Wallace, Edgar; Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace – Der Banknotenfälscher (Folge 4) (Hörspiel)

_Besetzung_

Chronist/Erzähler – Eckart Dux
Peter Clifton – Mark Bremer
Jane Clifton – Christine Pappert
Donand Wells – Marco Sand
Basil Hale – Holger Potzern
Oberinspektor Bourke – Wolf Frass
Oberinspektor Rouper – Kai Henrik Möller
Madame Untersohn – Traudl Sperber

Regie: Hans-Joachim Herwald

_Story_

Die junge Jane Leith ist alles andere als glücklich mit ihrem frisch vermählten Ehegatten Peter Clifton; nur auf Geheiß ihres Vaters hat sie sich auf die Ehe eingelassen, empfindet aber rein gar nichts für ihren Mann. Dies ist auch Basil Hale nicht entgangen, der schon seit längerer Zeit in das Mädchen verliebt ist und nicht ansehen möchte, wie sie in ihr Unglück hineinrennt. Hale verfolgt das Paar bis in die Flitterwochen und bricht in das Haus des Ehepaars ein, wird aber von Peter auf frischer Tat ertappt. Es folgt eine heftige Auseinandersetzung zwischen Peter und Basil mit offenem Ende. Einen Tag später wird Basil tot aufgefunden, und ihr Mann liegt mit der Tatwaffe blutverschmiert in seinem Bett.

Inzwischen ist sich Jane ihrer Gefühle gar nicht mehr so sicher. Insgeheim empfindet sie doch etwas für Peter und lässt wichtige Beweise verschwinden. Als sie ihren Mann dann jedoch an einer Geldpresse entdeckt, wird sie erst recht skeptisch. Handelt es sich bei ihrem Gatten tatsächlich um den schon lange gesuchten Banknotenfälscher, der überall nur ‚Fuchs‘ genannt wird?

_Meine Meinung_

Ist das Gros der Edgar-Wallace-Stücke mit einer dezent gruseligen Atmosphäre ausgestattet, handelt es sich bei „Der Banknotenfälscher“ indes um eine reine Kriminalgeschichte, wie sie jedoch auch absolut typisch für den legendären britischen Autor war und ist, geschrieben unter dem Originaltitel |The Forger| 1927 (dt. 1930). Und sicherlich ist die Story um den seltsamen Peter Clifton und seine fast noch seltsamere junge Gattin Jane auch eine der besseren aus der Feder von Mr Wallace, zumal der Autor sich das Recht vorbehalten hat, die Handlung mit überraschend vielen Wendungen auszustatten und dabei die Spannung stets am Höhepunkt brodeln zu lassen. Das mag bei den meisten seiner Werke sicherlich ähnlich sein, doch das stete Hin und Her in „Der Banknotenfälscher“ sticht definitiv aus dem Katalog des verstorbenen Autors heraus.

Besonders gut gelungen sind Wallace in dieser Erzählung die einzelnen Charakterprofile. Den beiden teils sehr konfusen Hauptdarstellern kann man kaum in die Karten schauen, weil sie ihre Meinungen und Einstellungen von Szene zu Szene verändern, so dass hier ein sehr ambivalentes Bild entsteht. Wallace bedient sich geschickterweise des Mittels der offensichtlichen Geisteskrankheit seitens Cliftons, stellt diese aber auch kurzerhand wieder in Frage und stiftet so ununterbrochen für (in diesem Fall) willkommene Verwirrung beim Zuhörer. Wer ist hier genau wer? Was steckt hinter den einzelnen Personen? Diese Fragen ziehen sich durch die Geschichte und betreffen selbst die erst später auftretenden, offenbar nicht ganz sauberen Leute von Scotland Yard, wobei einem vor allem der zweifelhafte Inspektor Rouper äußerst fragwürdig erscheint. Und wieder die Frage: Was wird hier eigentlich gespielt? Worum geht es jetzt genau?

Die genauen Hintergründe der Geschichte zu erfassen, ist in „Der Banknotenfälscher“ zwischenzeitlich gar nicht mal so leicht. Ständig erscheinen die Motive der Morde in einem neuen Licht, denn auch wenn prinzipiell nur Clifton für die brutalen Attentate als Täter in Frage kommt, bleiben immer noch Zweifel, denn warum sollte sich der Mann so ungeschickt verhalten und geradezu darauf hinweisen, dass er es gewesen ist? Vielleicht ist er ja doch Opfer und nicht Täter? Oder doch geisteskrank und unberechenbar?

„Der Banknotenfälscher“ ist ein wirklich sehr spannendes Hörspiel, vor allem eben, weil sich der Charakter der Geschichte und natürlich auch die vielen merkwürdigen Charaktere permanent wandeln. Die Sprecher transferieren diese beabsichtigte Verwirrung jedoch ohne jegliche chaotische Darstellungen und machen insgesamt alle einen fantastischen Job, vor allem die beiden Hauptfiguren Mark Bremer (Peter) und Christine Pappert (Jane). Die Summe all dessen ergibt schließlich eine weitere sehr gelungene Wallace-Adaption, die nunmehr vierte aus dem Hause |Maritim|, und gleichzeitig eine weitere, die man als Krimi-Liebhaber bedenkenlos ins Haus holen kann.

http://www.maritim-produktionen.de/

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