Parzzival, S.H.A. – Gefühlsjäger (Titan-Sternenabenteuer 24)

Nun, die Begründung für den erneuten Wechsel des Veröffentlichungsrhythmus der „Titan“-Romane kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Hier wird angegeben, dass in Zeiten von Hartz IV in Deutschland nicht mehr so viel Geld für die neulich unter dem Banner Social-Fiction firmierenden Sternenabenteuer übrig ist, weshalb die Bücher statt monatlich nur noch jeden zweiten Monat auf den Markt kommen. Das Komische hieran ist nämlich, dass die Seitenzahl seitdem ebenfalls sehr gekürzt wurde, so dass es die reine Netto-Story im aktuellen Band „Gefühlsjäger“ nicht mal mehr auf 140 Seiten bringt. Wie wäre es denn gewesen, wenn man die letzten beiden Romane in einem Buch zusammengefasst hätte? Schließlich gibt es vom BLITZ-Verlag auch andere Bücher, die bei gut doppelt so großem Seitenumfang ebenfalls für 9,99 € angeboten werden können … Nun ja, äußerst schwammig, diese seltsame Erklärung – gerade wenn man bedenkt, dass der neue Handlungs-Ableger in den letzten beiden Bänden nicht wirklich der Renner war. Aber gut, auf der anderen Seite hat „Gefühlsjäger“ trotz des merkwürdigen Beigeschmacks auch wieder ein Gutes: Die Geschichte wird wieder auf einen vernünftigen Kurs gebracht, und die Autoren (dieses Mal erneut der beim letzten Mal gescheiterte S.H.A. Parzzival) besinnen sich wieder vermehrt der ursprünglichen Science-Fiction-Basis. Recht so!

_Story_

Michael Moses gerät nach dem Zerfall seiner Metropole Germania weiter unter Beschuss; die Ökoterroristen haben eine monströse Killerkrake auf die Malediveninsel, auf der sich sein derzeitiges Domizil befindet, gehetzt, und diese kann erst im letzten Moment von Moses‘ Helfershelfern (darunter auch die „Titan“-Crewmitglieder Anaka Tagawa und Cyberjohn Five) unschädlich gemacht werden. Doch bei den beiden Abgesandten der CRC-Flotte macht sich mehr und mehr Skepsis breit: Irgendetwas auf dieser Insel geht nicht mit rechten Dingen zu. Da ist es ihnen nur recht, dass sie Moses in die Werft der CRC begleiten dürfen und diesem mysteriösen Platz entfliehen können.

Im M-13-Sektor sucht derweil ein anderes Schiff der CRC nach neuen Energiestoffen für die Erde. Dabei gerät der Weltraumkreuzer in die Fänge eines seltsamen Alien-Volkes, das bei seinem Angriff auch sofort in die Gehirne der Besatzungsmitglieder eindringt. Die fremden Wesen stellen sich per Gedankenaustausch als das Volk der Cadschiden vor und geben an, auf die Ankunft des Lariod zu warten, der ihre Seele mit den einst verloren gegangenen Gefühlen füttern soll. Doch die friedliche Atmosphäre, die der Crew der „Wallenstein“ von den Cadschiden entgegengebracht wird, währt nur kurze Zeit.

Auf eigene Faust nutzen Kommandant Sebastian, Navigator David und die von beiden verehrte Dame an Bord, Ceccyl, ihre auf Cadschid gewährten Freiräume und entdecken dabei die Schattenseiten des fremden Volkes. Auch mit den Emorebs, einer Randgruppe der Cadschiden, die in begrenztem Rahmen Gefühle empfangen kann, macht das Trio Bekanntschaft und gerät dabei immer tiefer in die wirren Verstrickungen um die außergewöhnliche Rasse mit den Zyklopenaugen. Für Sebastian und seine Mannschaft stellt sich von Minute zu Minute hartnäckiger die Frage, welche Funktion sie als Vertretung der menschlichen Rasse auf Cadschid erledigen sollen bzw. wie sie die Ankunft des Laroid erwirken können. Deshalb holen sie sich Hilfe beim eigenen Volk und beordern ein Schiff der Space-Police nach Cadschid.

Von da an nimmt das Unglück seinen Lauf; plötzlich nämlich haben die einäugigen Aliens eine Möglichkeit gefunden, die Gefühle der Menschen anzuzapfen, und trotz Anwesenheit der Rechtshüter der Weltraumpolizei droht die Lage auf dem fremden Planeten zu eskalieren. Werden die Raumfahrer mit der „Wallenstein“ rechtzeitig aus der Gefangenschaft fliehen und die Erde vor der Bedrohung durch die Gefühlsjäger schützen können?

_Meine Meinung_

Im Grunde genommen ist „Gefühlsjäger“ ein fast schon eigenständiger Roman, der abgesehen von der einleitenden Geschichte als Auftakt einer neuen Reihe für sich alleine stehen könnte. Das Hintergrundwissen um die Ereignisse in Germania ist (zunächst mal) kaum noch von Belang, und die kurze Abhandlung über die weiteren Geschehnisse um den World-Market-Chef Michael Moses wirkt diesbezüglich auch ein wenig aufgesetzt, damit zumindest ein geringer Zusammenhang vom letzlich noch thematisierten Anschlag der Ökoterroristen erkennbar ist.

Statt an dieser Stelle fortzusetzen, widmet sich S.H.A. Parzzival hier einem gänzlich neuen Volk, komplett neuen Helden und Gott sei Dank auch wieder dem Leben im Weltraum, das, begünstigt durch die endlich wieder feinstens ausgeklügelte Handlung, um einiges spannender ist als die billige Erotik in „Germania“ und dessen Vorgängerband. Auffällig ist hierbei der überaus philosophische Unterton, den der Autor in den Diskussionen über die verlorenen Gefühle der Cadschiden mit einbringt. Solche Ansätze sind deutlich interessanter als die nicht bis ans Ende durchdachte Planung der Stadt aus dem Dritten Reich. Doch auch sonst wirkt die neue Geschichte in allen Belangen frischer und lebhafter. Der Aufbau eines Mysteriums gelingt Parzzival beispielsweise bei der Beschreibung der fremden Alien-Rasse weitaus besser als noch bei der Erörterung der schlimmen Naturkatastrophe rund um Germania. Aber auch die in „Gefühlsjäger“ eingeführten neuen Charaktere bringen spürbar Leben in die Serie. Daher liegt auch ständig das Gefühl in der Luft, dass S.H.A. Parzzival mit diesem ziemlich kurzen Roman so gerade noch einmal die Kurve bekommen hat, nachdem ihm die Story noch im letzten Buch zu entgleiten drohte.

Wenn es nach mir ginge, könnte man jetzt auch gerne wieder das Social-Fiction-Banner aus den neuen Sternenabenteuern der „Titan“ entfernen, denn wie sich hier klar herausstellt, ist die Rückkehr zu den Ursprüngen weitaus interessanter als die unglaubwürdigen zwischenmenschlichen Episoden aus den letzten Büchern. In diesem Sinne ist „Gefühlsjäger“ dementsprechend auch ein echter Fortschritt in die richtige Richtung. Jetzt muss es dem um „Perry Rhodan“-Schreiber Horst Hoffmann verstärkten „Titan“-Team nur noch gelingen, die einzelnen Stränge zusammenzufügen und einen logischen Zusammenhang zwischen den ungeklärten Ereignissen um Shylan Shans Geliebte Monja, den Befall der Ökoterroristen, Michael Moses‘ verschwiegene Geheimnisse und das Volk der Cadschiden, das sich gerade auf den Weg nach Terra begeben hat, herzustellen. Aber ehrlich gesagt: Wenn der Autor des bereits unter dem Titel „Himbeertod“ angekündigte 25. Teils Ähnliches vollbringt wie in „Gefühlsjäger“, dann darf man von „Titan“ trotz der zuletzt noch sehr starken Skepsis in Bälde noch so einiges erwarten. Lediglich der fade Beigeschmack, oder soll ich besser sagen: die etwas verwegene Erklärung in Bezug auf die eingangs erwähnte neue Terminfestlegung und Preispolitik bleibt am Ende bestehen.

http://www.blitz-verlag.de/

Schreibe einen Kommentar