Singh, Nalini – Leopardenblut (Gestaltenwandler 1)

Im Jahre 2079: Sascha Duncan ist eine Mediale und gehört damit einer menschenähnlichen Rasse an, die durch ein Programm namens |Silentium| dazu erzogen wurde, keine Emotionen zu besitzen. Deshalb ist Sascha davon überzeugt, dass mit ihr etwas nicht stimmt: Es gelingt ihr immer weniger, die in ihr aufgestauten Emotionen zurückzuhalten. Da die Entdeckung ihres Defekts für sie schlimme Folgen haben könnte, versucht sie jedoch, ihren Makel geheimzuhalten.

Als sie zum ersten Mal selbstständig Geschäfte aushandeln darf, gerät sie ausgerechnet an Gestaltenwandler: an das Rudel der DarkRiver-Leoparden. Die Gestaltenwandler sind das genaue Gegenteil der Medialen: wild und voller Emotionen.

In den Verhandlungen geht es offiziell darum, neue Wohngebiete für Gestaltenwandler einzurichten – doch im Grunde hat Lucas Hunter, das Alphatier der DarkRiver-Leoparden, etwas ganz anderes im Sinn: Seit Monaten verschwinden immer mehr Gestaltenwandlerfrauen und werden nach sieben Tagen gefoltert und tot wieder aufgefunden. Durch die Zusammenarbeit mit Sascha erhofft er sich, mehr über die Geheimnisse der Medialen zu erfahren und herauszufinden, wer der Mörder ist, der von ihnen gedeckt wird.

Schon früh bemerkt Lucas bei der Zusammenarbeit mit Sascha, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Während er versucht, Saschas für Mediale untypischem Verhalten auf die Schliche zu kommen, entwickelt er immer mehr Gefühle für sie. Und auch Sascha kann die Zuneigung, welche sie für Lucas empfindet, bald nicht mehr zurückhalten. Mit Lucas‘ Hilfe lernt sie die schönen Seiten der Liebe kennen und möchte bald nicht mehr zu den Medialen zurückkehren.

Als eine weitere Gestaltenwandlerfrau aus einem anderen Rudel verschwindet, spitzt sich die Lage immer mehr zu. Die Gestaltenwandler und die Medialen stehen kurz vor einem Krieg, und für Sascha, die bei Lucas bleiben möchte, gibt es kein Entkommen aus der Welt der Medialen: Entscheidet sie sich für Lucas, muss sie sich von dem für Mediale lebenswichtigen Medialnet trennen und damit ihr Leben lassen …

_Eindrücke:_

Was mich an „Leopardenblut“ sofort ansprach, war nicht nur die Tatsache, dass es sich um einen Fantasy-Romance-Roman handelt, sondern vor allem die Idee der Story. Die Geschichte spielt in der Zukunft und hat daher nicht nur einige Fantasy-, sondern auch diverse Science-Fiction-Elemente parat. Auf der Erde gibt es – neben gewöhnlichen Tieren – die Menschen, die Gestaltenwandler und die Medialen. Die Gestaltenwandler sind halb Tier, halb Mensch und können sich in jenes Tier verwandeln, welches in ihrer Persönlichkeit steckt (so können sich die DarkRiver-Leoparden natürlich in Leoparden verwandeln).

Die Medialen sind da schon ein bisschen komplizierter zu beschreiben. Sie ähneln den Menschen, sind aber seit ihrer Geburt durch das Programm „Silentium“ darauf ausgerichtet, keine Emotionen zu besitzen und lediglich zu funktionieren. Mediale verfügen über telepathische und telekinetische Kräfte und sind durch das so genannte Medialnet auf eine Weise verbunden, die man mit dem Internet vergleichen kann. Über das Medialnet können sich die Medialen unterhalten und sich gegenseitig überwachen. Deshalb ist es wichtig, irgendwelche „Defekte“, die man hat, zu verstecken, denn ansonsten muss man sich einer Rehabilitationsmaßnahme unterziehen, welche für Mediale den Anfang vom Ende bedeutet. Das Medialnet ist nicht nur von überall aus erreichbar, wo sich die Medialen gerade befinden, sondern von dort beziehen sie auch ihre ganze Lebenskraft. Wendet sich ein Medialer von dem Medialnet ab, stirbt er schon nach kurzer Zeit. Die Welt der Medialen wird von der Autorin Stück für Stück gut erklärt, sodass man keine Probleme damit haben dürfte, die Bedeutung der Medialen zu verstehen.

Die Mischung aus Sci-Fi, Fantasy und Liebesgeschichte hat mich von Anfang an angesprochen. Sie bietet, anders als bei den üblichen Fantasy-Romance-Romanen, wirklich mal etwas Neues und macht neugierig. Der Ansatz der Geschichte ist recht gut und man hätte einiges aus dieser Idee herausholen können. Dennoch wurde der Ansatz leider nicht wirklich gut umgesetzt.

Das geht los mit den Charakteren. Im Großen und Ganzen fällt keiner der Charaktere grundsätzlich negativ auf, aber trotzdem sind die meisten von ihnen eher oberflächlich gehalten und sehr blass. Keine Figur kann wirklich überzeugen und schafft es, tiefgründig und real zu wirken, was der Grund dafür ist, dass es dem Leser schwerfallen dürfte, sich in die Charaktere hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Sascha wirkt mit ihrer Zerbrechlichkeit beinahe ein bisschen zu schwächlich und naiv, Lucas dagegen zu stark und besitzergreifend. Zwar sind das unter anderem Eigenschaften, die man zuhauf in Romanen aus dem Bereich der Fantasy Romance finden kann, doch man nimmt sie den Charakteren in diesem Fall einfach nicht richtig ab. Von wahren Emotionen fehlt jede Spur, und es fällt zunehmend schwer, wirklichen Gefallen an der Lektüre zu finden, da es mit den Emotionen, je weiter die Geschichte voranschreitet, so übertrieben wird, dass sie irgendwann nur noch auf die Nerven gehen statt den Leser wirklich zu berühren.

Nicht nur die Charaktere, sondern auch die Geschichte selbst rutscht dabei immer mehr in Richtung Kitsch ab. Die Liebe zwischen Lucas und Sascha stellt sich so schnell ein und wird als dermaßen intensiv beschrieben, dass sie völlig unglaubwürdig und kitschig wirkt. Es wird ständig beschrieben, wie innig ihre Liebe ist und wie sehr die beiden sich gegenseitig lieben. Zum Ende hin dreht sich die ganze Geschichte nur noch darum und die restliche Handlung tritt in den Hintergrund, sodass es scheint, als wäre die eigentliche Geschichte nun unwichtig. Das ganze letzte Viertel des Buches dreht sich beinahe ausschließlich um die Liebe zwischen den beiden, und auf jeder Seite wird aufs Neue erklärt, wie sehr sich die beiden zugetan sind.

Was ich in „Leopardenblut“ auch vermisst habe, ist die Spannung. Am Anfang macht man sich als Leser noch Hoffnungen, dass die Geschichte noch richtig interessant wird, doch diese Hoffnung wird mit jeder weiteren Seite zunichte gemacht, und sobald man die Lektüre beendet hat, bleibt man verdutzt zurück und fragt sich enttäuscht: War das alles? Zwar erwartet den Leser bei „Leopardenblut“ keine gähnende Langeweile, doch die wirklichen Highlights und Spannungsmomente bleiben einfach aus. Die Geschichte plätschert stetig im selben Tempo und ohne wirkliche Höhen und Tiefen vor sich hin, und auch wenn das Buch nie wirklich langweilt, fesselt es auch nicht.

Das Schlimmste ist allerdings immer noch die Vorhersehbarkeit der Handlung. Die Auflösung und das Ende sind so simpel gestrickt, dass man einfach nur enttäuscht sein kann. Das Ende fällt genau so aus, wie man es sich bereits von Anfang an denken kann. Das Buch hält geradezu null Überraschungen und Wendungen bereit, die der Leser nicht schon mit ein bisschen Fantasie selbst erahnen konnte. Am stärksten zeigt sich das am Ende, bei dem man sich über die Durchsichtigkeit und Fantasielosigkeit einfach nur noch wundern kann.

Der Schreibstil ist nicht völlig missraten, weist aber auch einige Mankos auf. Teilweise werden Erklärungen und Beschreibungen für die Welt der Medialen und der Gestaltenwandler eingeschoben, wo sie gar nicht wirklich zu der momentanen Situation passen oder mehr wie eine in den Text eingefügte Fußnote wirken. Ab und zu kommen auch Wiederholungen in der Formulierung vor oder der Erzählstil wirkt an einigen Stellen unsicher und umgangssprachlich.

_Fazit:_

Ich hätte mir von „Leopardenblut“ eindeutig mehr erwartet. Die Geschichte ist vorhersehbar und kitschig und die Charaktere sind blass. Die Grundidee des Buches hat mir gefallen, aber letztendlich war „Leopardenblut“ eher eine Enttäuschung.

_Die Autorin:_

Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist später in Neuseeland aufgewachsen. Vorerst war sie als Rechtsanwältin und Englischlehrerin tätig, begann aber im Jahre 2003 mit ihrer Karriere als Autorin von Liebesromanen. Der erste Teil der „Gestaltenwandler“-Serie ist ihr erster Roman im Bereich Fantasy Romance.

Die |Gestaltenwandler|-Reihe:

Band 1: Leopardenblut
Band 2: Jäger in der Nacht (August 2008)

|Originaltitel: The Psy-Changeling series vol. 1: Slave to Sensation
Originalverlag: Berkley Publishing Group
384 Seiten Klappbroschur
ISBN-13: 978-3-8025-8152-6
http://www.egmont-lyx.com

Schreibe einen Kommentar