Elam „Burning Daylight“ Harnish ist einer der härtesten Kerle unter den Goldsuchern in Alaska. Sein Riecher für die richtigen Stellen zum Graben und sein Geschäftssinn lassen ihn reich, aber auch korrupt werden. In der großen Stadt lernt er, unter den Finanzhaien zu schwimmen, und verliebt sich gerade hier zum ersten Mal in seinem Leben. Wird die Liebe den alten Harnish in ihm zurückbringen?
Mein Eindruck:
Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die alle ihren eigenen Charme besitzen, weil sie eigentlich aus drei unterschiedlichen Genres stammen.
Teil eins
Hier wird der harte Kerl, der Goldsucher „Burning Daylight“, beschrieben, der seinen Spitznamen daher hat, dass er seine Mitstreiter mit dem Ausruf: „Burning Daylight!“ zu wecken pflegt. Der Leser erfährt, wie sehr Harnish dem Glücksspiel verfallen ist, das ihn nicht nur sein Vermögen kostet, sondern auch fast das Leben. Er ist ein harter Hund, der fest an sich und seine Überzeugungen glaubt. Und als er, seinem Riecher folgend, am Klondike River seine Claims absteckt, wird er schnell reich.
Teil zwei
Jetzt zieht es ihn in die große Stadt, und nachdem ihm drei „Finanzexperten“ in New York sein Vermögen abgenommen haben, verändert sich sein Wesen, nachdem er seine Lektion gelernt hat. Er geht nach San Francisco und wird mit seinem Riecher für Geschäfte und die richtigen Investitionen in die Zukunft wieder sehr reich. Aber er verändert sich, wird hartherzig, legt an Gewicht zu und hat nur noch wenig gemein mit dem Mann, der er einmal gewesen ist.
Teil drei
Dann verliebt er sich zum ersten Mal in seinem Leben (im zarten Alter von 36 Jahren) in seine Sekretärin, die aber nichts von ihm wissen will, da er nur in sein Geld verliebt zu sein scheint. Er erkennt, dass sie Recht hat, lässt das Geschäft und die Großstadt hinter sich und zieht mit ihr auf eine Ranch. Happy End.
Und was lernen wir daraus?
„Geld verdirbt den Charakter“. So hätte man Jack Londons erfolgreichen Roman auch zusammenfassen können. Vom sympathischen, harten Kerl, der, wenn er etwas anpackt, es auch richtig machen will, über den reichen, geldgierigen und unnachgiebigen Geldsammler bis hin zum Geläuterten, erlebt der Leser die Stationen des Lebens von „Burning Daylight“.
Zwar wird sich der Leser eher weniger mit einem Goldsucher identifizieren können, der in Alaska Ende des 19. Jahrhunderts gelebt hat, aber die Veränderungen seiner Charakterzüge lassen sich auf jede Zeit und jede Gegend der Welt übertragen. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum das Buch nicht nur zu Londons Lebzeiten sehr erfolgreich war. Auch heute noch sagt vielen zumindest der Titel etwas.
Die Rechtschreibung
Die Vorlage für diese Neuausgabe stammt aus dem Jahr 1973. Dementsprechend ist auch dieses Buch, wie auch schon die Vorgänger der „Abenteuer“-Serie des Verlages, nicht auf dem aktuellen Stand der deutschen Rechtschreibung.
Der Anhang
Im Nachwort interpretiert Sebastian Domsch den Roman und schildert die zeitlichen Hintergründe der Geschichte und Vorbilder des Protagonisten. Außerdem gibt es für den Leser noch ein paar interessante Informationen zu Jack London, die nicht in der nachfolgenden Zeittafel zu Leben und Werk Londons zu finden sind.
Mein Fazit:
Drei Bücher zum Preis von einem. Goldrausch-Abenteuer, Finanzgeschichte und Liebesgeschichte. Von jedem genug, um eine interessante Lebensgeschichte zu erzählen. „Lockruf des Goldes“ ist besonders für Film und Fernsehen geeignet und wird immer mal wieder gezeigt und umgesetzt.
Ein amerikanischer Klassiker, der diesen Titel zu Recht trägt und 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung immer noch spannend, gemein und romantisch ist.
Die „Klassiker der Abenteuerliteratur„:
Dieses war das letzte Buch der kleinen und feinen Reihe, die bei dtv als Neuausgabe im Laufe dieses Jahres (2010) erschienen ist. Fraglich ist, wen sich der Verlag als Käufer vorgestellt hat und wen er mit teilweise jahrzehntealten Übersetzungen in der veralteten deutschen Rechtschreibung zum Kauf überreden möchte. Die durchaus interessanten Anhänge und Zeittafeln reichen da sicherlich nicht aus.
Auch fehlen mir in der Reihe Klassiker wie „Moby Dick“, „Gullivers Reisen“ und „Die drei Musketiere“, um jetzt nur die zu nennen, die mir in diesem Moment in den Kopf kommen.
Taschenbuch: 256 Seiten
Originaltitel: Burning Daylight (1910)
Aus dem Amerikanischen von Erwin Magnus
Mit einem Nachwort und einer Zeittafel von Sebastian Domsch
ISBN-13: 978-3423138864
www.dtv.de
Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:
Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“
Jack London: „Lockruf des Goldes“
Der Autor vergibt: