|
http://www.mirafantasyblog.de
MIRA Taschenbuch
http://www.robindowens.com

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