Fraktal – Trojaner (Folge 5)

Die Handlung:

Die Besatzung der Skyclad fängt eine Rettungskapsel ab und staunt nicht schlecht, als dieser ein fremdartiges, aber faszinierendes Wesen entsteigt: Kari, eine Prinzessin vom Planeten Kintaru. Captain Pierce bietet ihr an, sie zu ihrer Heimat zu bringen. Damit durchkreuzt er allerdings die finsteren Pläne eines im Verborgenen lauernden Aggressors, der nun zum Handeln gezwungen wird … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der Klappentext und die spätere Handlung mit Jay und Kari erinnerten mich spontan an die klassischen Abenteuer von Flash Gordon … also die in schwarzweiß, nicht die, mit der Musik von QUEEN im Hintergrund. Interessant ist, dass der Hörer die Rettungskapsel nicht mit der Besatzung der Skyclad zusammen abfängt … das ist offenbar schon passiert. Wir steigen direkt bei der Kontaktaufnahme mit dem noch unbekannten Wesen ein, das sie sich an Bord geholt haben. Ob vorher eine Untersuchung auf Krankheitserreger durchgeführt wurde, ist nicht überliefert.

Grinsen musste ich, als der Captain dem neuen Gast direkt erst mal einen Kaffee anbietet, weil er davon ausgeht, dass er/sie/es doch wohl Kaffee trinken würde … ob das Getränk überhaupt bekannt ist, fragt er vorher nicht. Und bei der Frage nach „Milch oder Zucker“ habe ich dann endgültig die Augen verdreht. Warum man sich aber mit dem Wesen verständigen kann, dafür liefert der Autor uns eine Erklärung, die ihm vieles erleichtert. Dafür, warum die Technik von Kintaru offenbar ziemlich kompatibel zu unserer zu sein scheint, nicht.

Und dann verbringen wir eine Menge Zeit damit, dem neuen Besucher das Schiff zu zeigen und einen Hund zu streicheln. Dass sich die Laune der Prinzessin aber so schnell von arrogant und herablassend zu zugänglich und freundlich ändert, fand ich ein wenig unglaubwürdig. Und als auch noch angefangen wurde, sich gegenseitig zu streicheln, kam ich mir beim Zuhören wie ein Spanner, zumindest aber wie das dritte Rad am Wagen eines Liebesdates vor. Eine für den Hörer sehr unangenehme Szene, die prima zu einem Liebesroman gepasst hätte, besonders die Ambient-Musik im Hintergrund. Dass der Dame dann später aber Metal-Musik als Beispiel terranischer Kunst vorgespielt werden muss, anstatt Klassik oder etwas anderes, komplexeres … kein Wunder, dass Kari das schrecklich findet. Was sie aber im Anschluss gesanglich zum Besten gibt, hat mir eine Gänsehaut verpasst. Das Lied passt in das romantische Weltraumbild, das der Autor hier zeichnet … es hätte mich aber auch sehr überrascht, wenn an dieser Stelle wirklich etwas Fremdartiges zu hören gewesen wäre.

Zurück in der FRAKTAL-Realität erfahren wir, dass die Rettungskapsel der Prinzessin eigentlich von allein nach Hause geflogen wäre, wenn die Skyclad sie nicht abgefangen hätte. Wieso sich die Prinzessin darüber erst kurz vor Ende des Hörspiels beklagt, zumal die Kapsel sogar schneller fliegen kann als unser Raumer, erfahren wir nicht. Auch nicht, warum sie nicht darauf besteht, dann aber jetzt zügig wieder mit der Kapsel starten zu können. Vielleicht ist sie ja beschädigt worden, die Kapsel, schließlich ist die Außerirdische grad einem Angriff entkommen. Ihre Rettungskapsel trägt übrigens einen „Erkundungszylinder“ mit sich … offenbar ein Peilsender, den die Angreifer dort platziert haben. Wie sie das angestellt haben sollen, auch das erfahren wir … diese Dinger sind halt einfach aufgetaucht und auch mal wieder verschwunden. Immerhin fragt sich der Captain, warum das gemacht wurde und vor allem, wieso die Skyclad nicht längst aus dem Raum geballert worden ist.

Und … wenn die Besatzung diesen Peilsender zum einen nicht analysieren kann und gleichzeitig befürchten muss, jeden Moment unangemeldeten Besuch zu bekommen … warum werfen sie den Zylinder nicht einfach ins Weltall? Dass das die beste Wahl gewesen wäre, darauf kommt die Besatzung ganz zum Schluss dann auch endlich … eine gute halbe Hörstunde nach dem Hörer. Warum das Ding dann aber nicht mal zu diesem Zeitpunkt endlich zerstört wurde, damit wir auf Kintaro landen können, dafür liefert uns der Autor wieder eine für ihn sehr einfache und praktische Erklärung, die er aber nicht weiter erläutert … ist schließlich außerirdische Technik, die nur kompatibel ist, wenns passt.

Was der Autor von der Menschheit hält und wie er sie gern sehen möchte, auch das lässt er uns lang und breit mit flächendeckender Ambienthintergrundmusik durch seine Charaktere erzählen. Und spätestens an diesem Punkt hat auch der letzte Hörer die Befürchtung, dass es hier kein Weltraumabenteuer mehr zu erleben gibt, sondern eine romantische Philosophiestunde mit sanfter Musik.

Die wird dann 15 Minuten vor Schluss gestört, als wir auf einmal einen ins Schiff teleportierten Angreifer mit so viel Soundmacht bekämpfen, dass es für eine ganze Raumschlacht gereicht hätte … für meinen Geschmack voluminös etwas überzogen. Warum der Typ die Prinzessin nicht einfach schnappt und mitnimmt, wenn er doch schon genau zu wissen schien, wo an Bord sie sich befunden hat … das habe ich mich schon gefragt. Warum war nur einer gekommen? Wieso greift er gerade jetzt an? Warum greift er nur ein einziges Mal an? Eine Erklärung dafür bekommen wir ganz am Ende.

Aber warum hat der Cheftechniker nicht vorher schon so ein tolles Schutzfeld gebaut, wenn er so was doch jetzt auf einmal problemlos nachbauen kann? Reverse Engineering gibts, aber hier ists fragwürdig.

Und bevor es dann richtig spannend werden kann, ist die Folge auch schon wieder vorbei und wir werden mit einem Cliffhanger zurückgelassen, der auch wieder die Auffassung des Autors bestätigt, dass menschliche Werte auch für die Bewohner von Kintaro gelten. Man verhandelt halt nicht mit Terroristen, egal wo im Weltraum.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Jason „Jay“ Jublonsky, Lieutenant – Martin L. Schäfer
lan Pierce, Captain – Gordon Piedesack
Nicolas Spooner, Commander – Martin Sabel
Dr. Amy Keppler, Biologin – Bettina Zech
Thomas Sabian, Ingenieur – Robert Missler
Dr. Francis Copeland, Schiffsarzt – Sven Mai
Kaylani Soto, Pilotin – Julia Casper
Kari – Claudia Urbschat-Mingues
Makonn – Timo Kinzel
LUNA – Carmen Molinar

Technik-Credits:

Produktion Buch, Regie, Soundtrack, Mischung – Peter Lerf
Dialogaufnahmen – Martin Sabel
Bookletgestaltung – Ralf Gromer
Artwork – Ulrike Kleinert, Fotolia/misha, Fotolia/Frozenstarro, Yvonne Landscheidt
Produziert für Gigaphon Entertainment

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Bookletfaltblatt enthält die Sprecherliste, eine Kurzinfo zur Serie und die Technik-Credits. Eine Trackliste gibts nicht zu sehen.

Mein Fazit:

Der Trojaner an Bord der Skyclad führt Feinde zum Planeten Kintaro. Das ist die gesamte Handlung dieser Folge. Der Rest ist romantische Philosophie über die Menschheit, das Leben, das Universum und den ganzen Rest. In sehr blumiger Sprache schildert der Autor hier einen 12-tägigen Flug, an dessen Ende es dann spannend wird … um den Hörer dann genau an dieser Stelle aus dem FRAKTAL-Universum zu werfen.

Zwischendurch habe ich mir ständig Fragen zur Story gestellt, von denen einige tatsächlich beantwortet wurden … wenn auch für meinen Geschmack sehr einfach, aber immerhin … andere Fragen blieben offen.

Dies war im Übrigen die erste Folge, die ich aus der Serie gehört habe, die offenbar auf einen sehr langen Zeitraum ausgelegt ist. Die Handlung wird nicht gerade zügig vorangetrieben und ausführliche Beschreibungen stehen hier im Vordergrund. Wer Weltraumabenteuer mit überraschenden Wendungen und viel Abwechslung sucht, der könnte hier enttäuscht werden.

Ich hatte nicht den Eindruck, dass mir Vorwissen zur Serie fehlen würde, sodass dieser Faktor keine Rolle bei meiner Beurteilung gespielt hat. Soundtechnisch von ordentlichem Handwerk geprägt ist hier vertont worden, die Sprecher machen alle einen prima Job … nur die Hintergrundmusik fand ich hier und da ein wenig schmalzig … aber die passt dann im Endeffekt wieder zu dem Gesamteindruck, den dieses Hörspiel bei mir hinterlassen hat.

1 Audio-CD mit 55:52 Minuten Spieldauer
Anzahl der Tracks: 9

www.gigaphon.de

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