Doyle, Arthur Conan / Gustavus, Frank – vergessene Welt, Die

„Die vergessene Welt“ („The Lost World“) aus der Feder von Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle wurde im Jahr 1912 zunächst als Fortsetzungsroman im britischen |Strand Magazine| veröffentlicht, eroberte kurz darauf als Buch die Bestsellerlisten und gilt heute zusammen mit Werken wie Jules Vernes „20.000 Meilen unter den Meeren“ und H. G. Wells‘ „Die Zeitmaschine“ als Meilenstein der phantastischen Literatur und des SciFi-Genres. Die |Great Britain Oxford Press| nennt „The Lost World“ eine der größten Abenteuergeschichten, die je geschrieben wurden. Conan Doyles Urzeitriesenspektakel war außerdem Inspirationsquelle für Werke wie „King Kong“ und „Jurassic Park“.

_Die Sprecher in der Reihenfolge ihres Auftretens:_
Maple White: Robert Missler
Blondell: Thomas Nicolai
McArdle: Jochen Schröder
Edward D. Malone: Timmo Niesner
Der alte Malone (Erzähler): Peter Weis
Professor Summerlee: Jürgen Thormann
Dr. Illingworth: Lothar Blumhagen
Professor Challenger: Klaus Sonnenschein
Lord Roxton: Ronald Nitschke
Sir Douglas: Friedrich Schoenfelder
Affenmenschen und Indianer: Die Maulhelden

Musik und Sounddesign: Jan-Peter Pflug
Geräusche: Martin Langenbach
Technik Berlin: Ahmed Chouraqui und Max von Werder
Technik Hamburg: Fabian Küttner
Regieassistenz: Antje Seibel/Kai Lüftner
Hörspielbearbeitung, Produktion und Regie: Frank Gustavus

Aufgenommen im On Air Studio Berlin, April 2005
Hörsaalaufnahmen: Museum für Völkerkunde Hamburg, Mai 2005
Gemischt im Eimsbütteler Tonstudio Hamburg, Juli/August 2005

http://www.ripperrecords.de

_Story:_

London im Jahre 1912: Der durchgeknallte Professor Challenger ist unter seinen Kollegen alles andere als beliebt und gilt gemeinhin als Aufschneider, der keinen Widerspruch duldet und auch gerne mal handgreiflich wird, wenn man versucht, ihm ins Werk zu pfuschen. Dementsprechend froh ist der Redner einer Podiumsdiskussion auch, als der verschrobene Wissenschaftler nicht wie angekündigt an dieser teilnimmt. Als dann aber bei eben jener Sitzung über das Leben von Tieren aus der Urzeit gesprochen wird, taucht Challenger plötzlich auf und behauptet, auf einem Hochplateau im südamerikanischen Dschungel lebendige Dinosaurier entdeckt zu haben.

Natürlich wollen ihm seine Kollegen nicht glauben, doch als der Redner die Menge anstachelt und schließlich veranlasst, dass Challengers größter Kritiker Professor Summerlee, sein Anhänger Lord Roxton und der abenteuerlustige Zeitungsreporter Edward D. Malone sich vor Ort selber ein Bild machen sollen, um die Welt vom Wahrheitsgehalt von Challengers Aussagen zu unterrichten, brechen die Abenteurer zu einer Expedition in den südamerikanischen Urwald auf, die sie wohl ihr Leben lang nicht vergessen werden …

Bevor sie jedoch im Dschungel ankommen, fühlen sie sich schon gelinkt, weil der angebliche Lageplan eine Fälschung ist. Dann taucht jedoch der Überraschungsgast Challenger auf und betont, dass er dringend bei dieser Reise selber dabei sein muss.

Gemeinsam zieht das vierköpfige Team, unterstützt von einigen Expeditionshelfern, mitten in den Urwald, und noch bevor Summerlee Challenger zum hundersten Mal beschuldigt, dass dieser sich lediglich Lügengeschichten ausgedacht habe, muss auch der ‚vernünftige‘ Professor feststellen, dass der Dschungel voll von Sauriern, totgeglaubten Vögeln und verschiedenen Eidechsen ist. Und bevor sich Summerlee und seine Gefährten richtig eingelebt haben, werden sie auch schon von diesen Geschöpfen verfolgt, müssen sich vor Flugsauriern verstecken und aus der Gefangenschaft eines Stammes von Affenmenschen entfliehen. Das Abenteuer in der vergessenen Welt hat begonnen …

„Die vergessene Welt“ ist ein vielzitierter Klassiker, der ganz klar als Inspiration für diverse Monster-Filme aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, aber auch für solche Spektakel wie „Jurassic Park“ hergehalten hat.

Die Hörspiel-Version dieses legendären Werkes bringt es insgesamt auf eine Spielzeit von 122 Minuten, und obwohl die Art und Weise, wie die Geschichte aufgebaut ist, und auch der inhaltliche Aspekt wirklich vom Allerfeinsten sind, wünscht man sich zwischendurch noch etwas mehr Detailarbeit, denn für meinen Geschmack kommt die Action im Dschungel ein wenig zu kurz. Natürlich ist es nicht leicht, die dort vorherrschende Atmosphäre auf diesem Medium originalgetreu wiederzugeben, gerade wenn man bedenkt, dass der Schwerpunkt auf den Dialogen liegen muss. Aber hier hätte man meiner Meinung nach ein wenig die Prioritäten verschieben müssen. Ich finde nämlich, dass die ständigen Feindseligkeiten zwischen Challenger und seinem gesamten Kollegium zugunsten tiefer ausgeschmückter Action-Sequenzen etwas in den Hintergrund gehören, aber da kann man sicher auch geteilter Meinung sein.

Ansonsten ist „Die vergessene Welt“ allerdings wirklich ein echtes Meisterwerk, auch als Hörspiel. Die Geschichte um den Professor, dem keiner glaubt, das von ihm entdeckte Urzeit-Gebiet und die spannende Expedition von vier vollkommen unterschiedlichen Charakteren, gibt nun mal eine ganze Menge her, und |Ripper Records| haben diese Vorgaben auch fabelhaft umgesetzt.

Das Abenteuer wird aus der Perspektive des alten Malone erzählt, der rückblickend wie in Tagebuch-Form von seinem Erlebnis im südamerikanischen Urwald mit den beiden Professoren und dem schießwütigen Lord Roxton berichtet. Dabei wechselt das Szenario im Jahre 1912 immer wieder zwischen dem Professoren-Kollegium in London, das den Schilderungen des Zeitungsreporters Malone in seinem Stammblatt |Gazette| keinen Glauben schenken will, und den vier Menschen, die im Urwald um ihr nacktes Überleben kämpfen. Vielleicht hätte man auch hier nicht immer wieder betonen müssen, dass die Menschen abseits des Dschungels die Ergebnisse der Expedition für bloßes Gewäsch halten, denn das kommt seitens der Erzählerstimme wirklich sehr häufig durch. Ansonsten ist das ständige Pendeln aber genau das richtige Mittel, um die beiden Welten sinnvoll miteinander zu verknüpfen und die Spannung in Bezug auf das eigentliche Abenteuer immer am Höhepunkt zu halten.

Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich den Roman von Sir Arthur Conan Doyle noch nicht gelesen habe, gelobe aber für die nächsten Wochen Besserung. Das Hörspiel hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht, und wenn die Romanvorlage nur ansatzweise so gut gestaltet ist wie dieses zweistündige Hörspiel, dann blicke ich der Lektüre mit großer Vorfreude entgegen. Aber immerhin hat ja hier der Autor von Sherlock Holmes zur Feder gegriffen …

_Fazit:_

„Die vergessene Welt“ ist ein tolles Abenteuer-Hörspiel, das zwar in wenigen Passagen ein bisschen überdramatisiert dargestellt wird, ansonsten aber von der fabelhaften und ausnahmslos überzeugenden Performance der Sprecher über die Produktion bis hin zum wundervollen Inhalt gelungen ist.