Jones, J. V. – ewige Krone, Die (Der Dornenring 1)

Tessa McCamfrey wird seit ihrer Kindheit von Tinnitus geplagt. Als sie einen besonders schweren Anfall erleidet, wird sie von den klingelnden Qualgeräuschen in die kalifornischen Berge getrieben. Hier findet sie aufgebrochene Boxen, die aus einem Banküberfall stammen. Als Tessa die Boxen untersucht, findet sie einen goldenen Ring, der mit Dornen verziert ist. Sie streift sich den Ring über und verschwindet in eine andere Welt. Sie taucht in der Stadt Bay’Zell wieder auf.

In der fernen Stadt Bay’Zell ist Tessa verloren, doch der finstere Ravis rettet sie. Ravis ist auf der Flucht, trotzdem hilft er Tessa. Irgendwie scheinen ihre Schicksale miteinander verwoben zu sein. Während Ravis sich mit Camron verbündet (nach dem Tod seines Vaters neuer König), um König Izgard zu stoppen und zu vernichten, findet Tessa Unterschlupf bei dem alten Schreibergehilfen Emith. Zudem scheint ihr Tinnitus plötzlich verschwunden zu sein.

Izgard ist Träger der Dornenkrone und grausamer Imperator. Er ließ Camrons Vater töten und macht auch keinen Halt vor Frauen und Kindern. Ravis stellte ihm einst eine Armee zusammen, doch fiel er in Ungnade. Nun steht Ravis auf Seiten Camrons, dessen gesamtes Volk abgeschlachtet wurde. Beide Männer sammeln eine Armee, um Izgard zu vernichten. Doch die Vorzeichen stehen äußerst schlecht, paktiert Izgard doch mit dem Bösen und benutzt Zauberei, um seine Hetzer noch gefährlicher zu machen, als sie bereits sind.

Während Ravis sich in einen Krieg stürzt, erlernt Tessa von Emith die Kunst des Schreibers. Schnell erkennt sie, dass alles von einem Muster bestimmt wird. Sie besitzt die Gabe, diese Muster zu erkennen und selbst zu malen. Bei ihren Studien entdeckt Tessa, dass ihr Aufenthalt in einer anderen Welt kein Zufall ist. Tessa erkennt auch, dass Muster Macht bedeuten. Somit ist sie wohl die Einzige, die sich Izgards Schreiber Ederius entgegenstellen kann, und greift in einen Kampf auf Leben und Tod ein.

Das Buch wirkt durch den labbrigen Pappumschlag ein wenig billig und die grobkörnige Vignette am Anfang jedes Kapitels ist lieblos gestaltet. Die Aufmachung und der Originalpreis von fast 8,50 Euro wirken da leicht abschreckend. Und wer die ersten Seiten gelesen hat, glaubt einen Groschenroman vor sich zu haben. Aber die Verpackung täuscht.

Tatsächlich ist „Die ewige Krone“ ein äußerst spannender und detaillierter Roman mit einer dichten Atmosphäre und greifbaren Persönlichkeiten. Jones versteht es, den Leser zu fesseln und baut einen hervorragenden Spannungsbogen auf.

Während Ravis ein eher rauer und kampferprobter Mann ist, der sich stets zu helfen weiß, kommt Tessa ganz anders daher. Bedingt durch ihre Krankheit, ist sie es gewohnt vor Problemen zu fliehen. Als sie durch den Ring in eine fremde Welt gezogen wird, ist sie noch immer unentschlossen und scheinbar ohne Perspektive. Doch mit Hilfe von Emith und seiner alten Mutter findet sie langsam zu sich selbst. Es ist schön, Tessas Wandel zu erleben und an ihrer Seite von Jones in die Kunst des Schreibers eingeführt zu werden. Für den Leser wie für Tessa sind die Farben, das Malen und das Schreiben leicht verfügbar und einfach anzuwenden. In „Die ewige Krone“ besitzt der Schreiber und seine Arbeit allerdings einen anderen Stellenwert. Und dieser wird hervorragend vermittelt. Schnell erkennt man den Zauber des Schreibers und muss die Arbeit anerkennen, die Emith leistet. Der Leser erkennt, welche Mühe es zum Beispiel bereitet, ordentliches Pergament zu erhalten.

Jones versteht es auch, mit wenigen aber gut gewählten Worten die Figuren des Romans zu beschreiben. Dabei wird sich nicht nur auf die Hauptfiguren konzentriert, sondern auch die Nebenfiguren erwachen zum Leben. Sie sind mehr als nur Stichwortgeber oder Bauernopfer, obwohl sie eigentlich nur diesen Zweck erfüllen. Man hat das Gefühl, reale Personen vor sich zu sehen. Und so wie Tessa in eine andere Welt gezogen wird, zieht es auch den Leser in ein fantastisches Reich.

Dabei spart Jones nicht mit blutigen Kampfszenen, um die Gefährlichkeit dieser mittelalterlichen Welt zu unterstreichen. Das traditionelle Rittertum mit seinen schweren Rüstungen kommt dabei allerdings schlecht weg. Langbogenschützen in Lederrüstung brillieren dagegen. Warum das so ist, erklärt Ravis Camron und Jones somit dem Leser. Und das ist wunderbar an diesem Roman. Fragen werden beantwortet und die Taten der Figuren werden erklärt.

Dabei sind Protagonisten und Antagonisten vielschichtig und keine Schwarzweißpersonen, die man über einen Kamm scheren könnte. Selbst der Bösewicht hat seine schwachen Momente und gute Freunde verlieren schon einmal die Beherrschung. Dabei verwischen die Trennlinien zwischen Gut und Böse manchmal.

„Die ewige Krone“ ist spannend und faszinierend. Ein gelungener Auftakt und Appetitanreger, der Lust auf Band 2 macht („Krone aus Blut“, Bastei Lübbe 28 316).

_Günther Lietz_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|