Hjorth & Rosenfeldt – Die Toten, die niemand vermisst

Worum gehts?

Jämtland, Schweden. In einem abgelegenen Wanderviertel werden die Leichen von sechs Personen geborgen. Das Mysteriöse an diesem Fund ist, dass es keinerlei Vermisstenanzeigen gibt, zu denen dieser Fund passen würde. Feststeht, dass unter den sechs Toten zwei Kinder sind. Allesamt wurden per Kopfschuss getötet. Handelt es sich bei den Opfern um eine Familie?

Um das Team in Jämtland zu unterstützen, rückt Torkel Höglund mit seinem Team, unter ihnen auch Sebastian Bergmann, an und nimmt die Ermittlungen auf. Doch die Aufklärung des Falles erweist sich schon nach kurzer Zeit als äußerst schwierig, nicht zuletzt aufgrund von Spannungen innerhalb des Teams sowie persönlicher Probleme der einzelnen Polizisten …

Inhalt

Als eine Wanderin bei einer Tour durch die Berge von Jämtland abstürzt, hat sie Glück im Unglück und überlebt diesen Unfall. Doch als sie versucht, wieder auf die Beine zu kommen, entdeckt sie, direkt neben sich, zahlreiche menschliche Knochen und Skelette.

Die ortsansässige Polizei birgt die menschlichen Überreste von sechs Personen, darunter zwei Kinder. Eine erste Verbindung der Personen zueinander steht schnell fest: Alle wurden durch einen Kopfschuss getötet. Doch ob es sich bei den Opfern um eine Familie handelt oder nicht, bleibt zunächst ungewiss.

Die Polizei von Jämtland fordert in Stockholm Hilfe zur Aufklärung des Falles an. Wenige Stunden später reist Torkel Höglund mitsamt seines Teams, Jennifer, Sebastian, Billy, Ursula und Vanja, an. Doch die Ermittlungen stocken direkt zu Beginn; erstens, weil niemand die Toten, die bereits seit zehn Jahren in den Bergen verschüttet liegen, zu vermissen scheint, und zweitens, weil persönliche Probleme und zwischenmenschliches Techtelmechtel die Arbeit innerhalb der Gruppe behindert.

Vanja weiß nach wie vor nicht, dass nicht Valdemar, sondern Sebastian ihr Vater ist, Ursula lebt derzeit von ihrem Mann Micke getrennt und hat keine Lust mehr, die Affäre zu ihrem Chef Torkel weiterzuführen, Jennifer soll die Nachfolgerin von Vanja werden, insofern sie die Aufnahmeprüfung beim FBI besteht, und Billy ist enttäuscht von seiner einst besten Freundin Vanja, da sie sich selber für die bessere Polizistin hält.

Während der Ermittlungen des Jämtland-Falles stößt das Team auf eine Frau, die in ihrem Auto verbrannt ist und eine inszenierte Persönlichkeit gehabt zu haben scheint. Hängt diese mit dem Leichenfund zusammen? Und dann sind da ja noch Hamid und Said, zwei befreundete Afghanen, die seit zehn Jahren spurlos verschwunden sind und deren Leiche nie gefunden wurde. Besteht auch hier ein Zusammenhang zwischen den Tatbeständen oder handelt es sich um komplett andere Geschichten?

Mein Eindruck

Der neue Fall des schwedischen Autoren-Duos ist mal wieder von vorne bis hinten gespickt mit Fragezeichen, die es gilt, aufzuklären und nacheinander abzuarbeiten.

Die Geschichte beginnt mit dem Fund der sechs menschlichen Skelette in einem Wanderviertel von Jämtland. Die Tatsache, dass diese Toten niemand vermisst, sorgt alleine schon für eine gewisse Grundspannung und die Atmosphäre während des Lesens kann man wohl als äußerst mysteriös beschreiben.

Die Protagonisten kennt man bereits aus den beiden Vorgängern „Der Mann, der kein Mörder war“ und Die Frauen, die er kannte“. Besonders hervorzuheben ist hier der Eigenbrötler Sebastian Bergmann, der so oft seine Frauen wechselt wie andere Menschen ihre Unterwäsche. Diese Tatsache und noch einige andere machen ihn im Team nicht unbedingt zu einer Beliebtheit. Das Oberhaupt der Gruppe, Kommissar Torkel, kämpft mit seiner Einsamkeit, da er merkt, dass Ursula, mit der er seit einiger Zeit ein zwangloses Liebesverhältnis pflegt, sich mehr und mehr von ihm distanziert. Dann ist da Vanja, die nichts davon ahnt, dass derjenige, den sie für ihren Vater hält und den sie über alles liebt, nicht ihr Vater ist, sondern es sich stattdessen bei ihrem Kollegen Bergmann um diesen handelt. Außerdem steckt sie mittendrin in den Vorbereitungen für einen Aufnahmetest beim FBI. Sollte sie diesen bestehen, so wird sie Schweden für drei Jahre verlassen und nach Amerika gehen. Außerdem wäre da noch Jennifer, die einmal Vanjas Nachfolgerin werden soll, falls diese den Test beim FBI besteht, woran Torkel nicht eine einzige Sekunde zweifelt. Und zu guter Letzt Billy, zu dem Vanja einst ein sehr enges Verhältnis hatte, sich jedoch durch eine unglückliche Bemerkung etwas ins Abseits geschossen hat. Wie man merkt, hat jeder der Ermittler sein eigenes kleines Päckchen zu tragen und Gefühlschaos und Stress untereinander sind vorprogrammiert und sorgen sowohl für Erheiterung bei den Lesern als auch für Behinderungen bei den Ermittlungen.

Zu Beginn reißen die Autoren mehrere Situationen leicht an, so dass man zunächst mehrere Erzählstränge parallel verfolgt, die vermuten lassen, zum großen Finale zu einem großen Ganzen zu werden. Doch bis dahin ist selbstverständlich noch ein weiter Weg mit noch mehr Fragezeichen und Rätseln.

Trotz der vielen Personen behält man beim Lesen stets den Überblick über die Personen und vermischt die Geschichten nicht untereinander. Dennoch ist die Geschichte sehr komplex und nimmt Ausmaße an, von denen man anfangs noch absolut nichts erahnt.

Fazit

Wie zu erwarten war, handelt es sich auch bei dem dritten Fall für Sebastian Bergmann um einen grandiosen Pageturner, den man am liebsten erst wieder aus der Hand legen würde, wenn er durch das sympathische Ermittler-Team aufgeklärt wurde.

In gewohnter Hjorth/Rosenfeldt-Marnier bietet dieses Buch Kriminalität und Psychologie vom Feinsten, was die Leser extrem fesselt und das Gespann zu einem gefeierten Team macht. Sobald man einen Fall zu Ende gelesen hat, kann man den nächsten eigentlich kaum erwarten. Es wundert mich, dass es den beiden Autoren doch immer wieder gelingt, noch ein Schippchen draufzulegen, sich stetig immer weiter zu steigern und ein literarisches Meisterwerk nach dem anderen abzuliefern. Ganz großes Kino.

Über die Autoren

Michael Hjorth, geboren 1963, ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u. a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.

Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist in Schweden ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator und ein gefragter Drehbuchautor, zuletzt schrieb er die Vorlage für die ZDF-Koproduktion „The Bridge“. (Verlagsinfo)

Broschiert: 592 Seiten
Ins Deutsche übertragen von Ursel Allenstein
ISBN: 978-3499267017

www.rowohlt.de/verlag/rororo

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