Sara Douglass – Die Sternenbraut (Unter dem Weltenbaum 1)

„Die Sternenbraut“ bildet den Auftakt zu Sara Douglass‘ |Weltenbaum|-Zyklus, einer insgesamt sechs Bände umfassenden Reihe, deren letzter am 30. September herauskommen wird.

Schlechte Nachrichten erreichen Jayme, den Bruderführer und Obersten vom Orden des Seneschalls, der Kirche von Achar. Gestaltlose, grausame Wesen, scheinbar unverwundbar, tauchen immer wieder in den Nordlanden auf und greifen Soldaten des dortigen Außenpostens an. Die Brüder dort vermuten dahinter die |Unaussprechlichen|.
Um mehr darüber zu erfahren, schickt Jayme Axis, den Anführer seiner Truppen, zum Wald der schweigenden Frau, um von den dort lebenden Brüdern so viel wie möglich über die Unaussprechlichen zu erfahren. Danach soll er mit seinen Männern nach Norden reiten, um den Grenzposten zu verstärken. Ein Adliger des Reiches drängt Axis auch noch seine Tochter Faraday auf, die mit dessen verhasstem Halbbruder Bornheld verlobt ist. Axis soll sie nach Arkness geleiten, das auf seinem Weg liegt.
Doch die Reise verläuft keineswegs wie geplant und stürzt die beiden in heillose Verwirrung von Gefühl und Glauben.

Im Grunde gibt es über den ersten Band noch nicht allzu viel zu sagen. Handlung ist noch nicht übermäßig viel vorhanden, am Ende des Buches ist Axis noch nicht mal an der Front angekommen. Salopp formuliert könnte man sagen, der erste Band besteht aus 365 Seiten Einleitung, der Anlage von Charakteren und Handlungssträngen, der Welt, in der die Erzählung spielt, und ihrer Geschichte. Dabei lässt die Autorin sich viel Zeit; ein Charakter nach dem anderen wird langsam aufgebaut und in das Geschehen eingefügt, sodass auch die Beziehungen der Personen untereinander deutlich werden. Der Charakterzeichnung tut das gut, die Hauptfiguren des Buches, Axis und Faraday, erhalten dadurch Tiefe und Echtheit. Der Weltentwurf macht anfangs gelinde Schwierigkeiten, denn auch hier lässt die Autorin es langsam angehen, und man muss sich ein Stück weit einlesen, bis die Sache durchschaubar wird, da manche Begriffe wie zum Beispiel „Seneschall“ eine andere Bedeutung haben als gemeinhin üblich.

Sobald sich jedoch die anfängliche Verwirrung gelegt hat, entwickelt das Buch erste Spannung. Kaum hat der Held sich aufgemacht, die Welt zu retten, tauchen bereits die ersten Stolpersteine auf, und schon bald, genau genommen gleich nachdem man sich in die Welt hineingedacht hat, wird einiges wieder auf den Kopf gestellt. Menschen sind nicht, was sie zu sein scheinen, Wahrheiten entpuppen sich als unwahr, Sichtweisen verschieben sich.
Unterstützt wird dieser leichte Spannungsbogen noch von kurzen Geschehnissen wie dem Eissturm, die nicht nur der Entwicklung der Personen dienen, sondern auch Leben in die Handlung bringen und so über Längen hinweghelfen. Gegen Ende des Buches sind so viele Handlungsstränge und Fallstricke angelegt, so viele Rätsel und Geheimnisse angedeutet, dass das Potenzial für steigende Spannung locker für die folgenden beiden Bände ausreichen dürfte.

Sara Douglass erzählt flüssig und geschickt. Besonders intensiv wird ihre Sprache in dunklen, bedrohlichen Situationen wie Axis‘ Albträumen oder dem Eissturm. Auf übermäßig blutige Details wurde jedoch – abgesehen von Faradays Vision – verzichtet. Bei steigender Bewegung und Zuspitzung der Handlung dürften beide Punkte ein klares Plus für die Spannung bedeuten.

„Die Sternenbraut“ ist ein vielversprechender, wenn auch langer Einstieg, was allerdings bei knapp 2.500 Seiten Gesamtlänge des Zyklus nicht wirklich stört. Trotz gängiger Bausteine wie Bedrohung der Welt durch einen grausamen Zauberer, Prophezeiungen und Feindschaft und Misstrauen zwischen den bedrohten Völkern, wirken die Ideen, soweit sie sich bisher herauskristallisiert haben, eigenständig und machen neugierig auf Details. Die Hauptpersonen sind glaubwürdig, keine statischen Figuren, sondern auf Entwicklung angelegt und frei von Stereotypen.
Man darf also gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht und ob es der Autorin gelingt, die hohen Erwartungen zu erfüllen, zu denen der Start berechtigt.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten.

Taschenbuch: 388 Seiten
www.saradouglass.com
www.piper.de