C. J. Cherryh – Eroberer (Atevi 2)

Nach dem Erstkontakt: Wettrennen um die Rettung

Vor 250 Jahren ist ein Raumschiff mit menschlichen Siedlern auf der Welt der humanoiden Atevi gestrandet und hat eine Kolonie errichtet. Die Eingeborenen haben ihnen gestattet, auf der Insel Mospheira zu siedeln, doch schon nach 50 Jahren brachen die Konflikte zwischen den verschiedenen Fraktionen in offenen Krieg aus. Die Menschen verfügen zwar über bessere Technologie, sind aber hoffnungslos in der Unterzahl.

Seit ihrer Niederlage vermittelt ein Übersetzer den Kontakt mit den Atevi: der „paidhi“. Mittlerweile ist dies der junge Bren Cameron in engem Kontakt mit Tabini, dem Pro-Menschen-Fürsten der Atevi. Doch die Gegner sehen der Entwicklung nicht tatenlos zu, als ein weiteres Raumschiff der Menschen auftaucht und die alte Raumstation reaktiviert…

Der Atevi-Zyklus startet mit den Bänden „Fremdling“, „Eroberer“ und „Erbe“. Diese Rollen beziehen sich auf die Menschen, wie sie von den Atevi, den Bewohnern der von den Menschen „besuchten“ Welt, gesehen werden. Das Hauptthema der ersten Atevi-Trilogie ist die Frage, wie man glaubwürdig zwischen zwei verschiedenen Rassen vermitteln kann, ohne dabei buchstäblich seinen Kopf zu verlieren.

„Eroberer“ ist die Fortsetzung von „Fremdling“ und der Mittelband der ersten Atevi-Trilogie, einer ausgedehnten Behandlung der Schwierigkeiten des (ersten) Kontaktes mit einer vollkommen andersartigen Kultur.

Die Autorin

Caroline Janice Cherryh, geboren 1942 in St. Louis, ist von Haus aus Historikerin und lebt in Oklahoma. Sie erhielt schon 1980 ihren ersten Science Fiction-Preis für ihre umwerfende Novelle „Kassandra“***. 1983 folgte der erste HUGO Award für „Pells Stern“, später ein weiterer für „Cyteen“. Beide Romane gehören zu ihrem Allianz-Union- bzw. PELL-Zyklus, der eine Future History darstellt, wie sie schon von anderen Größen des Science Fiction-Feldes geschaffen wurde, darunter Robert A. Heinlein oder Isaac Asimov.

***: Die Story ist jetzt im Sammelband „The short fiction of C.J. Cherryh“ (Januar 2004) zu finden.

Der Atevi-Zyklus

1) Foreigner (1994, Fremdling)
2) Invader (1995, Eroberer)
3) Inheritor (1996, Erbe)

4) Precursor (1999)
5) Defender (2001)
6) Explorer (2002)

7) Destroyer (2005)
8) Pretender (2006)
9) Deliverer (2007)

10) Conspirator (2008)
11) Deceiver (2009)
12) Betrayer (2010)

13) Intruder (2011)
14) Protector (2012)
15) Peacemaker (2013)

16) Tracker (2015)
17) Visitor (2016)
18) Convergence (2017)

Hintergrund

Die erste Atevi-Trilogie besteht aus den Bänden „Fremdling“, „Eroberer“ und „Erbe“. Diese Rollen beziehen sich auf die Menschen, wie sie von den Atevi, den Bewohnern der von den Menschen „besuchten“ Welt, gesehen werden. Das Hauptthema der Trilogie ist die Frage, wie man glaubwürdig zwischen zwei verschiedenen Rassen vermitteln kann, ohne seinen Kopf zu verlieren.

Bren Cameron ist der Vermittler (paidhi) zwischen menschlichen Kolonisten und den einheimischen Atevi. Er lebt am Hofe und unter dem Schutz Tabinis, eines der mächtigsten Fürsten unter den Atevi. Die Atevi erscheinen ihm wie eine Art japanische Samurai, mit der (zunächst) technischen Stufe des Mittelalters, mit einem Krieger- und Assassinen-Kodex und einer dazugehörigen Feudalstruktur. Die Fürsten und ihre Familien sind in Räten vertreten, um ihre Ansprüche und ihre Macht geltend zu machen. Schwierig werden Verhandlungen immer dann, wenn sich der tiefsitzende Aberglaube der Atevi geltend macht. Atevi kennen zudem den Begriff „Vertrauen“ nicht und haben eine andere Vorstellung von Hierarchie.

Was passiert, als die Menschen mit ihrem havarierten Schiff auf die Atevi-Welt verschlagen werden? Sie werden von den Atevi im Kampf geschlagen und auf eine der Küste vorgelagerte Küste verbannt. Doch als Geisel müssen sie einen Vermittler stellen, damit er die Verbindung hält. Bren Cameron ist bereits 15 Jahre erfolgreich Vermittler, als ein Mordanschlag auf ihn verübt wird, dem er nur knapp entgeht. Die anderen Fürsten versuchen offenbar, die Karte der Menschen zu ihren Gunsten auszuspielen. Sie haben mitbekommen, dass nach 200 Jahren wieder ein Menschenschiff im Orbit angekommen ist und die alte Raumstation reaktiviert. Man macht sich Sorgen.

Handlung

Das Raumschiff „Phönix“, das 200 Jahre, nachdem es die Kolonie auf dem Atevi-Planeten im Stich gelassen hatte, im Orbit erscheint, ruft zahlreiche Ängste und Begehrlichkeiten unter den Atevi wie auch unter den Menschen der Kolonie hervor. Eine erzkonservative Allianz versucht, den liberalen Anführer der Westlichen Allianz, Tabini, zu stürzen. Die „Phönix“ versucht, den geduldeten Menschen auf dem Planeten zu mehr Macht zu verhelfen – notfalls mit Gewalt.

Bren Cameron, dem menschlichen Gesandten, Diplomaten und Dolmetscher am Hofe Tabinis, drohen Atevi von allen Seiten. Atevi kennen den Begriff „Vertrauen“ nicht und haben eine andere Vorstellung von Hierarchie. Damit die reaktionäre Atevi-Fraktion nicht die Menschenkolonie überfällt, muß Cameron schnellstens eine Verbindung mit dem Raumschiff herstellen. Ist das gelungen, bittet er um Abgesandte, die aber nicht in Mospheira, der Hauptstadt der Kolonisten, sondern bei ihm und den Atevi landen sollen.

Auf den letzten 100 Seiten entfaltet sich das spannende Wettrennen um die Landung und die Aufnahme der beiden Schiffsgesandten, damit sie – und ihre technischen Kenntnisse – nicht in die falschen Hände fallen.

Mein Eindruck

Wie so häufig bei Cherryh stehen längere innere Monologe dem flüssigen Lesen entgegen; das zwingt den Leser, sich in die Lage der jeweiligen Figur zu versetzen. Im Startband sind die Elemente, die dem „Verschlingen“ widerstehen noch umfangreicher, muss doch eine ganze Welt beschrieben und müssen viele gewöhnungsbedürftige Figuren eingeführt werden.

Es ist für den Leser an keiner Stelle einfach, das komplexe Geflecht von Verbindungen zwischen den zahlreichen Atevi- und menschlichen Protagonisten zu entwirren – eine explizite Personalliste wäre hilfreich gewesen. Sie wurde im „Glossar“ versteckt. Auch eine Landkarte fehlt – sie gibt es nur im 3. Band der englischen Ausgabe. Die Ehrentitel und Anreden in der Sprache der Atevi sind ebenfalls ein Hindernis, doch verdeutlichen sie, mit welchen Schwierigkeiten Bren zu kämpfen hat. Warum sollte es dem Leser besser ergehen?

Im vorliegenden zweiten Band „Eroberer“ erforscht Cherryh die Frage, wie weit sich ein Mensch anpassen kann, wenn er in eine so andersartige Kultur geworfen ist, und wie eine bislang isoliert existierende Rasse, die Atevi, sich eine hoffnungsvolle Zukunft erkämpfen kann, ohne von den Kräften bzw. Ideen der menschlichen Eindringlinge gestört bzw. davon abgehalten zu werden. Wie keine zweite Autorin führt Cherryh den Leser in diese Materie hinein – doch die Anstrengung lohnt sich für den Leser.

Taschenbuch: 471 Seiten
Info: Invader, 1995
Aus dem US-Englischen übertragen von Michael Windgassen
www.heyne.de

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