Nele Neuhaus als Nele Löwenberg – Sommer der Wahrheit

Worum gehts?

Nebraska. Sheridan Grant lebt mit ihren Adoptiveltern und ihren vier Stiefbrüdern auf einer Farm inmitten von Maisfeldern. Die Einöde, die diese Gegend mit sich bringt wird durch das schikanierende Verhalten von Rachel, Sheridans Adoptivmutter verstärkt. Die Tage werden längst nicht so gut durchzustehen, wäre da nicht Tante Isabella, zu der Sheridan ein sehr gutes Verhältnis pflegt und die Leidenschaft für die Musik verbindet die beiden Frauen einmal mehr. Außerdem hat Sheridan eine außerordentliche Anziehungskraft auf Männer, so dass nicht nur der Farmarbeiter Danny, sondern auch der Rodeoreiter Nicolas und der Autor Christopher ein Auge auf die erfrischende, junge Frau geworfen haben.

Eines Tages entdeckt Sheridan Tagebucheinträge einer gewissen Carolyn, die vor drei Jahrzenten auf der Willow Creek Farm gelebt hat. Diese werfen einige Fragzeichen auf, die Sheridan unbedingt aufklären möchte, doch dann geschieht in der Halloweennacht etwas Furchtbares, das Sheridans Leben verändert.

Inhalt

Die junge Sheridan wird tagein, tagaus von ihrer Adotivmutter Rachel schikaniert. Nach der Schule soll sie der Haushälterin Martha beim Kochen helfen und anschließend muss sie die ganze Küche schrubben, abgesehen, vom Wäschewaschen und Hühnerstall sauber halten, was ebenfalls zu ihren täglichen Aufgaben gehört. Als wäre das noch nicht genug, lässt Rachel keine Gelegenheit aus, sie psychisch fertigzumachen und zu mobben, so dass Sheridan stets in ein falsches Licht gerückt wird. Neben ihrem Vater und ihren drei ältesten Brüdern hat sie zu Tante Isabella ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Sehr oft geht sie ins Haus der Tante und spielt dort auf deren Flügel ihre selbstkomponierten Lieder oder liest in einem der zahlreichen Bücher, die Isabella besitzt.

Sheridan hat eine unheimliche Anziehungskraft auf Männer, so ist es nicht verwunderlich, dass sie dem Farmarbeiter Danny schnell den Kopf verdreht und mit ihm ihre erste sexuelle Erfahrung macht. Er soll jedoch nicht der einzige bleiben, denn wenn man sprichwörtlich einmal Blut geleckt hat …

In der Schule gehört sie ebenfalls zu den Klassen,-und Jahrgangsbesten. Gemeinsam mit einigen anderen jungen Erwachsenen, die ebenfalls eine große Leidenschaft für die Musik haben, trifft sie sich nach der Schule zum Proben für einen großen Auftritt anlässlich eines Jubiläums, doch auch was das angeht, kann sie sich nur gegen den Willen ihrer Mutter aus dem Haus stehlen. Und als sich eines Abends, in der Halloweennacht etwas Furchtbares ereignet, scheint alles über ihr zusammenzubrechen.

Mein Eindruck

„Sommer der Wahrheit“ ist ein Stand-alone-Roman der bekannten Krimi-Autorin Nele Neuhaus. Diesen Roman schreibt sie unter ihrem Mädchennamen, um ihre Krimifans nicht zu verwirren.

Da mir die bisherigen Taunus-Krimis mit ihren Ermittlern Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff immer recht gut gefallen haben, war ich erstaunt, als ich von diesem Roman erfahren habe. Zunächst muss man sagen, dass es ziemlich mutig für eine Autorin ist, sein gewohntes, sicheres Terrain zu verlassen und mal etwas ganz anderes zu wagen. Grundsätzlich finde ich, dass es Nele Neuhaus ganz gut gelungen ist, ihren Lesern eine andere Seite von sich zu zeigen.

In diesem Buch steht eine Familiengeschichte im Vordergrund. Alle Protagonisten leben gemeinsam auf einer Farm inmitten ländlicher Einöde, auch diese Tatsache wurde sehr anschaulich und bildhaft vermittelt und man nimmt der Autorin jedes Wort ab. Alle Bewohner der Farm sind gerade zur Erntezeit sehr emsig und das zwischenmenschliche bleibt unterdessen auf der Strecke, besonders bei Sheridan, dem schwarzen Schaf der Familie. Sie ist zwar zweifelsfrei eine Sympathieträgerin, dennoch wirkt sie an der einen oder anderen Stelle, wie ein hilfloses, kleines Mädchen, das gerade ihre ersten Gehversuche in der großen, weiten Welt wagt. Meiner Meinung nach, hat die Autorin es stellenweise zu gut mit ihrer Hautfigur gemeint und hier das Prinzip „Klasse statt Masse“ andersherum interpretiert, so dass der Plot hier und da teilweise ein wenig inszeniert wirkt. Das ist besonders schade, weil die Geschichte an sich so gut und spannend ist, dass sie das eigentlich gar nicht nötig hätte. Zwischendurch muss man nochmal auf das Cover schauen um sicher sein zu können, dass man doch nicht eines der „Shades of Grey-Büchern“ in den Händen zu halten.

Das ist aber auch der einzige nennenswerte Kritikpunkt, den ich äußern möchte. Der Rest ist wie man es von der Autorin gewohnt ist, gut lesbar und Freude bereitend.


Fazit

Man kann jetzt nicht abgesehen von der teilweise übertriebenen Beschreibung der Protagonistin, ist dieses Buch durchaus lesenswert. Es hat mir einige Abende verschönert und ich konnte eintauchen in die weite Welt der USA, mitsamt ihren eigenen Sitten und Bräuchen einer Farmerfamilie. Allerdings bin ich gespannt, wie die Zukunft der Autorin aussieht, was wahrscheinlich von dem Erfolg dieses Buches abhängt. Ob man nochmal etwas aus dieser Richtung zu lesen bekommt, oder ob sie sich doch wieder eher ihrem bisherigen Metier widmen wird, bleibt also abzuwarten.

Über die Autorin

Nele Neuhaus, geboren 1967 in Münster/Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman »Schneewittchen muss sterben« brachte ihr den großen Durchbruch, seitdem gehört sie zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands. Ihre Romane wurden bisher in 20 Länder verkauft. (Verlagsinfo)

Broschiert: 496 Seiten
ISBN: 3548285619

www.ullsteinbuchverlage.de
www.neleneuhaus.de

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