Theodor Fontane und Dorota Wünsch – Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Marcel Reich-Ranicki hat die Ballade in seinen Kanon der deutschen Literatur aufgenommen. In vielen Schulen ist sie Teil des Unterrichts und somit ist es nur folgerichtig, dass Theodor Fontanes „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ auch Teil der Reihe „Poesie für Kinder“ des Kindermann-Verlags Berlin geworden ist. 2016 erschienen, gibt es seit 2018 schon die zweite Ausgabe des großformatigen Buches, das für Kinder ab sechs Jahren empfohlen wird.

Doch auch jüngere Kinder werden von den spitzbübisch grinsenden Figuren der Illustratorin Dorota Wünsch auf dem Titelbild angesprochen. Diese blicken mit freudiger Zuversicht auf die Birnen im Korb unter einem großen Birnbaum unter dem auch besagter Herr von Ribbeck in Großvatermanier auf einer Holzbank sitzt. Damit sind die wesentlichen Elemente der Ballade bereits vorweggenommen: der freundliche Herr von Ribbeck, welcher seine Birnen gern an die Kinder des Ortes verschenkt. Birnen sind auch das zentrale Bildmotiv auf den anderen Doppelseiten, selbst in der Friedhofsszene bilden Birnen den Vordergrund, während der Leichenzug nur schemenhaft undeutlich im Hintergrund zu sehen ist. Genauso rundlich wie die Birnen, sind die fröhlichen Figuren gezeichnet, selbst die abgerundeten Grabsteine ohne Ecken und Kannten wirken friedlich und freundlich.

Stark kontrastierend kommt dagegen der spindeldürre Sohn Ribbecks daher, dessen aggressiver Gesichtsausdruck sich in dem seines Hundes widerspiegelt. Jedenfalls bis der Hund in der angedeuteten Nebengeschichte der Illustratorin gemeinsam mit den Kindern auf den Friedhof zusprintet, auf dem Herr Ribbeck unter dem Birnbaum ruht, welcher aus der Birne gewachsen ist, die der fürsorgliche Kinderfreund sich in sein Grab legen lassen hat, um den Kindern auch über seinen Tod hinaus Birnen zukommen lassen zu können.

Der Text wird nicht in die Illustration einbezogen, wie es der Illustrator Krejtschi beispielsweise mit Hilfe von Sprechblasen in „John Maynard“ gemacht hat, sondern steht in durchgehend einheitlicher Typographie daneben, als wolle er nicht störend auffallen. Die doppelseitigen, ausdrucksstarken Illustrationen machen es jedoch leicht möglich, den „Herr von Ribbeck“ auch ohne den Originaltext als Bilderbuch für Kinder im Vorschulalter zu nutzen. Man kann mit Hilfe dieses Buches schließlich mit Kindern nicht nur über Obst, Freundlichkeit und Fürsorge, sondern auch über den Tod und das Erinnern sprechen.

Abgerundet wird das gelungene Werk durch die Wiedergabe der gesamten Ballade auf einer der letzten Seiten. Dazu kommen eine kurze Biographie des Autors und seiner Illustratorin, sowie der Hinweis darauf, dass die Geschichte auf Tatsachen beruht und der sympathische von Ribbeck dereinst tatsächlich im Havelland lebte, gern Birnen verschenkte und einen Birnbaum auf sein Grab pflanzen ließ.

Wie auch die anderen Titel der Reihe „Poesie für Kinder“ sind die Seiten aus recht festem Papier und der stabile Pappeinband verspricht lange Freude an dem Buch. Dazu kommt ein schmucker Buchrücken aus Halbleinen mit Goldprägung, der den Titel auch im heimischen Bücherregal nicht untergehen lässt. Alles in allem eine liebevolle und handwerklich schöne Aufmachung, die ihren Neupreis von 16 Euro rechtfertigt.

Gebundene Ausgabe: 24 Seiten
ISBN 978-3934029668

www.kindermannverlag.de

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