Hjorth & Rosenfeldt – Das Mädchen, das verstummte

Die Sebastian Bergmann-Reihe:

Der Mann, der kein Mörder war (2010)
Die Frauen, die er kannte (2011)
Die Toten, die Niemand vermisst (2012)
Das Mädchen, das verstummte (2014)


Worum gehts?

Torsby wird von einem schrecklichen Vorfall heimgesucht. Gleich eine ganze Familie wurde ausgelöscht – im eigenen Wohnhaus aus nächster Nähe erschossen. Kommissar Höglund bekommt Unterstützung von der Reichsmordkommission, um diesen Fall schnellstmöglich zu lösen. Denn es gibt eine Zeugin, die zehnjährige Nicole, Nichte der toten Familie. Sie ist auf der Flucht und ihre Überlebenschancen schwinden von Stunde zu Stunde. Auch Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann wird in den Fall einbezogen und er ist wie besessen davon, den Fall aufzuklären, denn er fühlt sich in die Vergangenheit zurückversetzt, als er seine eigene Tochter Sabine verloren hat. Nicole erinnert ihn unweigerlich an sie und er möchte kein zweites Mal versagen.

Inhalt

Nicole ist wie so oft bei ihrer Tante, ihrem Onkel und ihren beiden Cousins zu Besuch, während ihre Mutter beruflich im Ausland unterwegs ist. Sie sitzt gerade mit ihren beiden Cousins im Wohnzimmer und sieht fern, als es an der Tür klingelt. Das nächste, was sie wahrnimmt ist ein lauter Knall und daraufhin ein dumpfer Schlag. Als sie realisiert, dass es sich bei dem Gast um keinen erwünschten Besuch handelt, bekommt sie es mit der Angst zu tun und flüchtet aus dem Haus. Sie rennt unermüdlich in Richtung Wald. Sie hat den Entschluss gefasst, zu dem Ort zu rennen, von dem man sagt, dass er jeden Menschen der dorthin geht, verschluckt. Niemand kehrt von diesem Ort jemals wieder zurück und genau das möchte sie. Weg von alledem was sie gesehen hat, weg von der gefährlichen Welt da draußen.

Der ortsansässige Ermittler Erik Flodin bekommt Unterstützung der Reichsmordkommission, dem Team rund um Torkel. Ebenfalls zum Dienst bestellt ist Sebastian Bergmann. Der von seinen Kollegen persönlich nicht sehr geschätzte aber fachlich grandiose Kriminalpsychologe und Profiler. Ihm geht der Fall besonders nah, da er zwangsläufig an den Tod seiner eigenen Tochter denken muss, die damals bei dem schlimmen Tsunami in Thailand ums Leben kam. Ihr Leben konnte er nicht retten, aber das soll sich bei Nicole nicht noch einmal wiederholen, komme was wolle.

Die Recherche der Ermittler beginnt bei den Nachbarn der toten Familie. Schon hier zeigen sich die ersten Tatmotive für verschiedene Personen, denn die Carlstens waren alles andere als allseits beliebte Dorfbewohner. Sie waren sehr naturverbunden, sogar fast schon fanatisch und haben keinen Halt davor gemacht, des Öfteren ihre Nachbarn aufgrund diverser Verstöße gegen das Umweltschutzgesetz oder auch das Jagdschutzgesetz anzuzeigen. Zwar geraten dadurch einige Leute ins Visier der Beamten, jedoch bleibt ein richtiger Durchbruch bei den Ermittlungen zunächst aus. Der Druck auf die Ermittler nimmt stetig zu, denn wenn sie wissen, dass es eine Zeugin für die Tat gibt, wird der Täter dies mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch wissen. Und wer hätte mehr Interesse daran, dass seine Tat unaufgeklärt bleibt als er selber? Das Mädchen schwebt in größter Gefahr und je mehr Zeit verstreicht, desto unwahrscheinlicher ist es, die kleine Nicole lebend zu finden.

Mein Eindruck

Die Geschichte beginnt mit dem Auslöschen einer kompletten Familie. Diese Tat übersteigt die Kapazitäten der ortsansässigen Polizei, weshalb die Ermittler der Reichsmordkommission zu Rate gezogen werden. Man trifft hier auf viele bekannte Gesichter. Als da wären Torkel, der Koordinator und Kopf der Truppe, Sebastian Bergmann als Kriminalpsychologe, der eine beratende Funktion im Team hat und zu guter Letzt die beiden Polizisten Vanja und Billy. Ursula, die eigentlich bisher die leitende Position des Teams hatte, ist nach ihrer Schussverletzung immer noch außer Gefecht gesetzt, wird jedoch aus der Ferne mit in die Ermittlungen einbezogen und stets mit allen Informationen bedient. Dafür treffen die Leser erneut auf Jennifer, die als Ersatz für Vanja ins Team geholt wurde, als diese jedoch eine Absage des FBIs bekommen hat, wieder aufs Abstellgleis gestellt wurde.

Es ist natürlich empfehlenswert, die Vorgängerbücher gelesen zu haben. Dennoch ist es nicht zwingend notwendig, da die einzelnen recht komplexen Beziehungen der einzelnen Personen zueinander nochmal ansatzweise angeschnitten werden und dem Verständnis der Geschichte somit keinen Abbruch tun. Allerdings ist die Frage, ob man auf den Lesegenuss der vorherigen Fälle von Sebastian Bergmann verzichten möchte, eine andere.

Für einen besonderen Unterhaltungswert sorgt wieder der Nebenschauplatz der einzelnen Figuren, wie man es auch bereits aus den anderen Büchern des Autoren-Duos kennt. So setzt sich auch in diesem Band das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Vanja und Sebastian fort und Torkel kämpft weiterhin um die unerwiderte Liebe von Ursula. Billy hingegen hat eher psychisch damit zu kämpfen, dass er im Dienst zwei Personen erschossen hat und steht außerdem auch noch kurz vor seiner Hochzeit mit My, obwohl er scheinbar auch Gefühle für Jennifer hegt. Es ist also auch neben dem eigentlichen Fall, nämlich dem Mord an der Familie, mächtig was los im Leben der Ermittler.

Fazit

Dieses Buch bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Hier wird einem wieder Lesegenuss der Extraklasse geboten. Das Buch ist nicht von Beginn bis zum Ende durchweg gleich spannend, dafür jedoch unentwegt gleich unterhaltsam und zu keinem Zeitpunkt langweilig. Es ist nicht die Geschichte an sich, die dieses Buch besonders macht, sondern viel mehr, die angenehme Schreibweise und der unvergleichbare Stil der Autoren. Für Fans ist dieses Buch also erst Recht absolutes Pflichtprogramm. Aber dies zu sagen, erübrigt sich wahrscheinlich, denn meiner Meinung nach ist es so, wenn man einmal ein Buch der beiden gelesen hat, greift man immer wieder gerne bei den Nachfolgern zu. So ist es bei mir jedenfalls. Alle anderen sollten sich dringend diesen Fällen widmen und ebenfalls zu einem Fan von Sebastian Bergmann bzw. Hjort und Rosenfeldt werden.

Über die Autoren

Michael Hjorth, geboren 1963, ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und ebenfalls Drehbuchautor. Er schrieb u. a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell. Ihr gemeinsames Krimidebüt «Der Mann, der kein Mörder war» wurde ein Riesenerfolg, das Buch erschien in 22 Ländern und stand monatelang auf den internationalen Bestsellerlisten. Der zweite und dritte Band der Reihe um den Stockholmer Kriminalpsychologen Sebastian Bergman, die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird, befanden sich wochenlang unter den Top 10 der Spiegel-Bestsellerliste.

Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, schreibt Drehbücher, zuletzt für die ZDF-Koproduktion «Die Brücke – Transit in den Tod». In Schweden ist er ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator. (Verlagsinfo)

Gebunden: 592 Seiten
Originaltitel: Den stumma flickan
Ins Deutsche übersetzt von Ursel Allenstein
ISBN: 3805250770

www.rowohlt.de

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