Matthew J. Arlidge – D. I. Helen Grace – Kalter Ort

Ruby wirft sich im Bett hin und her und erwacht aus einem schlechten Schlaf. Sie hatte zu viel getrunken, Pillen und Kokain konsumiert, in ihrem Kopf herrscht Nebel. Nur langsam realisiert sie, dass sie nicht in ihrem eigenen Bett liegt. Doch wo ist sie? Wie ist sie hergekommen? Sie liegt in einem Zimmer, das an ein Puppenhaus erinnert und ist eingesperrt – in einem kalten, dunklen Keller.

Schauplatzwechsel: Zwillinge spielen glücklich am Strand, heben eine Grube aus, lachen und haben Spaß. Doch dann schreien die beiden Jungs – sie haben eine schreckliche Entdeckung gemacht: die Leiche einer jungen Frau.

Nun kommt D.I. Helen Grace als Ermittlerin ins Spiel, die sich in anderen Mordermittlungen bereits einen Namen gemacht hat. Schnell vermutet sie, dass am Strand noch mehr Frauen vergraben sein könnten. Doch dauert es lange, bis sie nach ihnen suchen darf. Und tatsächlich macht die Polizei eine schreckliche Entdeckung – zwei weitere junge Frauen wurden brutal ermordet. Das Auffällige: Die Frauen sahen sich nicht nur verdammt ähnlich, sondern trugen exakt das gleiche Tattoo.

Langsam nähert sich die Polizei über Befragungen und den passenden Hinweis zu dem markanten Tattoo dem Täter – ohne zu ahnen, wie sehr Ruby die Zeit davon rennt …

Im Keller

In diesem Buch wird man mittenrein geworfen. Zusammen mit Ruby erwacht man in einem dunklen, bedrohlichen Keller und weiß, dass hier eine junge Frau um ihr Leben fürchten muss. Als Ruby vergraben hinter einem lockeren Stein in der Wand die Notizen zwei anderer Frauen findet, weiß sie, dass sie nicht die erste ist, die hier gefangen gehalten wird. Zunächst versucht sie, das perfide Spiel ihres Entführers mitzuspielen. Der sieht in ihr eine Summe – offenbar eine Liebe von früher. Doch was ist mit Summer geschehen? Wohin ist sie verschwunden? Und was hat der Entführer mit den anderen Frauen gemacht? Welchen Plan verfolgt er?

Den Antworten auf diese Fragen nähern wir uns nur ganz, ganz langsam und Schrittchen für Schrittchen. Matthew J. Arlidge baut seinen Spannungsbogen nur ganz allmählich auf. So nimmt das Buch zwar Tempo auf und wird immer spannender, aber eben auch nur langsam. Immerhin animiert diese Schreibweise definitiv zum Mitraten und Miträtseln.

Was mich störte: Viel Zeit verwendet der Autor in die Beschreibung seiner Hauptfigur Helen Grace, und immer wieder deutet er Dinge aus der Vergangenheit an, aus vorigen Ermittlungen. Da ich die ersten beiden Helen Grace-Bände nicht gelesen habe, konnte ich diese Hinweise nicht einordnen und wusste auch nicht, was Helen bislang erleiden musste. Manches kann man sich zusammen reimen, vieles aber nicht. Das stört den Lesefluss doch ziemlich, lenkt vom aktuellen Fall ab und verrät zu viel über die Vorgeschichte, sodass ich skeptisch bin, ob ich die beiden Vorgängerbücher jetzt nun überhaupt noch lesen sollte. Auf der einen Seite bin ich neugierig, was eigentlich genau passiert ist, auf der anderen Seite habe ich einige entscheidende Dinge aus der Vergangenheit aber auch schon erfahren.

Die Auflösung des vorliegenden Buches ist in sich schlüssig und passt zusammen. Auf den Täter hätte man nicht kommen können, da man ihn aus der Rahmenhandlung nicht kannte, aber das trübt den Gesamteindruck nicht, zumal der Autor zum Ende hin das Tempo nochmal gewaltig anzieht, weil es für Ruby verdammt brenzlig wird und es für sie kein Entrinnen zu geben scheint.

Unter dem Strich …

… bleibt ein positiver Eindruck zurück, der Lust auf mehr Bücher über Helen Grace macht. Getrübt wird der Gesamteindruck dadurch, dass man die einzelnen Helen-Grace-Bücher offensichtlich nicht getrennt voneinander lesen kann und dadurch, dass der Autor sich in zu vielen vergangenen Geschichten verliert.

Taschenbuch: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3499271526
www.rowohlt.de

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