Kim Stanley Robinson – Grüner Mars (Mars-Trilogie 2)

Packende Lektüre: Die zweite Revolution auf dem Mars

Es ist die größte Herausforderung, der sich die Menschheit je gegenübersah: die Besiedlung unseres Nachbarplaneten Mars. Die Verwandlung einer lebensfeindlichen Wüstenwelt in einen blauen Planeten wie die Erde. Von der ersten bemannten Landung auf dem Mars über die frühen Kolonien und ihre Auseinandersetzungen, welche Form von Gesellschaft sie erbauen sollen, bis zum riskanten Versuch, das Klima einer ganzen Welt zu verändern – Kim Stanley Robinson erzählt in seiner Mars-Trilogie die Geschichte der Zukunft wie ein großes historisches Epos. (Verlagsinfo)

Dies ist die direkte Fortsetzung von „Roter Mars“ (siehe meinen Bericht) und wird mit „Blauer Mars“ 1999 (das Original erschien 1996) fortgesetzt. Das erste Buch der Reihe gewann 1994 den Nebula Award, Teil zwei wurde dafür nominiert. Außerdem wurden Teil zwei und Teil drei mit dem Hugo- und dem LOCUS-Award ausgezeichnet.

Der Nachzieher „Die Marsianer“ (The Martians, 1999), (bei Heyne 2002, ISBN 9783453213555). Dieses 558-Seiten-Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die zusätzliche Informationen über die in der Trilogie vorkommenden Personen und Themen liefern. (Quelle: Wikipedia.de)

Der Autor

Kim Stanley Robinson, geboren 1952 und passionierter Bergsteiger, gehört seit seiner Doktorarbeit über Philip K. Dick und diversen Romanen zur Autoren-Mannschaft, die Mitte der achtziger Jahre als „Humanisten“ bezeichnet wurde. Damit stellte man ihn in Opposition zu den neuen „Cyberpunks“ um William Gibson und Bruce Sterling, die neue Techniktrends aufgriffen und kritisch verarbeiteten. KSR selbst hat es stets als lächerlich abgelehnt, dieses Etikett auf sich selbst anzuwenden.

Er legte in seiner bekannten Orange County Trilogie (The Wild Shore; The Gold Coast; Pacific Edge; 1984-1990) mehr Wert auf gute Charakterisierung der Figuren, eine Vision gesellschaftlicher Entwicklung und die Überzeugungskraft seiner Ideen. Das hat mir immer am besten an seinen Büchern gefallen.

Wesentlich bekannter wurde Robinson mit seiner Mars-Trilogie Red Mars, Green Mars und Blue Mars, die in naher Zukunft zu einer Kurzserie fürs Fernsehen gemacht werden soll. Danach folgten die umfangreichen Romane „Antarktika“ (Umweltthriller) und „The Years of Rice and Salt“ (Alternative History), dem im Juni 2004 ein weiterer Roman folgt. Im Herzen ist KSR stets ein Erforscher und besucht regelmäßig die Klimagipfel.

2014 erklärte Kim Stanley Robinson, der in Kalifornien lebt und aufgewachsen ist, in einem Interview mit dem Online-Magazin Boom seine Faszination für diesen Teil der Erde, der immer wieder in seinen Romanen auftaucht. Als Kind in Orange County habe er (Mark Twains Roman) „Huckleberry Finn“ gelesen, und nichts in seiner unmittelbaren Umgebung habe darauf hingewiesen, dass er sich nicht im Missouri der 1830er Jahre befände.

Doch dann veränderte sich die Landschaft, die Orangenplantagen wurden gerodet, Vorstädte entstanden. Das „Terraforming“, die Veränderung einer Landschaft oder ganzer Planeten durch den Menschen, zieht sich seitdem als eines der zentralen Themen durch seine Romane, aber auch durch seine Vorträge zum Thema Umweltschutz. (Quelle: www.diezukunft.de)

Die Kalifornien-Trilogie

1) Das wilde Ufer (California 1)
2) Goldküste (California 2)
3) Pazifische Küste (California 3)

Die Mars-Trilogie

4) Roter Mars (Mars 1)
5) Grüner Mars (Mars 2)
6) Blauer Mars (Mars 3)

7) Flucht aus Kathmandu (Erzählungen)
8) Geschöpfe der Sonne (Erzählungen)
9) Die Marsianer (Erzählungen und Gedichte)
10) Antarktika
11) New York 2312
12) New York 2140
13) Aurora
14) Schamane
15) Die eisigen Säulen des Pluto
16) Sphären-Klänge
17) Roter Mond
18) Das Ministerium für die Zukunft (Ministry of the Future, 2020)

Die CAPITAL-CODE-Trilogie (unübersetzt)

1) Forty Signs of Rain (2004)
2) Fifty Degrees Below (2005)
3) Sixty Degrees and Counting (2007)

Handlung

Die „Ersten Hundert“, langlebig dank genetischer Behandlung, haben aus dem Scheitern der Revolte von 2061 (in „Roter Mars“) gelernt. Im Jahr 2127 übernehmen zentral koordinierte Gruppen ihre jeweils von Sicherheitstruppen der Erdkonzerne besetzten Kuppelstädte.

Sax Russell, einer der Helden jener Revolte, spielt nun eine wichtige Rolle bei der Verteidigung: Er schießt den zweiten Marsmond Deimos ebenso ab wie alle „feindlichen“ Satelliten. Lediglich die Städte Sheffield, die Endstation des neuen Aufzugs, und Burroughs, die größte Stadt, widerstehen der Revolution.

Doch Ungemach droht. Der Held Kasei sprengt den Deich, der die Stadt Burroughs vor dem andrängenden neuen Ozean im Norden schützt; die Wassermassen wurden aus dem Untergrund und von den Polkappen herausgeschmolzen, denn eines braucht der Mars ganz gewiss: H2O. Vor dieser Flutwelle fliehen die Konzerntruppen ebenso wie die 80.000 Einwohner von Burroughs.

Doch diese Menschenmassen haben als einzige Fluchtmöglichkeit nur den Fußweg über die eisige Oberfläche des Planeten bis zur nächsten, 73 km entfernten Bahnstation. Dank eines von Sax entwickelten Luftfilters können die Einwohner auch ohne Atemmasken den Marsch aufnehmen, bei klirrender Kälte, die die Russen unter den Ersten Hundert stark an Sibirien erinnert.

Aber die Luft ist wenigstens atembar, und die Marsianer können unabhängig von Kuppelstädten auf der Oberfläche überleben. Und sie haben eine von bestimmten Erdnationen anerkannte Führung. Der Mars ist endlich frei!

Die Übersetzung

Die erste Übersetzung stammt ursprünglich von Winfried Petri und Eva Torhorst, doch sie enthielt, wie schon „Roter Mars“, einige Fehler und Unklarheiten. Die Neuauflage wurde von Elisabeth Bösl durchgesehen und überarbeitet. Aber wer kann, bevorzugt sowieso jeweils das englischsprachige Original. Siehe unten.

Unterm Strich

Wie schon den Vorgängerband habe ich auch diesen Mittelteil der Mars-Trilogie mit wachsendem Interesse gelesen. Das mehrsträngige Geschehen kulminiert in grandiosen Szenen, von denen mir nicht nur die Flut von Burroughs, sondern vor allem der lange Marsch am Schluss in Erinnerung geblieben sind. Es ist wirklich packend geschildert, wie die Überlebenden auf ihrer Flucht sich durch die Eiseskälte schleppen und dabei in der dünnen Marsluft nach Atem japsen.

Mein Tipp: Dieser 900-Seiten-Wälzer ist unbedingt lesenswert!

Die Übersetzung

Bei meiner Lektüre (die schon eine Weile zurückliegt) habe ich versucht, die lästigen Fehler, die sich noch in der ersten Auflage finden, bestmöglich zu ignorieren. Die Leser späterer Auflagen sind besser dran, denn die Fehler wurden beseitigt. Wie massiv die Übersetzungsfehler ausgefallen sein müssen, lässt sich anhand der Tatsache erahnen, dass der Heyne Verlag seinerzeit das Manuskript von „Blauer Mars“ komplett neu übersetzen lassen musste – das kostet!

Caveat Autor!

Wolfgang Jeschke, der Herausgeber der SF-Reihe bei Heyne, war sicherlich nicht erbaut von den Mehrausgaben und der Verspätung bei der Veröffentlichung. Wer sich nicht an seine Verträge hielt, musste mit herben Rückschlägen rechnen. So erging es etwa dem mehrfach ausgezeichneten US-Autor David Gerrold, der Band 3 seiner Chtorr-Trilogie nicht rechtzeitig lieferte und deswegen in „Acht und Bann“ geschlagen wurde. Bis heute gibt es keine Neuauflagen seiner Chtorr-Romane, und selbst der ausgezeichnete KI-Roman „Ich bin Harlie“ gibt es nur in Erstauflage, als Ebook oder in einem Sammelband.

Hardcover: 910 Seiten
Originaltitel: Green Mars, 1994
Aus dem Englischen von aus dem US-Englischen übertragen von Winfried Petri, Eva Torhorst und Elisabeth Bösl.
ISBN-13: 9783453316973

www.heyne.de

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