Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair – Im Zentrum des Schreckens (Folge 61)

Vor der Schlacht: Übungsstunden in der Hölle

„Geisterjäger“ John Sinclair ist Oberinspektor in einer Sonderabteilung von Scotland Yard, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Sinclair wird von einem Kreuz beschützt und gewarnt, das vom Propheten Hesekiel selbst stammt. Zur doppelten Sicherheit trägt er auch eine Beretta-Pistole mit sich, die mit Silberkugeln geladen ist. Werwölfe und ähnliches Gelichter mögen so etwas gar nicht. Heißt es.

John Sinclair und seine Gefährten stehen der Mordliga gegenüber. Doch auch Morasso, ihr Anführer, hat Feinde, nämlich Asmodina, die Tochter des Teufels. Sinclair & Co. befinden sich zwischen diesen beiden Fronten. Er kann nur hoffen, dass in der folgenden Schlacht die eine oder andere Seite geschwächt oder gar vernichtet wird – und dass er nicht zwischen die Fronten gerät.

Folge Nr. 61 entspricht dem Band 201 der Bastei-Romanserie und ist der Mittelteil eines Dreiteilers.

Die Hörspiele dieser Reihe sind Vertonungen der gleichnamigen Bastei-Heftserie. Mit der Trilogie von Band 60-62 feiert die Hörspielreihe ein weiteres Jubiläum – mit einem Online-Gewinnspiel. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 18 Jahren.


Der Autor

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffman, spricht den Erzähler.
Suko: Martin May
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Myxin: Eberhard Prüter
Kara: Susanna Bonaséwicz
Lucille Adams: Marie Bierstedt (dt. Stimme von Kirsten Dunst u. a.)
Madame Tanith: Karin Buchholz
Solo Morasso: Tilo Schmitz (dt. Stimme von Ving Rhames etc.)
Asmodina: Martina Treger
Marvin Mondo: Till Hagen (dt. Stimme von Kevon Spacey u. a.)
Pamela Scott: Katrin Fröhlich
Vampiro del Mar: Helmut Krauss (dt. Stimme von Samuel L. Jackson, Marlon Brando u.a.)
Lupina: Claudia Urbschat-Mingues (dt. Stimme von Angelina Jolie)
Xorron: Udo Schenk (dt. Stimme von Ralph Fiennes u. a.)
Spuk: Boris Tessmann
Todesengel: Tanja Geke (dt. Stimme von Kate Hudson („Almost Famous“), Scarlett Johannson („The Prestige“) und Beyoncé Knowles)
Asmodis: Bernd Rumpf
Dämon: Oliver Stritzel
Kugel-Dämon: Sebastian Rüger
Logan Costello: Bernd Vollbrecht
Und weitere Sprecher.

Der Regisseur

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der „John Sinclair“-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

Handlung

John Sinclair erwacht in der Hölle – wehrlos, seitdem ihm sein geheiligtes Kreuz durch eine wirkungslose Fälschung ersetzt wurde. Aus den Nebeln der Unterwelt formen sich zwei Geister: Asmodina und ihr Vater, der Höllenfürst Asmodis. Sie versprechen ihm höhnisch lange und erlesene Qualen. Wenig später erwacht er mit einem Seil um die Brust. Er hängt neben vielen anderen Gehenkten an einem gigantischen Galgen, der über einen See aus Blut ragt. Er wird gerade hinabgelassen, als er flink emporklettert, aber von einem anderen Gehenkten getroffen wird – und in den Blutsee stürzt …

Feuerland

Solo Morasso präsentiert seinen Verbündeten und Gefährten einen Überraschungsgast: Es ist der SPUK, der Herr des Schattenreiches und Gebieter einer Armee von Echsenwesen. Eigentlich hat der SPUK ja Asmodina die Treue versprochen, doch damit scheint es nicht weit her zu sein. Der Dämon berichtet, dass es der Schlampe gelungen sei, John Sinclair, den Sohn des Lichts, in ihr Reich zu locken. Solo Morasso wünscht, diesen Störenfried in die Finger zu bekommen. Der SPUK sagt ihm die Lieferung zu, sofern Morasso willens und in der Lage sei, ihm den Kopf von Asmodina zu übergeben.

London

Unterdessen sind Suko und Sir Powell über das Verschwinden Johns sehr beunruhigt. Als die Rolle Costellos deutlich wird, erklärt Sir Powell dem Ganoven den Krieg. Der Magier Myxin, Karas Freund, warnt vor der Gefahr, die John Sinclair in der Gewalt Asmodinas droht. Als Suko in Johns Wohnung nach Hinweisen sucht, erscheinen erst Madame Tanith und dann Kara per teleportation, und Myxin lässt nicht lange auf sich warten. Zusammen wollen sie einen Weg finden, um John aus der Hölle zu befreien.

Als Madame Tanith, die glücklicherweise noch die magische Kugel in ihrem Besitz hat, eine weitere Séance wagt, erscheint der Zugang zur gewünschten Dimension der Anderwelt blockiert: Es ist der Geist der dahingeschiedenen Lucille Adams! Sie verrät ihnen, dass die Kugel ein Erbstück des großen Sehers Nostradamus sei und sie diesen kontaktiert habe. Der bekannte Weissager habe jedoch mit Bedauern kundgetan, dass der Sohn des Lichts zwar noch lebe, aber für jeden Sterblichen unerreichbar sei …

Hölle

Asmodis, der Leibhaftige, informiert seine Tochter, dass Solo Morasso aus seinem Versteck gekommen sei, um die Höllenscharen herauszufordern. Er verlangt von ihr, John sofort zu töten, doch sie will ihr neues Spielzeug noch eine Weile genießen. Da sich herkömmliche Wächter als unfähig erweisen haben, stellt Asmodina mehrere Todesengel dazu ab, John mit nach Feuerland zu bringen, wo die Entscheidungsschlacht gegen Morasso stattfinden soll …

Mein Eindruck

Immer noch sind die Vorbereitungen zur großen Entscheidungsschlacht zwischen Asmodina und Solo Morasso nicht abgeschlossen. Ein neues Bündnis zwischen dem SPUK und der Mordliga verspricht größere Schlagkraft. Ein neuer Deal entscheidet über das weitere Schicksal von John Sinclair und Asmodina. Morasso weiß jetzt, wo sich diese beiden aufhalten.

Merkwürdig, dass er annimmt, dass Asmodina ihre neue Beute nicht gleich umbringt, wie es ihr Vater verlangt. Doch er ahnt, dass sie mit Sinclair noch ein Weilchen spielen will. Wenn sie dann nach Feuerland kommen will, wird ihm der SPUK schon rechtzeitig Bescheid geben. Bemerkenswert auch, dass Morassos Dämonen – er selbst ist nur ein Halb-Dämon und Mondo ein Mensch – sich nicht in die Hölle wagen. Sie wissen, dass ihnen die höllischen Heerscharen zahlenmäßig weit überlegen wären.

Die Handlung wird durch diverse Streitereien unnötig in die Länge gezogen. So etwa zofft sich Morasso mit Xorron, der mit seinen Zombies gerade im Südpolarmeer drei Menschen entkommen ließ – er dachte, sie wären nicht wichtig. Das findet Morasso überhaupt nicht witzig; er würde Xorron gerne einen Kopf kürzer machen, weil seine Feinde in London wissen, wo er sich befindet. Sie müssen Feuerland daher verlassen. So was Blödes aber auch. Er tröstet sich mit Pamela Scott, die ihn offenbar rattenscharf findet. Zusammen begeben sie sich ins Reich der Schatten, wo der SPUK herrscht und die Schlacht gegen Asmodina stattfinden soll.

In der Hölle

Unterdessen macht sich der Sohn des Lichts an die schwierige Aufgabe, in der Hölle zu überleben. Bemerkenswert, dass er dies leibhaftig tut, also mitsamt seinem Körper. Wäre dem nicht so, müssten Suko & Co. Johns Körper ja irgendwie am Leben erhalten. Das wird jedoch an keiner Stelle erwähnt. Nein, diese Figuren reisen stets mit Fleisch und Blut im Gepäck, egal in welche Dimension.

Wie auch immer: Der Riesengalgen und der Blutsee darunter sind ein feines Bild, das sich der gruselsüchtige Zuhörer sicherlich gerne ausmalt. Auch die akustische Untermalung ist hierfür vom Allerfeinsten. Man hört die Seile der Henkersschlingen knarren und ächzen, hört die Gehenkten jammern und stöhnen. John ist jedenfalls der Einzige, der agil und wach (lebendig?) genug ist, um den Galgen zu erklettern, um sich davonzumachen.

Als ihn ein herabfallender Gehenkter – das muss wohl einer der Stricke aus chinesischer Wertarbeit gekommen sein – mit in die Tiefe reißt, weist der Blutsee sämtliche Eigenschaften von Blut auf: Das Plasma schwimmt oben, die Blutkörperchen sinken nach unten. Dass das Blut nicht gerinnt, ist natürlich eine höchst teuflische Machenschaft. Wir würden ja zu gerne wissen, welche Blutgruppe die höllischen Majestäten bevorzugen – Null Rhesus negativ? Vampire würden sich die Lippen nach diesem edlen Tropfen lecken.

Die Comicfiguren dieser Reihe sorgen durch ihre Unlogik und übertriebenen Emotionen immer wieder für gute Laune: Sie treiben es ebenso bunt wie gewisse Politiker in der Dritten und anderen Welten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie undämonisch sich diese Figuren verhalten. Und sie gehen stets nach menschlicher Gefühlslogik vor: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wir freuen uns schon: Früher oder später wird ihn dies sicher zum Verhängnis, denn das zweite Gesetz lautet: Jeder ist sich selbst der Nächste, und in der Not sorgt jeder für sich selbst – nach ihm die Sintflut.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Besonders unheimlich ist die Darstellung des Spuks, eines wirklich mächtigen Dämons. Leider erfahren wir auch in dieser Trilogie rein gar nichts über seine Herkunft und Entstehung bzw. darüber, warum er aus Asmodinas Reihen zu Morasso übergelaufen ist.

Auch alle anderen Figuren muss der Hörer bereits kennen, um sie zuordnen zu können. Aber als Fan der Serie kennt man ja Sinclair, Asmodina, Kara, Myxin usw. bereits aus dem Effeff. Recht nett wirken die Todesengel, allesamt weiblich (keine Neutren also) und von höchst bösartiger Natur – so dienen sie Asmodina optimal. Tanja Geke kann hier wirklich die Sau rauslassen und gehässig lachen.

Besonders gefiel mir Marie Bierstedt als Lucille Adams. Sie setzt ihren Charme als Geschlechtsgenossin gegenüber der vorsichtigen Madame Tanith sehr erfolgreich ein und findet Dinge aus deren Vergangenheit heraus, die man einem Unbekannten nicht unbedingt auf die Nase binden würde. Karin Buchholz spricht Madame Tanith mit gewisser Reserviertheit und Autorität, wird aber von Lucille zunehmend verunsichert. Später schließt sie sich dem Club der Sinclair-Helfer an. Doch Lucille segnet das Zeitliche – bis auf Weiteres.

Geräusche

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Stets sorgen die magischen Objekte für nette Effekte, die oftmals aus Blitzgeräuschen und gefährlichem Zischen bestehen – sie sind meist dann zu hören, wenn Gut und Böse aufeinandertreffen. Gerne werden auch Hall und Donner eingesetzt. In den Schlachtszenen kommen noch zahlreiche Geräusche wie Zischen und Einschläge von den Projektilen hinzu – man kommt sich vor wie in Mittelerde, wenn die letzte Schlacht tobt.

Musik

Die Musik leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem kleinen Orchester eingespielt, und bevorzugt werden düstere, basslastige Instrumente und Effektgeräte eingesetzt, beispielsweise metallische Hammerschläge, wie sie in „Terminator 2“ erklingen. Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch. Sie wird am Schluss der CD kurz zitiert und erklingt in voller Länge erst am Ende der dritten CD.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Booklet etc.

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher, die Macher sowie sämtliche Hörfolgen. Auf der letzten Seite weist der Verlag auf den offiziellen JOHN-SINCLAIR-Song „CAIN – Age of Darkness“ hin, der „auf allen bekannten Musik-Downloadportalen“ zur Verfügung stehe.

Unterm Strich

Dieser Mittelteil der „Asmodina“-Trilogie dient ebenfalls vor allem der Vorbereitung der Entscheidungsschlacht zwischen der Höllentochter und dem Anführer der Mordliga. Die Spannung steigt deutlich an, als beide Seiten ihre Schachfiguren in Stellung bringen und sich den Austragungsort der Auseinandersetzung wählen: das Reich der Schatten, wo der SPUK herrscht.

Nach ein paar Trainingsstunden am Höllengalgen und dem Blutsee sieht sich John Sinclair nach Feuerland verfrachtet – per Luftexpress in den Armen der Todesengel. Geschickt wird der Todesnebel (aus Folge 59) umflogen, bevor der Bestimmungsort erreicht wird.

Nun aber fix die CD der nächsten Folge (#62) eingelegt, damit die Entscheidung in dieser epischen Auseinandersetzung fallen kann!

Audio-CD mit 49:38 Minuten Spieldauer
ISBN 978-3-7857-4297-6

http://www.luebbe.de
http://www.sinclair-hoerspiele.de
http://www.wortart.de