Akram el-Bahay – Bücherstadt (Die Bibliothek der flüsternden Schatten 1)

Die Bibliothek der flüsternden Schatten

Band 1: „Bücherstadt“
Band 2: „Bücherkönig“ (vrsl. 09/2018)
Band 3: „Bücherkrieg“ (vrsl. 09/2019)

Sam will kein Dieb mehr sein. Der Einbruch diese Nacht war sein letzter Auftrag, danach wird er sich mit gefälschten Papieren bei der Wache des Weißen Königs bewerben. Tatsächlich wird er genommen, doch sein Einsatzort ist nicht der Palast, sondern die unfassbar riesige, unterirdische Bibliothek unterhalb der Stadt. Aber wer will schon staubige, alte Bücher stehlen? Sam macht sich auf jede Menge Langeweile gefasst … und wird schon bald überrascht!

Auch ich war ein wenig überrascht, obwohl ich das vielleicht nicht hätte sein sollen. Der Name des Autors verrät bereits den Orientalen, trotzdem war die Mischung aus 1001 Nacht und Fantasy zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Akram el-Bahay hat sich völlig ungeniert bei arabischen Mythen genauso bedient wie bei westlichen, Riesen, Zwerge und Meerjungfrauen existieren neben Iblisen und Wüstenhexen.

Sogar sprachlich findet sich diese Mischung. Obwohl der Schreibstil im Großen und Ganzen ziemlich dem entspricht, was man hierzulande bei Fantasy gewohnt ist, finden sich doch immer wieder recht blumige Ausrutscher. Das gilt besonders für die Fabelwesen und die Bibliothek.

Was die Geschichte selbst angeht, so merkt man dem Plot an, dass er auf mehrere Bände ausgelegt ist. Die Fragen, die sich rund um das Auftauchen der Fabelwesen stellen, werden am Ende größtenteils beantwortet, gleichzeitig merkt der Leser jedoch, daß er bisher noch gar nicht erfahren hat, worum es hier eigentlich wirklich geht. Die Historie der Welt hat sich der Autor nahezu vollständig für die Fortsetzungen aufgehoben.

Das wäre nicht unbedingt ein Problem. Womit ich mich nicht wirklich anfreunden konnte, war der Verlauf der Handlung. Sam rennt ständig zwischen der Bibliothek und der Universität hin und her, mit gelegentlichen Abstechern an Orte, die mit seinem früheren Leben als Dieb zu tun haben, wo man ihn immer freundlich empfängt, selbst, nachdem er quasi die Seiten gewechselt hat, schließlich ist er jetzt bei der Wache.

Ungewöhnlicherweise scheint ihn deshalb niemand für einen Verräter oder auch nur einen Abtrünnigen zu halten, aber das nur nebenbei.

Natürlich geschieht an jedem dieser Orte etwas, das Sam auf seinem Weg ein Stückchen weiterbringt, trotzdem fragte ich mich, ob sich das nicht auch anders hätte lösen lassen. Die Handlung wirkt durch das ständige hin und her irgendwie zerhackt und unruhig, es will sich kein echter Lesefluss einstellen.

Zu alldem kommt noch, daß ich mit den Charakteren selbst nicht ganz warm geworden bin.

Im Grunde ist Sam nicht unsympathisch. Er ist flink und geschickt und eigentlich auch nicht dumm. Aber er scheint von der Situation, in die er da geraten ist, doch ein wenig überfordert.

Auch Kani ist nicht dumm, sie hängt sehr an ihrem Vater, einem alten Gelehrten, und verfügt außerdem über eine gehörige Portion Mut.

Schade, dass es zu den Charakteren sonst nichts zu sagen gibt. Sie alle waren mir ein wenig zu blass und unscheinbar, es fehlte ganz entschieden an Tiefe und Intensität. Außerdem konnte ich manche Entscheidungen Sams nicht wirklich nachvollziehen, vor allem zu Beginn des Buches.

Nicht einmal der Bösewicht gibt viel her, weil es zunächst einmal gar keinen zu geben scheint. Und als er dann endlich auftaucht, ist das Buch schon zur Hälfte gelesen.

Alles in allem ist es der Geschichte nicht gelungen, mich wirklich gefangen zu nehmen. Die Idee, die ihr zugrunde liegt, und die man erst ganz am Ende erfährt, finde ich gar nicht mal schlecht, nur der Weg dahin hat mir nicht wirklich gefallen. Manches erschien mir unlogisch, zum Beispiel die Tatsache, dass trotz der vielen Bibliothekare, Wachen und Diener niemand wirklich etwas von den aufgetauchten Fabelwesen mitbekommen hat; oder daß plötzlich Assasil im Turm von Hakim ed-Din auftaucht. Nirgendwo gab es einen Hinweis, warum er dort hingehen sollte.

Vor allem aber sprachen mich die Figuren nicht genug an, um mich wirklich mit in die Geschichte zu nehmen, sie waren alle ganz nett und sympathisch, wirklich mitgefiebert habe ich jedoch nicht. Zumal der Antagonist die meiste Zeit über zu vage blieb, um als echte Bedrohung wahrgenommen zu werden. So war der Showdown zwar turbulent, aber für mich nicht unbedingt spannend. Auch die sehr gelungene Beschreibung der Bibliothek half da nicht mehr, sie ist ohnehin das Einzige, was in diesem Buch wirklich detailliert beschrieben ist.

Schade, aber nach der Lektüre dieses Buches glaube ich nicht, dass mich die am Ende neu auftauchenden Fragen genug interessieren, um auch den zweiten Band zu lesen.

Akram el-Bahay hat deutsche und ägyptische Wurzeln und lebt mit seiner Familie in Nordrhein-Westfalen. Von Beruf Journalist und Autor hat er für seine Trilogie Flammenwüste mehrere Preise erhalten. Derzeit schreibt er an der Fortsetzung zu „Bücherstadt“, die im September unter dem Titel „Bücherkönig“ erscheinen soll.

Taschenbuch 384 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-20883-8

www.luebbe.de

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