Das Leben dreht sich immer um Liebe und Schmerz, Verlust und Hoffnung. Egal, wie alt oder jung wir sind – Gefühle, Emotionen lenken unser Leben und bestimmen unser Schicksal. Und „menschliche“ Verluste wissen wir meistens erst dann zu würdigen, wenn es zu spät sein mag.
Story
Das Leben scheint für Holly und Gerry eine unerschöpfliche Quelle der Liebe und des Verstehens zu sein. Auch nach 15 Jahren gemeinsamer Zeit lieben sie sich und können auf eine Menge Erinnerungen zurückgreifen, sie sind mehr als Liebende, Seelenverwandte, Partner, Freunde, sie leben nicht nur miteinander, sondern auch füreinander.
Das Ende kommt viel zu schnell. Gerry, der ein paar Tage über Migräne klagt, geht doch widerstrebend zum Arzt – das Schicksal kennt kein Glück und die Diagnose ist niederschmetternd. Ein Tumor wächst in Gerrys Gehirn. Nach zwei Operationen und einer Chemotherapie, die nicht wie erhofft das verbliebene Gewebe zerstört, verstirbt Gerry nach monatelanger selbstaufopfernder Pflege daheim in Hollys Armen.
Holly hat in der Zeit der Krankheit Gerrys alles vernachlässigt, den Job, die Freunde, Familie, einfach alles, und nun, ohne Gerry, weint sie sich oft bis zur Erschöpfung in den erlösenden Schlaf. Ihr wird klar, aber sie kann es kaum begreifen, dass Gerry sie nie wieder in den Armen halten kann, sie wird nie wieder mit ihm herumalbern können, bis der Bauch vor Lachen schmerzt, nie wieder streiten, ihn nie wieder berühren, nie wieder mit ihm sprechen können.
Ihr bleibt nichts außer vielen, vielen Erinnerungen, seinem Bild in vielen persönlichen Gegenständen, an denen sie sich verzweifelt klammert. Ein Pullover von Gerry, den sie sich weinend in ihr Gesicht drückt, ein Bademantel von ihm, sie kauft sich extra sein After-Shave und versprüht es im Haus, nur um nicht das Gefühl seiner Existenz zu verlieren.
Doch Holly ist nicht völlig allein gelassen; mit Hilfe ihrer Freunde Sharon und Denise sowie ihrer Eltern und Geschwister wagt sie sich vorsichtig ins Leben zurück. Einen Monat später hört sie in einem Telefonat ihre Mutter sagen, das bei ihr ein etwas größerer Umschlag liegt, an Holly adressiert. Anfangs ahnt sie kaum, was in diesem Umschlag sein könnte, nur ein wage Ahnung kommt auf, ein Fünkchen Hoffnung.
Als sie bei ihren Eltern ist und voller Neugierde und Angst den Umschlag entgegennimmt, sieht sie, dass dieser Gerrys Schrift trägt. Sollte es wirklich der Fall sein, dass Gerry ihr etwas hinterlassen hat? Früher hat er gewitzelt, dass er mal eine Liste machen wollte, mit guten Ratschlägen und Hinweisen für sie.
Unter Tränen öffnet sie vorsichtig den Umschlag, es sind gleich mehrere. Ein Zettel liegt unter den zehn Umschlägen und dort steht:
„Meine liebste Holly“
Ich weiß nicht, wo und wann Du diesen Brief lesen wirst, ich hoffe nur, dass es Dir gut geht, dass Du gesund und glücklich bist. Du hast mir einmal gesagt, dass Du nicht alleine weiterleben kannst. Du kannst, Holly.
Du bist stark und tapfer, und Du wirst das durchstehen. Wir hatten wunderschöne Zeiten zusammen, und Du warst …
Du warst mein Leben. Ich bedauere nicht einen Tag. Aber ich bin nur ein Kapitel in Deinem Leben, und es wird noch viele geben. Vergiss unsere gemeinsamen Erinnerungen nicht, aber hab keine Angst, ihnen neue hinzuzuführen.
Danke, dass Du meine Frau gewesen bist. Dafür und für alles andere bin ich Dir ewig dankbar. Und denk daran; Ich bin bei Dir, wann immer Du mich brauchst.
In Liebe
Für immer Dein Mann und bester Freund. Gerry
P.S. Ich habe Dir eine Liste versprochen – hier ist sie. Die Umschläge müssen genau zum darauf angegebenen Monat geöffnet werden und Du musst genau das machen, was darin steht. Ich beobachte Dich, mir entgeht nichts …
(Auszug aus dem Roman)
In den nächsten 12 Monaten fängt Holly an wieder zu leben. Unterstützt von den Menschen, die sie lieben, lebt sie auf, nicht jedoch ohne die Rückschläge, die das Leben für sie bereithält, nicht ohne Enttäuschungen und Schwierigkeiten. Die Aufgaben, die ihr verstorbener Mann Gerry ihr gibt, zeugen von einer selbstlosen Liebe über den Tod hinaus. Es sind auch keine leichten Aufgaben, aber Monat für Monat merkt Holly, wie sie stärker wird, eigentlich war sie das immer schon, aber oftmals liegt die Stärke auch darin, einen liebenden Partner loszulassen, ohne diesen jemals vergessen zu können.
Ein neues Leben offenbart sich für sie, ein Leben ohne die Liebe und das Verständnis eines Partners, aber ihre Freunde weisen sie immer wieder darauf hin, dass das Leben weitergeht. So öffnet Holly jedes Mal voller Freude am Anfang eines neuen Monats einen Brief. Sie soll sich eine Nachttischlampe kaufen oder bei einer Karaoke-Show singen, viele Aufgaben klingen unlogisch und oftmals flucht sie – aber jeder Umschlag, jeder Monat hat seinen Sinn und führt sie in ein neues Leben. Aber was wird im letzten Brief stehen? Welche Aufgabe wird sie dort erwarten? Bedeutet der letzte Umschlag ein neues, ein anderes Leben?
_Kritik_
Wer hier einen kitschigen Liebesroman erwartet, den muss ich enttäuschen. Cecilia Ahern hat einen sehr realistischen und sehr emotionalen Roman verfasst. Dass der liebende Partner seiner Seelenverwandten einen Leitfaden zum (Über)Leben schenkt, klingt wie eine Märchenstunde in unserer oftmals kalten und gefühlslosen Ellbogengesellschaft. Die Autorin schreibt erfrischend, und mit viel Wortwitz überzeugt sie den aufmerksamen Leser, dass die Liebe zwar selbstlos sein kann, man sich aber nicht selbst aufgeben, nicht resignieren sollte. Oftmals musste ich zwischen den einzelnen Kapiteln innehalten und lächeln, im nächsten Abschnitt der Geschichte aber ebenso berührt über die gewählten Worte und den Sinn nachdenken. Es sind genau diese wenigen Bücher, diese wenigen, nicht kitschigen Geschichten, die wichtig sind; wichtig, weil sie Mut geben können, uns zum Lachen bringen, aber auch zum Nachdenken.
Cecilia Ahern hat mit „P.S. Ich liebe Dich“ einen Roman geschrieben, der nicht nur größtenteils Frauenherzen höher schlagen lässt, sondern auch für die männliche Leserschaft durchaus empfehlenswert ist. Natürlich spielt die Botschaft der Liebe und der Romantik eine große Rolle, aber ohne dass dies zu kitschig wirkt. Sentimental, ja, aber nicht darüber hinaus.
Als einziger Kritikpunkt sei von meiner Seite aus zu sagen, dass es zu wenige Rückblenden in die Vergangenheit von Holly und Gerry gab. Ich hätte mir gewünscht, dass Gerry erzählt, in welchen Situationen und warum er genau diese Aufgaben ausgewählt hat. Manches wird nur bruchstückhaft angerissen, aber kaum erklärt.
„P.S. Ich liebe Dich“ ist ein unterhaltsamer, ein ernster und ein witziger Roman. Aber definitiv ungeeignet, irgendwo auf dem Weg zur Arbeit oder zwischendurch gelesen zu werden. Der Leser sollte sich die Zeit nehmen, den Roman am Stück zu lesen, denn nur so lebt man mit den Figuren und kann die Botschaft zwischen den Zeilen besser verstehen.
Taschenbuch: 414 Seiten
Originaltitel: PS, I Love You
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