Howard, Jonathan L. – Institut für Angst und Schrecken, Das (Johannes Cabal 3)

_Die |Johannes-Cabal|-Trilogie_

Band 1: [„Seelenfänger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6176
Band 2: [„Totenbeschwörer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6719
Band 3: _“Das Institut für Angst und Schrecken“_

_Johannes Cabal ist_ bekannterweise nicht gerade ein Menschenfreund. Damit er sich bereit erklärt, einen Anwalt, einen Kunsthändler und einen Leichenbestatter bei ihrer Mission zu unterstützen, ist also ein sehr starker Anreiz notwendig. Der Silberschlüssel, der seinem Träger Zugang zu den Traumlanden gewährt, ist für Cabal durchaus Anreiz genug. Allerdings hat er keine Ahnung, worauf er sich da tatsächlich einlässt …

_Wie in den_ vorigen Bänden auch steht Johannes Cabal im Mittelpunkt der Geschichte. Aber anders als bisher muss er die Handlung diesmal fast allein tragen. Denn die diversen Bewohner der Traumwelt sind nur etappenweise Mitglieder der Truppe, und die drei Auftraggeber Cabals sind im Vergleich zu Horst oder Leonie Barrow ziemlich blass und farblos geraten. Der Leser erfährt im Grunde gar nichts über sie und sie tun kaum etwas, außer sich zu beschweren. Nicht sehr ergiebig.

Auch im Hinblick auf Handlung und Hintergrund fehlte es mir diesmal ein wenig an Würze. Vielleicht liegt das – zumindest zum Teil – daran, dass ich Lovecraft nicht gelesen habe. Denn auf dessen Cthulhu-Mythos hat Howard in diesem Band regelmäßig zurückgegriffen. So ist die Traumwelt, in der nahezu die gesamte Handlung spielt, offenbar ein fester Bestandteil davon, den Howard lediglich für seine Zwecke etwas modifiziert hat, was ich erst beim Lesen des Anhangs erfuhr.

Einzelne, kurze Abschnitte zwischen den Kapiteln befassen sich mit Cthulhu, Nyarlathotep und Konsorten, klingen allerdings ziemlich schräg. Möglich, dass sie eine Menge Anspielungen enthalten, wenn ja, sind diese leider wegen Unkenntnis des Originals völlig an mir vorübergegangen.

Das allein kann es aber auch nicht gewesen sein. Mehr oder weniger unabhängig von der eigentlichen Thematik hat Howard im „Seelenfänger“ alle möglichen Arten menschlicher Schwäche durch den Kakao gezogen, im „Totenbeschwörer“ den Kriminalroman. Gleichzeitig hat er in beiden Bänden nicht mit Seitenhieben gegen alle möglichen Institutionen wie Bürokratie oder Militär gespart.

All das fehlt hier. Selbst, wenn mir ein Großteil der möglicherweise im Zusammenhang mit Lovecrafts Werk vorhandenen Satire entgangen sein sollte, wo ist der Rest? Gut, es finden sich ein paar bissige Kommentare in Bezug auf Dichter/Schriftsteller und ihre übertriebenen Vorstellungen, und auch von Zauberern hat Cabal keine allzu gute Meinung. Im Vergleich zu dem verbalen Feuerwerk aus den beiden Vorgängerbänden wirkt das aber eher wie ein zu spät gezündeter Knallfrosch.

Das ist deshalb fatal, weil das Buch dadurch das verliert, was Howards Romane bisher aus der Masse der Fantasy herausgehoben hat. Ohne den sprühenden Witz, wie er zum Beispiel die Wortgefechte zwischen Leonie Barrow und Johannes Cabal auszeichnete, ohne den entlarvenden schwarzen Humor ist die Suche nach der materialisierten Angst zum Zwecke ihrer Zerstörung vielleicht eine Queste mit etwas schrägem Ziel. Trotzdem ist es nicht mehr als eine Queste, die nach dem üblichen Schema abläuft: Die Gruppe muss ein paar Gefahren überwinden, womöglich auch ein paar Verluste hinnehmen, erreicht aber letztlich den Gegenstand ihrer Suche. Vielleicht sind die Gefahren ein wenig schräger als in anderen Büchern, und vielleicht ist das Endergebnis nicht unbedingt das geplante. Um den Leser mitzureißen, wie es die beiden anderen Bände taten, reicht das aber nicht.

Zu guter Letzt fand ich auch das Ende etwas enttäuschend. Nicht, weil es quasi vollkommen offen ist, sondern weil das gesamte Unternehmen rückblickend betrachtet keinerlei Sinn ergibt. Schon beim Showdown, der in diesem Fall gänzlich verbal ausgefochten wird, hatte ich so meine Schwierigkeiten. Irgendwie schien mir die Unterhaltung etwas zusammenhanglos. Ein wenig kam ich mir vor wie im Interview mit einem Politiker: die Antworten waren teilweise wortreich, hatten aber nicht unbedingt etwas mit der Frage zu tun.

Nun will ich die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die eigentliche Antwort zwischen den Zeilen stand, und ich schlicht zu doof war, sie zu verstehen. Das ändert leider nichts an der Tatsache, dass ich mit einem Gefühl der Unzufriedenheit zurückblieb. Dass Cabals Gegenspieler sich bei einigen entscheidenden Fragen schlicht geweigert hat, überhaupt zu antworten, macht es nicht besser. Und wie gesagt: Im Grunde ist noch immer alles völlig offen.

_Unterm Strich_ ist dieser Band nach meinem Dafürhalten ein gutes Stück hinter seinen Vorgängern zurückgeblieben. Wer bereits vom zweiten Band enttäuscht war, weil die Thematik eine völlig andere war als im Ersten, der dürfte diesen dritten Band noch weniger begrüßen, denn das, was die Geschichten um Johannes Cabal weit mehr ausmachte als sein Beruf, nämlich ihre schonungslose und doch augenzwinkernde Abrechnung mit Auswüchsen aller Art, fehlt hier nahezu völlig. Trotz der aberwitzigen Grundidee verläuft die Handlung spannungsarm und trocken, alle Figuren, die neben Cabal noch etwas Interesse wecken könnten, spielen lediglich winzige Nebenrollen. Vielleicht können Kenner des Cthulhu-Mythos der Sache noch etwas mehr abgewinnen, alle anderen können sich höchstens mit der Hoffnung trösten, dass – obwohl der Verlag den Zyklus als „Trilogie“ bezeichnet – auf das so offene Ende vielleicht doch noch ein vierter Band folgen wird, der wieder denselben lebhaften Esprit atmet wie der „Seelenfänger“ und der „Totenbeschwörer“.

_Jonathan L. Howard_ lebt in Bristol, ist seit 1990 ein fester Bestandteil in der Branche Computerspiele, außerdem schreibt er Drehbücher. 2005 erschien seine erste Kurzgeschichte „Johannes Cabal and the Blustery Day“, und nach einer weiteren Kurzgeschichte folgte der erste Band der Romanreihe über seinen ungewöhnlichen Helden.

|Taschenbuch 347 Seiten
Originaltitel: The Fear Institute
Deutsch von Jean-Paul Ziller
ISBN-13: 978-3-442-47035-8|
http://www.johannescabal.com
http://www.randomhouse.de/goldmann

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