Die drei ??? Kids – Dein Fall – Das Gruselschloss (Band 1)

Die Handlung:

Justus, Peter und Bob brauchen Hilfe: Ein Fall und 1.000 Spuren – welche davon ist wichtig, welche führt in die Irre? Der Leser entscheidet! Mr Shaw lädt die drei ??? Kids ein, ihn in ein altes Wasserschloss zu begleiten. Dort soll ein Gruselfilm gedreht werden. Doch wie sollen sie überhaupt ins Schloss hineinkommen, da es keine Brücke und auch kein Boot gibt, um den Wassergraben zu überwinden? Als die Freunde den geheimen Eingang endlich gefunden haben, wird es noch merkwürdiger. Bei den Dreharbeiten geht alles drunter und drüber: Offenbar kennt jemand das Drehbuch sehr genau und versucht den Film zu sabotieren. Können Justus, Peter und Bob den Übeltäter entlarven? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Während in der „Hauptserie“ der Drei ??? zeitgleich der achte „Dein Fall“-Fall erscheint, gibts das gleiche Konzept nun auch zum ersten Mal bei den KIDS. Besonders gespannt war ich hier auf die Umsetzung, konnten mich doch die letzten „Dein Fall“-Abenteuer der ???-Hauptreihe nicht wirklich überzeugen.

Find your Fate

Dies ist kein normales „Drei ???“-Abenteuer, sondern ein „FYF-“ („Find Your Fate“) oder auch „Mitmach-„Fall. In den 1980ern gab es ein paar Versuche, um jungen Leuten mehr Spaß beim Lesen zu bereiten und sie aktiv ins Geschehen mit einzubeziehen. Mit am bekanntesten war nicht nur hierzulande die Reihe „Einsamer Wolf“.

Und wer die Jungs schon immer mal aktiv bei der Lösung eines Falles unterstützen wollte, der hat hier … in eingeschränkt vorgegebenem Rahmen … die Chance dazu. Ob es hier allerdings „1000 Spuren“ gibt, denen man nachgehen kann, wie es das Cover verspricht, darf man getrost bezweifeln. Von dem Personenregister, das es vor den normalen ???-Abenteuergeschichten nicht gibt, sollte man sich nicht einschüchtern oder verängstigen lassen. Die Namen muss man nicht auswendig lernen, um hier zu bestehen, zumal es hier nur einige wenige Eigennamen zu lesen gibt. Das sollte man eher als nützlichen Anlaufpunkt sehen, zu dem man immer wieder zurückkehren kann … als einzige Konstante in diesem Fall sozusagen, denn schließlich wird dieser Mitmach-Fall nicht von vorn nach hinten durchgelesen.

Die Leser werden vielmehr, je nachdem für welchen der vorgegebenen Vorschläge des Autors sie sich nach manchmal nur einer halben Seite schon entscheiden müssen, wild blätternd im Buch hin und hergeschickt. Wenn sich der Weg, den man eingeschlagen hat, als unvorteilhaft oder vom Autor unerwünscht erwiesen hat und man sich doch noch mal umentscheiden möchte oder sollte, bekommt man am Ende eines Kapitels die Seitenzahl genannt, an der man sich neu entscheiden muss, damit es weitergeht.

Es gibt ja Leser, die halten die Spannung nicht aus und lesen grundsätzlich das letzte Kapitel eines Buches als Erstes … die gibts wirklich. Das ist hier schlecht möglich … aus oben beschriebenen Gründen. Es gibt halt nicht nur ein Ende und Schluss ist in einem FYF-Abenteuer auch nicht zwangsläufig auf der letzten Seite.

Der Fall

Gurselschloss, Gespensterschloss, Geisterschloss … ein klarer Fall für Peter … nicht! Aber, sicher auch er wird zugeben, dass ein Schloss ohne Eingang schon etwas Besonderes ist. Ob die Leser sich wohl für ihn entscheiden können, damit wir alle mal vorbeischauen können?

Nicht nötig, denn Rocky, der Aufräumritter hat schon dafür gesorgt, dass die drei Jungdetektive eine Einladung aufs Schloss bekommen haben, die sie nicht ablehnen können. Nicht nur gilts, eine Ritterrüstung trocken durch einen See zum Schlosstor zu bringen … ohne Boot … nein, es locken auch drei Rollen in dem Film, der gedreht wird.

Gedreht hab ich mich an dieser Stelle übrigens auch, nämlich im Kreis. An dieser Stelle hat offenbar niemand test-gelesen, denn ich wurde zu einer Seite geschickt, auf der ich gerade schon gewesen bin … womit ich am Ende wieder an der gleichen Stelle im Buch gelandet bin und das Murmeltier begrüßen konnte. Keine Sackgasse, sondern ein echter Fehler.

Und jetzt? Jetzt wird es noch irrer. Denn wenn man nun auf der anderen, möglichen Seite im Buch weiterliest, kommt man in eine echte Sackgasse, an der der Fall endet! An dieser Stelle dreht man sich entweder im Kreis oder der Fall ist vorbei. Andere Möglichkeiten gibts nicht! Keine Chance!

An dieser Stelle könnte ich die Rezension beenden, da es keinen Hinweis gibt, auf welcher Seite die Geschichte tatsächlich fortgesetzt wird. Dass DAS niemandem aufgefallen ist, kann ich mir gar nicht vorstellen … liegts an mir?

Nein, am Ende eines Kapitels ist einfach eine falsche Seitenzahl abgedruckt! Wenn man nämlich nicht auf Seite 31, sondern auf Seite 34 weiterliest, geht das Abenteuer weiter.

Dann kommen wir mit den Jungs nämlich nicht nur ins Schloss, sondern auch in den Kontakt mit Blutschnee und einer Monsterpranke! Wie sich das erkären lässt, lesen wir aber anschließend auch.

Die drei bekommen ihre Texte, denn sie spielen im Film die Knappen der Protagonistin. Es gibt wie erwartet eine Menge Spezialeffekte, aber nicht alles, was hier raucht und brennt, sollte das auch tun! Ganz klar, hier ist Sabotage im Spiel … und angekündigt war die offenbar vor Drehbeginn auch schon! Ein Fall für die drei ??? … sie sind ja eh schon vor Ort und brauchen nicht mal verdeckt zu ermitteln.

Wer hat also etwas gegen die Dreharbeiten im Schloss und warum?

Der Autor und der Illustrator:

Boris Pfeiffer wurde 1964 in Berlin geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Er machte Abitur, wurde Buchhändler und Taxifahrer, studierte Sprachwissenschaften und Landschaftsplanung an der TU-Berlin und Drehbuch an der Berliner Filmhochschule. Anschließend arbeitete er als Regieassistent und Regisseur an verschiedenen Theatern.

Steffen Gumpert wurde 1975 in Höxter/Westfalen geboren. Er studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim und zog nach Aushändigung seines Diploms 2001 nach Berlin, wo er heute mit seiner Familie wohnt und glücklich ist. Seine Schrippen verdient er seit 1996 als freier Illustrator und Autor, Cartoonist, Comiczeichner und Character Designer. (Verlagsinfos)

Mein Fazit:

Das Abenteuer beim Filmdreh im Gruselschloss ist kurzweilig und macht Spaß. Das war das Positive.

Wenig Spaß machte dieser eine Druckfehler, der mich im Kreis herumschickte. Genauso wie das Gefühl, bei jeder Entscheidung hätte auch ein Würfel gerollt werden können. Denn im Grunde ist nicht erkennbar, ob sich der Leser nun (folge)richtig entschieden hat oder nicht.

Auch die Auswahl zwischen „Soll X jetzt y machen oder soll etwas komplett Unerwartetes passieren“ führt in der Story nur voran, wenn immer etwas Unerwartetes passiert.

Schade ist auch, dass der Leser gar nicht alle der schönen Zeichnungen zu sehen bekommt. Einige gibts nur in Sackgassen, in die man allein aus statistischen Gründen nicht jedes Mal tappen kann. Man kann nach dem Abschlusslacher sicher das Buch noch mal komplett durchblättern und sich den Rest der Bilder anschauen, aber das ergibt wenig Sinn und der Spaß der Geschichte ist an der Stelle eh schon vorbei.

Wenn die falsche Seitenzahl in der nächsten Auflage korrigiert wird, machts kommenden Lesern sicher mehr Spaß. Auch die Zeichnungen sollten alle in der Hauptstory zu finden sein, damit jeder alle sehen kann. Die Entscheidungsmöglichkeiten sollten sich auch anfühlen, als würde es einen Unterschied machen, wofür sich der Leser entscheidet. Sonst fehlt das Erfolgserlebnis und die Motivation sinkt mit jedem Kapitel.

Hardcover: 144 Seiten
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: 8-11 Jahre
1. Auflage, Februar 2022
ISBN: 9783440173442

www.kosmos.de

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