Ben Bova – Rückkehr zum Mars (The Grand Tour 04)

In „Mars“ erzählte Ben Bova mit großem Erfolg die Geschichte der ersten Expedition zum Mars. Darin fand der Navaho-Halbindianer Jamie Waterman einen Hinweis auf eine außerirdische Zivilisation, und seine Kollegen fanden Leben: winzige Flechten im Marsboden – ein Riesenerfolg.

Etliche Jahre nach den mysteriösen Funden auf dem Mars, die auf früheres Leben hindeuten, macht sich eine zweite Expedition auf den Weg, um das Rätsel endgültig zu lösen. Nun müssen Jamie Waterman, der aktuelle Leiter, und seine Kollegen auf der zweiten Marsexpedition erst ihre Funde untermauern und ihre Hoffnungen belegen. Ohne dabei erneut fast umzukommen, wie beim ersten Mal…

Der Autor

Ben Bova ist Jahrgang 1932 und ein verdammt erfahrener Bursche. 1956 bis 1971 arbeitete er als technischer Redakteur für die NASA und ein Forschungslabor, bevor er die Nachfolge des bekanntesten Science-Fiction-Herausgebers aller Zeiten antreten durfte, die von John W. Campbell. Campbell war die Grundlage für das „Goldene Zeitalter der Science-Fiction“, indem er mit seinem Magazin „Analog Science Fiction“ jungen Autoren wie Asimov, Heinlein, van Vogt und anderen ein Forum gab. Hier entstanden der „Foundation“-Zyklus und andere Future-History-Zyklen.

Für seine Herausgeberschaft von |Analog| wurde Bova sechsmal (von 1973-79) mit einem der beiden wichtigsten Preise der Science-Fiction ausgezeichnet, dem |Hugo Gernsback Award|. Von 1978-82 gab er das Technik-&-Fiction-Magazin „Omni“ heraus. 1990-92 sprach er für alle Science-Fiction-Autoren Amerikas in seiner Eigenschaft als Präsident der Berufsvereinigung. Seit 1959 hat er eigene Bücher veröffentlicht, die sich oftmals an ein jugendliches Publikum richten, darunter die Kinsman- und Exiles-Zyklen.

Ebenso wie Robert A. Heinlein und Larry Niven ist Bova ein Verfechter der Idee, dass die Menschheit den Raum erobern muss, um überleben zu können. Und dies wird nur dann geschehen, wenn sich die Regierung zurückzieht und die Wirtschaft den Job übernimmt. Der Brite Stephen Baxter hat in seiner Multiversum-Trilogie389 diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt.

1992 begann Bova mit der Veröffentlichung seines bislang ehrgeizigsten Projekts: die Eroberung des Sonnensystems in möglichst detaillierter und doch abenteuerlicher Erzählform: „The Grand Tour“. Folgende Bände sind bislang erschienen:

The Grand Tour

1 Powersat (2005)
2 Empire Builders (1993)
4 Mars (1992)
Deutsch: Mars. Übersetzt von Peter Robert. Heyne SF&F #6332, 1999, ISBN 3-453-16174-2.
6 Return to Mars (1999)
Deutsch: Rückkehr zum Mars. Übersetzt von Peter Robert. Heyne SF&F #6375, 2001, ISBN 3-453-18769-5.
8 Jupiter (2000)
Deutsch: Jupiter. Übersetzt von Walter Brumm. Heyne SF&F #6416, 2002, ISBN 3-453-21349-1.
11 Saturn (2003)
Deutsch: Saturn. Übersetzt von Martin Gilbert. Heyne SF&F #6467, 2004, ISBN 3-453-87916-3.
12 Titan (2006)
14 Mercury (2005)
15 Mars Life (2008)
16 Venus (2000)
Deutsch: Venus. Übersetzt von Martin Gilbert. Heyne SF&F #6388, 2002, ISBN 3-453-19677-5.
18 Leviathans of Jupiter (2011)
19 Farside (2013)
20 Earth (2019)
Tales of the Grand Tour (2004)
A Grand Tour Collection (Sammelausgabe von 10 Romanen und einem Erzählband; 2018)

The Asteroid Wars:

1 The Precipice (2001)
Deutsch: Der Asteroidenkrieg. Übersetzt von Martin Gilbert. Heyne SF&F #6446, 2003, ISBN 3-453-87071-9.
2 The Rock Rats (2002)
Deutsch: Asteroidensturm. Übersetzt von Martin Gilbert. Heyne SF&F #6482, 2004, ISBN 3-453-52013-0.
3 The Silent War (2004)
Deutsch: Asteroidenfeuer. Übersetzt von Martin Gilbert. Heyne SF & F #52103, 2005, ISBN 3-453-52103-X.
4 The Aftermath (2007)
The Asteroid Wars (Sammelausgabe von 1–3; 2004)

Es fehlen also noch Romane über die äußeren Planeten Neptun, Uranus und Pluto.

Diese Auswärts-Bewegung spiegelt sich im Werk anderer Science-Fiction-Autoren. So hat der Schotte Ken MacLeod mit „Das Sternenprogramm“ (Rezension), „Die Mars-Stadt“ und „Die Cassini-Division“ einen ähnlichen Zyklus vorgelegt. Allerdings ist seine politische Überzeugung der Ben Bovas genau entgegengesetzt: MacLeods Figuren sind Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten!

Handlung

Rund zehn Jahre nach „Mars“ erfolgt die zweite Expedition zum roten Planeten, allerdings wird sie nicht uneigennützig finanziert und geleitet, sondern von einem Konsortium von Universitäten und einem Industriemagnaten. Dessen Sohn Dexter Trumball gehört der Expedition als Geologe an. Dex hat den Ehrgeiz, seinem Vater zu beweisen, dass er selbst zu großen Leistungen fähig ist. So will er beispielsweise einen bedeutenden Teil zum Profit aus dieser Unternehmung beitragen.

Statt seine Arbeit als Wissenschaftler zu erledigen, übernimmt Dex nun die Kameraaufnahmen vom Mars, der Forschungsstation und der Aktivitäten der acht Expeditionsmitglieder: drei Frauen, fünf Männer. Zudem will er alte Marslander zur Erde zurückbringen: als Museumsstücke, die an den Meistbietenden verkauft werden. Dass dazu ein Ausflug über 4000 Kilometer zu machen ist, stört ihn nicht. Immerhin lernt er in einem der gewaltigen Staubstürme ein wenig Respekt vor dem Planeten.

Jamie

Jamie Waterman hingegen packt das kalte Entsetzen, als er von den Plänen der beiden Trumballs erfährt: Sie würden Mars zu einer Art Disneyland-Freizeitpark für Erdtouristen machen. Und er ist erst recht wütend, als er eine verlassene Felsenbehausung der Marsianer entdeckt, die Dex in eine Touri-Attraktion umwandeln will. Das wäre wie ein McDonald’s in der Akropolis!

Die Dinge entwickeln sich in der zweiten Häfte des Buches auf zwei Höhepunkte zu. Jamie entdeckt das Geheimnis der verschwundenen Marsianer bzw. den Grund, warum sie verschwanden. Die Wahrheit bedroht die gesamte Menschheit. Und als wäre dies nicht genug, mündet die Reihe der heimlichen Sabotageversuche der Expedition in eine Katastrophe, die den Abbruch der Expedition erfordert.

Nur zwei Menschen bleiben zurück, um Mars in Besitz zu nehmen: Jamie, der von Trumball abgesetzte Expeditionsleiter, reklamiert die erkundeten Gebiete als Eigentum der Navaho-Nation, und die Inderin Vijay bleibt bei ihrem Geliebten – eine der unwahrscheinlichsten, aber romantischsten Entscheidungen am Schluss des Buchs.

_Mein Eindruck_

Diese Fortsetzung von „Mars“ ist nicht so actionbetont wie ihr Vorgänger und daher für manche Leser nicht so spannend. Dafür erzählt der Autor die Geschichte der psychologischen Spannungen, insbesondere zwischen Jamie und dem Möchtegernleiter Dex Trumball. Zwischen ihnen steht die Geliebte beider, Vijay. Schön, dass sich die Figuren auch weiterentwickeln können.

Dass die Expedition sabotiert wird, ist leider eine Wiederholung: Offenbar kommen manche Menschen mit den lebensfeindlichen Bedingungen nicht zurecht und richten ihre Ängste gegen sich selbst und die Expedition insgesamt. Plausibel werden diese Ängste durch die intensive Schilderung der Marslandschaft mit ihren fremdartigen Farben und Formen.

Die Übersetzung

Die Übersetzung durch Peter Robert ist an sich einwandfrei. Allerdings setzt er ein wenig Grundwissen über Raumfahrt und Astronomie beim deutschen Leser voraus.

Unterm Strich

Dennoch ist auch „Rückkehr zum Mars“ unterhaltsam, sehr gut lesbar und in wenigen Tagen zu schaffen. Ben Bova hat den geschichtlichen Hintergrund der zwei Romane weitergeführt in „Venus“, „Jupiter“ und „Saturn“, die inzwischen bei uns veröffentlicht wurden. Und dazwischen gibt es natürlich noch die Asteroidenkrieg-Trilogie (siehe oben).

Taschenbuch: 688 Seiten
Originaltitel: Return to Mars, 1999
Aus dem US-Englischen übertragen von Peter Robert
www.heyne.de

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