Arne Jysch – Der nasse Fisch (Gereon Rath 01)

Die Handlung:

Berlin 1929: Politische Straßenschlachten, illegale Nachtclubs – ein Tanz auf dem Vulkan. In den Zwanzigerjahren ist die Berliner Kriminalpolizei für ihre modernen Ermittlungsmethoden berühmt. Als der ehrgeizige junge Kommissar Rath auf eigene Faust in einem Mordfall ermittelt, bringt er alle Seiten gegen sich auf.
Der Comiczeichner Arne Jysch adaptiert nicht nur den gleichnamigen Kriminalroman von Volker Kutscher, sondern zeichnet ein genaues Bild des Glamours und der Modernität der Großstadt wie auch der gesellschaftlichen und politischen Spannungen der Weimarer Republik. (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

Jysch beginnt seine Geschichte mit einem Brief, den ein gewisser Kriminaldirektor Engelbert Rath an den Berliner Polizeipräsidenten richtet. Nach einem tödlichen Schusswaffengebrauch im Dienst hat dessen Sohn Gereon Rath in Köln massive Probleme und ein Wechsel und Neuanfang in der Hauptstadt scheint die einzige Option. Er kann zwar nicht, wie erhofft, direkt bei der Inspektion A anfangen, die mit ihrem Leiter Ernst Gennat weit über die Grenzen der Stadt Berlin hinaus bekannt sind für erfolgreiche Mordermittlungen. Dank der Kontakte seines Vaters fängt der Kollege aus dem Rheinland stattdessen direkt beim Sittendezernat an. Nicht nur der neue Job, auch das Leben in der Hauptstadt sind für Gereon etwas Neues – er bewohnt ein möbliertes Zimmer bei einer Kriegswitwe, deren Annäherungsversuchen er zunächst gar nicht abgeneigt ist. Auch ansonsten ist der Kommissar den Freuden des Berliner Nachtlebens zugetan. Zwischen Charlotte Ritter – genannt Charly, der Stenotypistin aus der Inspektion A und Rath knistert es gehörig und als echter Kavalier führt er sie zum Tanzen aus, obwohl ihm das weniger liegt. Schon bald entwickelt sich zwischen den Beiden mehr und Gereon erfährt durch Charly regelmäßig, was im Morddezernat gerade aktuell ist. Wie praktisch, da er ja sowieso dorthin schielte und gerne von vornherein seine Karriere in der Inspektion A fortgesetzt hätte.

Als ein Toter samt Auto aus dem Landwehrkanal gefischt wird, haben Charly und ihre Kollegen nicht nur alle Hände voll zu tun. Leider gelingt es zunächst nicht, die Leiche überhaupt zu identifizieren und somit tappen die Ermittler vollkommen im Dunkeln. Ernst Gennat bittet die anderen Inspektionen der Kriminalpolizei um Mithilfe und hier wittert Rath endlich eine Chance, doch noch zum Mordermittler in Berlin zu werden. Als er feststellt, dass er das Mordopfer immerhin flüchtig und in einem ganz anderem Zusammenhang bereits gesehen hat, freut sich der ehrgeizige Kommissar über seinen vermeintlichen Wissensvorsprung. Statt Erkenntnisse (mit)zuteilen, ermittelt er aber lieber auf eigene Faust im nächtlichen Berlin und begegnet dabei auch reichlich zwielichtigen Gestalten aus der Unterwelt. Schon steht zu befürchten, dass er sich mit seinen heimlichen Aktionen um Kopf und Kragen bringen wird. Aber Rath ist clever und auch das Glück scheint auf seiner Seite…

Der Comic ist vollständig in schwarz-weiß gezeichnet und besticht durch eine enorme Detailgetreue. Ob modische oder architektonische Feinheiten: Jysch ist ganz offenbar tief in die 1920er Jahre in Berlin eingetaucht, um diese Graphic Novel zu verwirklichen. Hierzu gibt er am Ende eine kleine Liste von Büchern preis, die er zur Vorbereitung und Recherchearbeit verwendet hat.

Die Anzahl der Panels pro Seite variiert etwa von zwei bis maximal acht, damit sind die Seiten sehr übersichtlich gehalten und gut zu lesen. Die Story wird aus Sicht des Protagonisten Gereon Rath erzählt und enthält vergleichsweise viel Text. Arne Jysch hat thematisch in vier Teile untergliedert und leitet die einzelnen Teile sehr stimmig jeweils mit einer Doppelseite im Design eines Aktenordners ein. Wer bereits den bzw. die Originalroman(e) von Volker Kutscher gelesen hat, freut sich über das Wiedersehen mit dem Kripochef Ernst Gennat und auch mit Gereon Raths Freundin Charly. Schade, dass der Zeichner bei der Umsetzung dieser Charaktere nicht ganz so ins Detail gegangen ist.

Babylon Berlin

Unter diesem Titel wurde bzw. wird Volker Kutschers Geschichte um den Ermittler Gereon Rath unter Anderem vom Regisseur Tom Tykwer aktuell verfilmt und gilt mit etwa 40 Millionen Euro schon jetzt als teuerste deutsche TV-Serien-Produktion. Die Ausstrahlung der zwei Staffeln soll im Herbst 2017 zunächst im Bezahlsender SKY und etwa ein Jahr später auch in der ARD erfolgen.

Fans dieser Krimireihe, die in den als „Golden 20th“-bekannten Jahren beginnen, warten bereits mit Spannung auf die Umsetzung.

Mein Fazit:

Als Fan der historischen Kriminalromane von Volker Kutscher um den Kommissar Gereon Rath und das Berlin der 20er Jahre war ich sehr gespannt auf die graphische Umsetzung von Arne Jysch. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: 216 Seiten detailverliebt gezeichneter Schwarz-weiß-Comic, natürlich mit einigen Kürzungen und Abweichungen in der Handlung. Dennoch ein logischer Plot, der spannend und nicht vorhersehbar ist. Der Ich-Erzähler führt angenehm durch die Panels, es gibt keine Überraschungen oder vielfältig interpretierbare Handlungsstränge. Somit ist „Der nasse Fisch“ von Arne Jysch eine schöne Graphic Novel auch für Einsteiger dieses Genres.

Ich freue mich über die illustre und kurzweilige Verkürzung der Wartezeit bis zur Verfilmung der Reihe oder bis zum Erscheinen des nächsten Kutscher-Bandes!

Gebundene Ausgabe: 216 Seiten
ISBN-13: 978-3551782489

www.carlsen.de

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