Band 1: „Das Lied des Blutes“
Band 2: „GezeitenZauber – Die Bestimmung“
Band 3: „Die Königin der Flammen“
Nach dem Sieg über die Volarianer bei Alltor scheint das Kriegsglück sich gewendet zu haben. Die verbliebenen Truppen der Volarianer werden nun gleich von mehreren Seiten angegriffen, selbst von innen:
Der junge Dichter Alucius dient als Geisel für das Wohlverhalten seines Vaters, doch obwohl er seine Kriegsuntauglichkeit inzwischen eingesehen hat, beschließt er, etwas zu unternehmen …
Frentis, der durch die Ereignisse in Alltor von seinen magischen Ketten befreit wurde, hat sich in die Wälder geschlagen und dort ein paar Königsländer aus den Händen von Sklavenhändlern befreit. Mit ihrer Hilfe startet er einen Guerillakrieg.
Reva wird von ihren Landsleuten für die Gesandte des Weltvaters gehalten. Deren Hingabe ist so groß, daß sie ihr sogar unter den Befehl der Königin folgen.
Lyrna hat allerdings mehr vor, als nur die Königslande von fremden Truppen zu befreien. Sie will die Sache zu Ende bringen und meint damit nicht allein den Krieg gegen Volar …
Lyrnas Charakter hat noch einmal eine deutliche Veränderung erfahren. Der Verlust ihres jüngeren Bruders hat eine unheilbare Wunde gerissen, und es kostet sie einiges an Selbstbeherrschung, ihrer Rachsucht nicht nachzugeben.Trotzdem ist sie hart, fast rücksichtslos geworden, was vor allem Nortahs Loyalität auf eine harte Probe stellt.
Die übrigen Charaktere haben sich bei weitem nicht so stark entwickelt. Vaelin tut sich schwer, den Verlust seiner Gabe zu verkraften, wobei ihm Dahrena hilft, und Frentis muß damit fertig werden, daß er trotz seiner Freiheit noch immer irgendwie mit seiner ehemaligen Herrin verbunden ist.
Das Hauptaugenmerk liegt somit auf der Entwicklung der Handlung. Obwohl es wesentlich mehr Handlungsstränge gibt, kristallisieren sich nach dem ersten Drittel allmählich zwei Hauptgewichtungen heraus:
Vaelin reitet nach Norden, um einen bestimmten Mann und daneben auch einige Antworten zu finden. Dieser Teil der Geschichte widmet sich hauptsächlich der Klärung noch offener Fragen und der Zusammenführung von losen Fäden und ist nur gelegentlich zur Aufpeppung von kurzen Actionszenen durchsetzt.
Die Ereignisse um all die übrigen Personen – Reva, Lyrna, Frentis – drehen sich um die Ausdehnung des Feldzugs gegen die Valorianer. Zwangsläufig ist damit nicht nur der Anteil an der Geschichte insgesamt größer, er ist auch wesentlich mehr von Schlachten und Kämpfen bestimmt. Nur wenige Szenen dienen hier der Beantwortung oder Erklärung. Und obwohl der Abwehrkampf der Valorianer durchaus einfallsreiche Strategien beinhaltet, ist der Ablauf der einzelnen Schlachten doch mehr oder weniger immer gleich. Das rief mit der Zeit ein gewisses Gefühl von Überdruß hervor.
Dazu tragen auch die als Arisai bezeichneten Kämpfer bei, die in diesem Band zum ersten Mal auftauchen und als noch gefährlicher bezeichnet werden als die bisher schon als nahezu unbesiegbar dargestellten Krieger. Wahrscheinlich sollte die Geschichte dadurch noch spannender werden. Leider ist diese Rechnung bei mir nicht ganz aufgegangen. Denn was die Arisai eigentlich so gefährlich machen sollte, ist die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu den anderen volarianischen Soldaten geistig nicht versklavt sind. Das hätte ein genialer Kniff sein können, wenn diese Männer zusätzlich zu ihrer Kampfkunst auch ihren Verstand einsetzen und auf veränderte Situationen intelligent reagiert würden. Statt dessen läuft die fehlende Versklavung aber lediglich darauf hinaus, dass sie sich mit Begeisterung abschlachten lassen. Das verschiebt ihre Überlegenheit von der Qualität auf die Quantität, und die ist nicht wirklich effektiv, sodass letztlich bis auf den ersten alle Stolpersteine, die den Königsländern in den Weg gelegt werden, nahezu wirkungslos verpuffen, sie ziehen lediglich die Geschichte in die Länge.
Dazu kommt, dass die volarianische Kaiserin eine Verrückte ist, die ihr eigenes Volk haßt. Auf die Grausamkeiten, die in diesem Zusammenhang eher weniger ausführlich, aber dennoch drastisch beschrieben werden, hätte ich persönlich gut verzichten können.
Zu guter Letzt bin ich in diesem Band zum ersten Mal auf logische Widersprüche gestoßen. So kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass ein erfahrener General wie Al Hestian nicht erkennen soll, dass in einem Fluss, der eigentlich wegen seiner Tiefe und starken Strömung nicht durchquerbar ist, eine Furt angelegt wurde. Eine Barriere, die so groß ist, daß das Wasser an dieser Stelle nur noch bis zu den Fesseln der Pferde reicht, selbst wenn es sich dabei nicht um eine durchgehende Mauer handelt, müsste die Strömung an dieser Stelle unübersehbar verändern.
Unterm Strich bleibt zu sagen, daß mich dieser Band bei weitem nicht mehr so fesselte wie die ersten beiden. Zwar haben die Volarianer es den Königsländern nicht ganz einfach gemacht, spannender wäre es allerdings gewesen, wenn sie Erfolge hätten verzeichnen können, die über das Töten diverser Mitstreiter wie Benten oder Caenis hinausgingen. So blieb am Ende der Geschichte vor allem der Eindruck eines riesigen Schlachtfestes zurück, den die im Verhältnis zu schwach gewichteten Ereignisse um Vaelin und der erstaunlich unspektakuläre aber dennoch interessante Showdown nicht mehr mildern konnten.
Dennoch war der Zyklus als ganzes vielschichtig, einfallsreich und großteils auch wirklich spannend, außerdem flüssig und geschickt erzählt. Wer also mit einer großteils aus Schlachten bestehenden Handlung keine Probleme hat, sollte sich diesen Zyklus auf jeden Fall zu Gemüte führen.
Anthony Ryan ist gebürtiger Schotte und war im Staatsdienst tätig. Seine Geschichten schrieb er nebenbei, bis ihm mit „Das Lied des Blutes“ der Durchbruch gelang. “Die Königin der Flammen” ist der dritte und letzte Band der Trilogie Rabenschatten. Der Autor arbeitet inzwischen an seinem neuen Zyklus The Draconis Memoria, dessen erster Band unter dem Titel “The Waking Fire” im Juli dieses Jahres veröffentlicht wurde. Der zweite Band “The Legion of Flame” ist für Juli 2017 angekündigt. Außerdem stammt aus seiner Feder die Novelle „The Lord Collector“, die ebenfalls in der Welt von Rabenschatten spielt, sowie die Science-Fiction-Reihe „Slab City Blues“, die bisher nicht auf Deutsch erschienen sind.
Gebundene Ausgabe 879 Seiten
Originaltitel: „Queen of Fire“
Deutsch von Sara Riffel und Birgit Maria Pfaffinger
ISBN-13: 978-3-608-96019-8
anthonyryan.net
www.klett-cotta.de
Der Autor vergibt: