Judith Winter – Finsterwald

Eine stürmische Herbstnacht im Taunus:

In einem abgelegenen Waldstück springt Kriminalkommissarin Emilia Capelli ein Mann vors Auto. Der Fremde ist in heller Panik und behauptet, er sei über die Leiche einer Frau gestolpert. Tatsächlich liegt eine Tote im dichten Unterholz.
Laut Obduktionsbericht wurde die Unbekannte – vermutlich eine Prostituierte – vor ihrem Tod gefangen gehalten und misshandelt. Kaum beginnen Em und ihre Kollegin Zhou mit der Ermittlung, als sie schon zum nächsten Mordopfer gerufen werden: In einer guten Frankfurter Wohngegend findet Chirurg Klaus Zehlen seine Frau ermordet im Schlafzimmer. Ihre Leiche ist grausam zugerichtet und trägt das Markenzeichen eines berüchtigten Serientäters. Doch der sitzt bereits seit Jahren hinter Gittern.
Em und Zhou ermitteln unter Hochdruck, als wieder eine junge Frau verschwindet… (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

Die Italienerin Emilia Capelli ist ein wenig chaotisch und durch ihr lockeres Mundwerk gerät sie so manches Mal in missliche Lagen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Mai Zhou, die aus Hongkong stammt, ermittelt sie in der Abteilung für Kapitaldelikte des Polizeipräsidiums Frankfurt.

Doch dieser Fall verläuft erst einmal ganz anders: Mit dem Auto unterwegs in einem Waldstück im Taunus wird sie plötzlich von einem völlig verschreckten Mann angehalten. Der Biologe, der sich in der Gegend um Luchse kümmerte, führt die Kommissarin zu der schrecklichen Entdeckung, die er im Unterholz gemacht hat. Die Leiche der Frau, die vermutlich bereits einige Tage dort gelegen haben muss, ist nur knapp bekleidet. Zwar steht die Identität der Frau zunächst nicht fest, doch deutet alles daraufhin, dass es sich um eine Prostituierte aus Osteuropa handeln muss.

Fieberhaft beginnen Emilia, kurz „Em“ und Zhou damit, nach vermissten Frauen zu suchen, auf die die Beschreibung der Toten zutreffen könnte. Auch die Ergebnisse der Rechtsmedizin und der kriminaltechnischen Untersuchungen sind dabei überaus interessant und bringen das Team um die Kommissarinnen ein Stück weiter.

Währenddessen hat die toughe und charismatische Em allerdings noch ganz andere Sorgen: Jenny, die Frau ihres Bruders, hat ihr das Herz ausgeschüttet. Offenbar gibt es in der Ehe des Bruders Schwierigkeiten. Doch kann es wirklich sein, dass Angelo zu Gewalt neigt und noch dazu seine Frau Jenny betrügt? Emilia fühlt sich verpflichtet, sich einzumischen und bekommt prompt Schwierigkeiten mit dem Rest der Familie.

Zwischendrin erzählt Autorin Winter die Geschichte einer Frau namens Kathrin Stiller, die von einem unbekannten Mann in einem Kellerverlies gefangen gehalten wird. Zunächst ist unklar, was der Entführer vor hat. Doch als Kathrin plötzlich eine entsetzliche Entdeckung macht, ist sie sich sicher, dass auch sie nicht mit dem Leben davon kommen wird.
In der Zwischenzeit kommt auch in die polizeilichen Ermittlungen ein neuer Drive, als eine weitere Tote gefunden wird. Schnell fokussieren sich die Ermittler auf den Ehemann der Toten. Doch kann er wirklich etwas mit dem Mord an seiner Frau zu tun haben? Und gibt es möglicherweise sogar Gemeinsamkeiten mit dem Fall der getöteten Prostituierten, den Em und Zhou noch immer nicht lösen konnten? Haben sie es gar mit einem Serienkiller zu tun, der eine besondere „Handschrift“ hinterlässt? Es beginnt ein rasanter Wettlauf gegen die Zeit, der an den Nerven zerrt.

Finsterwald wird in insgesamt elf Kapiteln erzählt, die sich wiederum aus mehreren, oft nur einige Seiten starken Unterkapiteln zusammensetzen.

Die Unterkapitel sind jeweils in einer anderen Schriftart mit dem Ort des Geschehens überschrieben , während jedes Kapitel mit einem anderen Zitat begonnen wird.
Dabei fällt schnell auf, dass es mehrere Erzählstränge gibt, deren Zusammenhänge sich dem Leser erst später erschließen. Die Sprache ist schnell und dialogreich lebendig.

Mein Fazit:

Ein neuer Band von Judith Winter mit dem jungen Ermittlerduo Emilia Capelli und Mai Zhou, professionell, erfolgreich und voller Gegensätze, wie es in der Verlagsankündigung heißt. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und auch das Tempo ist gut. Spannend und rasant baut sich der Plot ohne unnötige Längen auf. Wären da nicht die reichlich klischeebeladenen Ideen, mit denen Winter die Geschichte rund um den Killer immer weiter ausschmückt beziehungsweise küchenpsychologische Erklärungenversuche für dessen Verhalten bereithält. Das empfand ich tatsächlich mitunter mehr als störend und hat im Gesamtbild zu Abzügen geführt.

Auch die nebenbei behandelten gesellschaftlichen Themen, wie beispielsweise Gewalt in der Ehe im privaten Umfeld von Emilia, werden aus meiner Sicht ebenfalls eher schablonenhaft übergestülpt, ohne wirklich überzeugen zu können.

Schade, denn die Story mit den beiden auf unkonventionelle Weise gewinnenden Ermittlerinnen hat eigentlich Potenzial, eine beachtete Reihe in der aktuellen deutschen Krimiliga zu werden.

Taschenbuch: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3423217484

www.dtv.de

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