Lossau, Jens / Schumacher, Jens – Elbenschlächter, Der

_Inhalt_

In den übel riechenden Schatten von Foggats Pfuhl, dem zwielichtigsten Viertel der Metropole Nophelet, sind fünf Morde geschehen. Die Anzahl ist zwar nicht alarmierender als sonst, die Art und Weise jedoch schon: Fünf junge männliche elbische Prostituierte wurden unter Verwendung von Magie getötet, und in ihren Körpern findet sich kein Tropfen Blut mehr. Selbst das Königshaus ist besorgt: Wenn sich das mit dem Blut herumspricht, könnte ein aufgebrachter Mob das Vampyrgetto angreifen, und dann könnte es wieder zu einem Massaker kommen wie im Jahre 1983 des dritten Zyklus. Das muss unter allen Umständen verhindert werden, und so wird das beste Ermittlerteam des gesamten Instituts für angewandte investigative Thaumaturgie (IAIT) auf den Fall angesetzt.

Besagtes Team besteht aus dem promovierten Thaumaturgen und ausgebildeten Lichtadepten Meister Hippolit und aus Jorge, dem Troll. Meister Hippolit hat ein beeindruckendes Alter von 107 Jahren erreicht, und zwei Jahre zuvor hatten besorgte Vorgesetzte ihn dazu gedrängt, sich der Korporalen Substraktion zu unterziehen: Man würde seinen Körper verjüngen, damit sein herrlicher Geist und seine beachtlichen Fähigkeiten dem Institut weiter erhalten bleiben könnten und nicht durch schmählichen Altersschwächetod hinweggerafft würden. Leider ging bei diesem Ritual etwas schief, und der Respekt gewohnte Meister Hippolit lebt seitdem im Körper eines 14jährigen Albinos. Da kein Mensch ihn mehr ernst nimmt, der nicht weiß, wer er ist, hat man ihm Jorge zur Seite gestellt, der mit besonderer Schlagfertigkeit die Wünsche des Meisters unterstützt. Und abgesehen von seinem Hang zu Alkoholismus und fleischlichen Ausschweifungen ist der Troll wirklich gut zu gebrauchen.

Hippolit und Jorge sind ein eingespieltes Team, hartgesotten und nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Der jetzige Fall hat es aber tatsächlich in sich: Er führt sie in Paläste und in die niedersten Niederungen der schlimmsten Gossen; es geht um Rauschgift, Zauberei und eine so sorglose Dekadenz im Umgang mit Menschen- respektive Elbenleben, dass selbst den beiden abgebrühten Helden ganz anders wird …

_Kritik_

Die beiden Autoren haben sich mit jeder Menge Kreativität und Humor eine eigene Welt erdacht, die mal mehr, mal weniger an andere Welten erinnert. Das Königreich, dessen Hauptstadt Nophelet ist, heißt Sdoom. Man hat schon schwierigere Anagramme von Sodom gesehen, die zarte Andeutung geht also kaum am Leser vorbei. Die Beschaffenheit und olfaktorischen Eigenschaften des Chinotaksim, der Lebensader und Fluch zugleich für Nophelet ist, ähneln verblüffend den Eigenschaften des Ankh, der ja bekanntermaßen eine andere fantastische Hauptstadt teilt.

Das Vampyrgetto inklusive Massakern und unrichtigen Unterstellungen hingegen gemahnt an weniger lustige, aber durchaus bekannte Parallelen in der Realwelt. Ganz zu Anfang kann es sein, dass der eine oder andere Leser sich vielleicht kurz fragt, ob er nun tatsächlich zum richtigen Buch gegriffen hat, aber die Antwort lautet: Ja, das hast du. Abgesehen von dem liebevollen Detailreichtum, der die Autoren dazu bewog, selbst Flora und Fauna auszuarbeiten und zu benennen, werden auch altbekannte fiktive Rassen neu verortet und neue nahtlos eingefügt. Über dieses sorgfältig geschnitzte Grundkonstrukt hinaus sind speziell die Absurditäten rund um das ungleiche Ermittlerteam hervorragend gelungen und regen häufig zum Lachen an. Vor allem Jorges immer wiederkehrende Behauptung, dass es zur jeweiligen Situation ein Trollsprichwort gibt, erwartet man bereits nach wenigen Kapiteln mit gespanntem Vergnügen.

_Fazit_

Nach einem Anfang, während dem man sich an die durchaus eigene Herangehensweise der beiden Autoren an das Thema Fantasy-Thriller gewöhnt, entwickelt sich „Der Elbenschlächter“ zu einem königlichen Vergnügen: Auch wenn es ab und an ein wenig derb zugeht, ist doch immer der Ausgleich gegeben durch den Akademiker und Analytiker Hippolit. Der kriminalistische Teil des Romans ist spannend, und die Abschnitte, in denen der Protagonist mit seinem Kinderkörper zu kämpfen hat, sind zum Brüllen komisch gestaltet. Ich persönlich werde mir definitiv den im Oktober 2010 erscheinenden zweiten Teil der Reihe zu Gemüte führen, allein schon, um herauszufinden, ob Hippolit jetzt ein zweites Mal durch die Pubertät muss, die arme Sau.

Es gibt da ein altes Trollsprichwort, und das geht so: „Lest das Buch, ihr lacht euch kringelig.“

|Broschiert: 320 Seiten
ISBN-13: 9783802582578|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de
[ www.jenslossau.de]http://www.jenslossau.de
[www.jensschumacher.eu]http://www.jensschumacher.eu

_Schumacher und Lossau bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Mahnkopff-Prinzip“ 1957

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