Gilly Macmillan – Toter Himmel

Schon oft ist Rachel Jenner mit ihrem achtjährigen Sohn Ben im Wald spazieren gegangen. Ben ist ihr ein und alles und nach der Trennung von ihrem Mann ihr einziger Halt. Als Ben sie an einem Tag fragt, ob er allein zum Waldspielplatz vorlaufen darf, möchte Rachel gerne – ganz die besorgte Mama – mein sagen. Da sie Ben aber auch meist, den Vater ersetzen zu müssen, gibt sie sich einen Ruck und erlaubt es ihrem Sohn, um ihn zu stärken. Als sie nur wenige Minuten später am Spielplatz ankommt, weht die Schaukel iim Wind leicht hin und her – von Ben keine Spur. Zunächst hält Rachel das für ein Spiel und denkt, Ben habe sich nur versteckt, doch schnell realisiert sie, dass ihr Sohn verschwunden ist.

Die abendliche Suche nach Ben verläuft ergebnislos. Die Polizei findet keine Spur. Auch am nächsten Tag bleibt Ben verschwunden. In einer Pressekonferenz soll Rachel einen Aufruf an mögliche Entführer starten. Als sie aber vom abgesprochenen Text abweicht, macht sie sich sofort zum Opfer für die Medien. Sie wirkt sie eine Irre, die ihr Kind selbst auf dem Gewissen hat. Und so gibt es schnell Blogs und Facebook-Einträge, die Rachel als die Schuldige anprangern, sodass sie am Ende nicht nur um Bens Leben, sondern auch um ihr eigenes fürchten muss.

Die Polizei dreht sich im Kreis und findet keine heiße Spur, bis sie in Rachels Vergangenheit wühlt und ein Geheimnis ihrer eigenen Schwester aufdeckt…

Wo ist Ben?

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der ein Jahr nach den schlimmen Ereignissen um Ben spielt. Rachel blickt auf die desaströse Pressekonferenz zurück und der ermittelnde Beamte James Clemo befindet sich in psychologischer Behandlung, weil er seit Bens Verschwinden unter Schlafstörungen leidet und die Psychologin klären soll, ob er überhaupt noch seinem Beruf nachgehen kann.

Und dann geht es auch direkt zum Tag des Verschwindens. Sehr ausführlich und detailliert beschreibt Gily Macmillan den Spaziergang im Wald, Bens Verschwinden und die Szene, in der Rachel langsam, aber sicher klar wird, dass ihr Sohn wirklich verschwunden ist. Ihre Worte sind dabei so drastisch und klar, dass man praktisch dabei ist und direkt mit Rachel mitfühlt. Auch als sie nach der Pressekonferenz am Pranger steht und von allen Seiten angefeindet wird, fühlt man als Leser mit ihr mit und ist überzeugt davon, dass sie wirklich die trauernde Mutter ist, die ihr einziges Kind verloren hat.

Das Buch ist aus verschiedenen Perspektiven erzählt – mal sind wir bei Rachel, mal bei James Clemo, mal lesen wir die Protokolle seiner Sitzungen mit der Psychologin. So haben wir Einblick in alle wichtigen Personen und lernen die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennen. Das steigert die Spannung immer weiter, zumal die Polizei dem Täter nicht auf die Spur zu kommen scheint, sondern immer nur in Sackgassen endet. Gleichzeitig schwindet die Hoffnung immer mehr, Ben noch lebend auffinden zu können.

Die Rahmengeschichte rund um die Journalisten und die Anfeindungen in den Social Media ist mir persönlich zu lang geraten. Zwar fand ich den Aspekt interessant und heutzutage auch wichtig, aber die Autorin breitet das zu sehr aus und bremst irgendwann die Spannung dadurch aus.

Als es aber endlich die entscheidende Spur gibt, nimmt die Geschichte ein unglaubliches Tempo auf. Die Auflösung ist gleichzeitig stimmig, wie überraschend. Mich hat sie vollkommen überzeugt. Das Buch ist unglaublich spannend und ein echter Pageturner. Ich habe für die über 500 Seiten weniger als zwei Tage gebraucht, weil ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und einfach wissen musste, was mit Ben geschehen ist. Ohne die ausufernde Rahmengeschichte hätte das Buch fünf Sterne verdient, so gibt es kleine Abzüge.

Klappenbroschur: 544 Seiten
ISBN-13: 978-3426517475
www.knaur.de

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