Stroud, Jonathan – Bartimäus – Das Amulett von Samarkand

Nach dem Erscheinen von Harry Potter in der Welt der Jugendromane geht dieser Trend nun weiter und etabliert das Genre der All-ages-Literatur. Das von mir vorgestellte Buch „Bartimäus – Das Amulett vom Samarkand“ des englischen Autors Jonathan Stroud gehört in dieses Fantasygenre und weiß zu begeistern:

_Die Story_

Bartimäus ist ein Dämon, ein Geist der mittleren Stufe, was die magische Welt angeht, 5000 Jahre alt, was für einen Dämon noch recht jung ist, und er hat wirklich ein gesundes Selbstbewusstsein. Bartimäus ist arrogant, selbstsicher und recht rücksichtslos, eben nicht gerade jemand, der wirkliche Minderwertigkeitskomplexe erkennen lässt. Er kannte die Pharaonin Nofretete und ihr magisches Fußkettchen, war mit König Salomo per Du und ist in seinen Jahren so ziemlich durch die Epochen gewandert, immer wieder beschworen von mächtigen Zaubern.

Nur Zauberer können Dämonen herbeirufen; sie selbst verfügen nicht über Zauberkräfte, sondern versklaven die Geister, um sich ihrer magischen Mächte zu bedienen. Für den egozentrischen Bartimäus ist es ein herber und sensibler Schlag, dass ausgerechnet ein kleiner Zauberlehrling, ein Junge namens Nathanael, ihn beschwört und er sich seinen Befehlen beugen muss. Da kann die Grabesstimme schon mal just verrutschen …

Der Zauberlehrling Nathanael befiehlt Bartimäus, dem Zauberer Simon Lovelace das Amulett von Samarkand zu stehlen, und das nur, weil dieser ihn ein wenig gedemütigt hat. Was Anfangs als kleiner Streich gedacht war, entwickelt sich im Britannischen Empire, denn dort spielt die Geschichte, zu einer wahren Regierungskrise und bietet Stoff für die eine oder andere Verschwörung. Auf einmal lauern überall Gefahren für Bartimäus und Nathanael: Auftragskiller, Dämonen und der Widerstand der gewöhnlichen Menschen (also die nicht magischen) gegen die Regierung Englands – jede Fraktion hat ihre eigenen Interessen.

Nathanael und Bartimäus erkennen, dass das mächtige Amulett eine wichtige Rolle zu spielen hat und dass Simon Lovelace, der als Zauberer für die Regierung arbeitet (die Regierung besteht nur aus Zauberern), über Leichen geht, und nicht nur über die von Zauberlehrlingen und egozentrischen Dämonen …

_Kritik_

Eine wunderbare Geschichte, rasant und eindrucksvoll. Jonathan Stroud hat als Hauptfigur ebenso wie Rowling einen Zauberlehrling gewählt, aber dieser hat mit Harry Potter auch im Entferntesten keine Ähnlichkeit. Im Gegenteil, Nathanael ist nicht der nette, moralische junge Mann, sondern immer nur auf seinen eigenen Vorteil und seine eigene Karriere bedacht.

Die Geschichte ist immer in der jeweiligen Ich-Form des Charakters geschrieben. Von Kapitel zu Kapitel geben sich Nathanael und Bartimäus die Klinke in die Hand. Temporeicher Witz, Sarkasmus und Ironie (ich verweise hier auf die Fußnoten) vor allem von Bartimäus zeichnen die Handlung aus. Seine Erklärungen und Erzählungen vergangener Zeiten aus dem Blickwinkel eines Jahrhunderte alten Dämons sind mehr als amüsant – ohne diese wäre das Buch eher Durchschnitt. Bartimäus ist nicht gut gesinnt, aber als Dämon auch nicht ungemein böse; ein vielschichtiger Charakter, der sich nicht nur in einer Richtung bewegt.

Der Zauberlehrling Nathanael ist ein schüchterner und ängstlicher Charakter, der aber trotzdem in den magischen Künsten nicht untalentiert ist. Er ist im Roman natürlich auch eine wichtige Person, obwohl er die zweite Geige spielt, was in den beiden nächsten Teilen hoffentlich auch nicht anders sein wird.

Die Handlung entwickelt sich vornehmlich dadurch weiter, dass die beiden Perspektiven von Bartimäus und Nathanael trotz aller Abhängigkeit voneinander Hand in Hand gehen. Die Spannung, die dadurch aufkommt, lässt keine Langweile zu und produziert eine gelunegene stilistische Abwechslung in der Literaturszene für junge und jung gebliebene Leser. Jonathan Stroud hat mit dem ersten Teil der bisherigen Trilogie eine Geschichte und Charaktere entwickelt, die wirklich originell sind und den Vergleich zum Harry-Potter-Boom nicht zu scheuen brauchen.

All das macht die Lektüre spannend und abwechslungsreich und bietet pures Lesevergnügen, das ich nur weiterempfehlen kann. Die Filmrechte sind auch schon verkauft worden – |Miramax| verfilmt die Trilogie derzeit.

_Der Autor_

Jonathan Stroud wurde 1970 in Bedford geboren. Er schreibt Geschichten, seit er sieben Jahre alt ist. Als Lektor für Kindersachbücher erschloss sich sein schriftstellerisches Talent, indem er anfangs Kinderbücher veröffentlichte. Nach kleinen Erfolgen beschloss er, Autor in größerem Stil zu werden. Zusammen mit seiner Frau Gina und seiner Tochter Isabelle lebt er in der Nähe von London.

http://www.bartimaeus.de/

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