Carré, Benjamin / Mariolle, Mathieu – Smoke City: Teil 1

_Story:_

Das Leben von Cole Valentine geht seit mehreren Jahren beständig den Bach hinunter. Einst als Teil einer Verbrecherbande geschätzt, hat er seinen ehemaligen Clan nach einem erfolgreichen Coup auflaufen lassen und sich dadurch bei seinen vorherigen Kumpanen gehörig in Misskredit gebracht. Doch das triste Leben, welches Cole am liebsten mit Alkohol ertränkt, erfährt ein jähes Ende, als eine gewisse Carmen auftaucht und ihn zu einem letzten Raub überreden möchte.

Die einzige Bedingung: Cole muss mit seinen ehemaligen Mitstreitern zusammenarbeiten, da die Aktion nur in dieser Konstellation durchgeführt werden kann. Valentine lässt sich schließlich überreden und unterstützt seine Auftraggeber dabei, die Kollegen von damals zu rekrutieren, was sich aus mangelnder Motivation als äußerst schwierig erweist. Doch letzten Endes findet die alte Gemeinschaft wieder zusammen, um eine wertvolle Mumie aus einem Museum zu stehlen. Doch auch diesmal scheint das Vertrauen der erprobten Gauner missbraucht zu werden …

_Persönlicher Eindruck:_

Ein enorm düsteres Szenario, viele zwielichtige Gestalten und ein Plot, der in erster Linie auf illegale kriminelle Machenschaften ausgelegt ist: Dass „Smoke City“ nicht nur aufgrund seines Titels Erinnerungen an Frank Millers Comic-Spektakel [„Sin City“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3272 weckt, ist offensichtlich. Und zumindest was die düstere Atmosphäre angeht, in der sich die Figuren von Benjamin Carré und Mathieu Mariolle bewegen, hat dieser Vergleich seine absolute Berechtigung. Hinsichtlich des Plots geht „Smoke City“ aber definitiv einen eigenen Weg, der inhaltlich auf den ersten Blick ausgetreten wirkt, bei genauerer Betrachtung aber zweifelsohne das Zeug hat, sich binnen kürzester Zeit zu einem weiteren Klassiker zu entwickeln. Und hierfür sind letzten Endes eigentlich nur winzige Details entscheidend …

Bereits der Auftakt ist sehr vielversprechend: Carré und Mariolle punkten mit eigenwilligen Gestalten und der faszinierenden Ausstrahlung des Handlungssettings und können sich dabei beruhigt auf dessen Wirkung verlassen. Dass die Geschichte mit der alten Gaunerbande, die sich erneut zusammenfinden soll, um einen letzten Coup zu landen, absolut nichts Neues mehr ist, muss das Autorenteam derweil gar nicht interessieren, weil der Weg zur Wiedervereinigung mit vielen erfrischenden Elementen gefüllt wird. Außerdem könnten die Figuren kaum gegensätzlicher sein, was den Überraschungseffekt manch späterer Wendung noch wachsen lässt. Denn bis zu einem gewissen Punkt kann man nur erahnen, wer sich hinter den einzelnen Namen verbirgt, nicht jedoch, aus welcher Motivation sie handeln und welchen Part sie in der Geschichte übernehmen werden – und daraus resultiert ein großer Teil der Spannung, die den ersten Teil von „Smoke City“ auszeichnet.

Die Geheimniskrämerei, die derweil betrieben wird, heizt das Ganze weiter an und macht die Handlung gewissermaßen undurchdringlich. Alles scheint möglich, nichts muss tatsächlich so sein, wie man es auf den ersten Blick wahrnimmt. Die beiden Franzosen entpuppen sich sehr schnell als Künstler mit der besonderen Gabe, wesentliche Dinge zu verschleiern, ohne dabei die weitere Entwicklung der Story zu gefährden. Gerade diese Eigenschaft treibt „Smoke City: Teil 1“ bis zur letzten Seite an und kennzeichnet den besonderen Reiz dieses Comics.

Schade ist lediglich, dass die erwähnte Verschleierungsstrategie so weit geht, dass man sich nicht wirklich mit dem Antlitz der Handelnden vertraut machen kann. Es regieren die Namen, doch ihre Gesichter kann man nur selten treffend zuordnen. Speziell bei der großen Zahl der Mitwirkenden ist dies ein entscheidender Faktor, der den Genuss der Sache ein wenig, wenn auch nicht entscheidend beeinträchtigt. Jedoch wird sich noch herausstellen, ob auch das nur ein Teil des Masterplans ist, den die Autoren verfolgen.

Der Eindruck der ersten Episode ist jedenfalls sehr gut, partiell sogar gewaltig. Wenn „Smoke City“ auf diesem Niveau fortgesetzt wird – und das deutet sich zum Schluss eigentlich schon an – wird der Klang dieses Titels jedenfalls schon sehr bald für Gänsehaut sorgen. Starkes Debüt-Kapitel, fraglos!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692891|
http://www.splitter-verlag.eu

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