Heidi Perks – Die Tote

Inhalt

Familientherapeutin Stella hat die überstürzte Flucht von ihrer geliebten Heimatinsel Evergreen vor fünfundzwanzig Jahren nie verwunden. Als sie nun zufällig erfährt, dass im Garten ihres ehemaligen Elternhauses eine Leiche ausgegraben wurde, ist sie beunruhigt und beschließt, nach Evergreen zu reisen und Nachforschungen anzustellen. Dort angekommen sind nicht alle von ihrem Besuch begeistert, vor allem, als die Identität der Toten bekannt wird und Stellas seit Jahren verschollener autistischer Bruder überraschend gesteht, sie umgebracht zu haben. Von dem Wunsch getrieben, ihren Bruder zu entlasten und die Wahrheit herauszufinden, erkennt sie viel zu spät, in welch großer Gefahr sie schwebt … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Die Tote“ ist eine packende Mischung aus einem hoch komplexen Spannungsroman und einem erschütternden Familiendrama. Es geht um verzweifelte Familien, bittere Armut, hässliche Missgunst – vor allem aber um gut gemeinte Lügen, die zu verhängnisvollen Geheimnisse werden. Vertuschungen sowie Täuschungen türmen sich immer weiter auf, sodass schließlich ein wackeliges Kartenhaus entsteht, welches die Bewohner darin zwingt permanent auf der Hut zu sein…

Stella leidet nach fünfundzwanzig Jahren noch unter dem plötzlichen Umzug von der Insel Evergreen aufs englische Festland. Ihr Bruder ist kurz danach einfach verschwunden und ihre Schwester, die sich stets missverstanden und ungeliebt gefühlt hat, ist trockene Alkoholikerin. Sie versucht ihr Leben in den Griff zu kriegen und will mit den Geschehnissen auf der Insel sowie den Problemen ihres Bruders nichts zu tun haben. Stella hingegen ist entschlossen herauszufinden, weshalb ihre Familie damals regelrecht geflohen ist, denn sie ist überzeugt davon, dass die Wahrheit endlich ans Licht kommen muss – koste es was es wolle.

Auf Evergreen angekommen, stellt sie zu ihrem Entsetzen jedoch fest, dass niemand sie dort haben möchte, geschweige denn bereit ist auf ihre Fragen zu antworten. Sie lernt Stück für Stück, sich der Tatsache zu stellen, dass sie sich ihre idyllische Kindheit lediglich zusammengereimt hat. Auch die Spurensuche innerhalb der eigenen Familie ist zum Scheitern verurteilt: Ihre Mutter ist bereits tot, ihr Vater leidet unter Demenz, und das Geständnis ihres autistischen Bruders ist mehr Rätsel als Lösung!

Als die Identität der Leiche bekannt gegeben wird, schöpft Stella neue Hoffnung, denn sie war einen Sommer lang die beste Freundin ihrer Schwester. Iona war damals als Studentin zu Forschungszwecken ein paar Monate lang auf der Insel, musste dann aber überstürzt abreisen. Stellas Schwester weigert sich allerdings vehement über die Vergangenheit zu sprechen, und so versucht Stella zusammen einer Journalistin Ionas Familie zu finden. Doch was sie herausfindet lässt sie daran Zweifeln, ob Wahrheit und Gerechtigkeit tatsächlich oberste Priorität haben…

„Die Tote“ befasst sich mit Fragen, die ethisch sehr interessant sind: kann extreme Armut Taten rechtfertigen, die allgemein als moralisch verwerflich gelten? Kann eine gut gemeinte Tat wirklich gut sein, wenn sie eigennützig ist? Ist es vertretbar das Wohl der eigenen Familie über Recht und Gesetz zu stellen? Es ist interessant zu erleben, wie Stellas Überzeugungen nach und nach ins Wanken geraten, weil es bei den aufgedeckten Verbrechen im Grunde nicht um Täter und Opfer geht, sondern um hilflose Verzweiflung…

Die Autorin

Heidi Perks arbeitete als Marketingchefin eines Finanzunternehmens, bevor sie sich entschloss, Vollzeit-Mutter und -Autorin zu werden. Sie ist ein unersättlicher Fan von Kriminalromanen und Thrillern und will immer herausfinden, wie die Menschen ticken. Heidi Perks lebt mit ihrer Familie in Bournemouth an der Südküste Englands. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Die Tote“ ist eine intelligente, emotionale, facettenreiche sowie zum Nachdenken anregende Betrachtung von Verdrängung und Täuschung – absolut fesselnd! Die Handlung wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, sodass die Leser*innen zusammen mit Stella peu à peu herausfinden, welche Geheimnisse die Insel verbirgt und wie weit ihre Bewohner gingen bzw. gehen, um diese zu schützen…

Taschenbuch: 384 Seiten
Originaltitel: Come Back For Me
Aus dem Englischen von Sabine Schilasky
ISBN-13:
978-3-7341-0711-5
www.penguinrandomhouse.de

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