HUI BUH – Das mysteriöse Geisterbuch (Neue Welt – Band 3)

Nebelwerfer

Tommy und HUI BUH arbeiten an einer „Spulktur“, deren Erstellung sich das Schlossgespenst in den Kopf gesetzt hat, um am diesjährigen Kunstwettbewerb der Geisterwelt teilzunehmen. Ein wildes Gebilde aus Rüstungsteilen entsteht nächtens, welches – natürlich! – dank HUI BUHs Ungeschick mit lautem Getöse zusammenbricht und die restlichen Schlossbewohner erstens weckt und zweitens erzürnt. Vor allem Julius. Der verdonnert die beiden Missetäter zu Aufräumarbeiten, bei denen sie – inzwischen von ihrer Freundin Sophie unterstützt – auf eine Geheimkammer stoßen. Darin lagert ein offenbar mächtiges Geisterbuch, dessen Gebrauch den ebenso neugierigen wie prahlerischen (selbsternannten) „Spukprofi“ selbstverständlich in den gespenstischen Fingern juckt.

Ein Aufräumspuk, das wärs! Ebenso selbstverständlich geht die Sache in die Hose. Der herbei beschworene Putzteufel meint es zu gründlich und beim Versuch den Schlamassel wieder gerade zu biegen, sorgt eine falsch ausgesprochene Zauberformel dafür, dass noch viel größeres Unheil über Schloss Burgeck sowie das Dorf hereinbricht: Ein unheimlicher, aggressiver Nebel, der Aufzeichnungen aller Art inklusive menschlicher Erinnerungen förmlich ausradiert. Nun müssen HUI BUH, Tommy und Sophie rasch einen Gegenspuk finden, bevor alle dem totalen Vergessen anheim fallen.

Eindrücke

Im inzwischen dritten Abenteuer aus HUI BUHs neuer Welt, braucht man die Figuren eigentlich gar nicht mehr groß vorstellen – die meisten Leser des Buches werden die voran gegangenen Bände sicherlich ebenfalls gelesen haben. Falls nicht, beinhaltet jedes Buch eine Art Intro, damit auch Quereinsteiger sich zurechtfinden können. Kenner können diese ersten Seiten -inklusive des stets gleichen Vorworts mit herein gekritzelten HUI-BUH-Kommentaren – getrost übergehen und sofort in die Story einsteigen. Alle anderen, vor allem die Fans des „alten“ HUI BUH, werden bemerken, dass das Setup wesentlich moderner daher kommt, als es in der Originalserie aus den Siebzigern der Fall war. Königs sind eine Patchworkfamilie, bestehend aus Julius, dem 111., Konstanzia seiner Gattin und deren in die Ehe mitgebrachten, etwa zehnjährigen, Sohn Tommy. Zu den Hauptdarstellern gehört natürlich auch der olle Kastellan, der jahrelang die meist fruchtlosen Spukversuche des absolut ungruseligen Schlossgespensts HUI BUH stoisch ertrug, bis schließlich König Julius als letzter Erbe von Schloss Burgeck einzog. Der stets großmäulige, fast 500 Jahre alte Geist, der sich selbst oft grandios überschätzt, ist zwar weiterhin Titel- aber längst nicht mehr Leitfigur. Das sind eben Prinz Tommy und seine Freundin aus dem Dorf: Sophie – die Nichte der arg spiritistisch angehauchten Dorfwirtin Roswitha Rosenbach. Allerdings ist dies nicht selten auch hilfreich.

Die Hörspielvorlage zum „mysteriösen Geisterbuch“ stammt aus dem Jahr 2008 und ist von Nesrin Samdereli für das Hamburger EUROPA-Label (heute zu Sony Music gehörend) erdacht worden. Die Lektüre dieser, erneut von Ulrike Rogler und Simone Veenstra 2010 in Textform gegossenen, Romanadaption soll offenbar die Zielgruppe in Tommys und Sophies Alter ansprechen. Das haut auch hin. Das Schriftbild ist großzügig, die Sprache flockig-modern und die kurzen Kapitel-Einleitungen geben bereits einen Teil der darin vorkommenden Handlungselemente preis. Gelegentliche S/W-Illustrationen lockern den Inhalt zusätzlich auf. Gute Karten also, das junge Publikum zu unterhalten und dabei nicht zu überfordern – wiewohl der Nebel schon vergleichsweise finster und gefährlich herüberkommt, sodass die humorigen Einlagen es schwer haben für den ausgleichenden comical relief zu sorgen. HUI BUH selbst bleibt hier ziemlich blass und hat bis auf ein paar lustige Buchstabenverdreher keine wirklichen Glanzmomente. Dennoch sind manche Dialoge und Verhaltensweisen höchst witzig. Besonders das Geturtel von Julius und Konstanzia, die sich unter Einfluss des durchtriebenen Vergessenszaubers quasi neu kennenlernen bzw. anbaggern. Gleichzeitig ist die Geschichte auch Auftakt zu einem weiteren (späteren) Abenteuer, was ganz am Schluss erwähnt aber nicht genauer ausgeführt wird. Es sei auch in dieser Rezi der Mantel des Schweigens generös darüber ausgebreitet.

Fazit

Die Storys aus der neuen Welt HUI BUHs sind grundsätzlich mit mehr Ernst und Nähe zur Realität ausgestattet. Ganz anders als die im Vergleich dazu geradezu lächerliche scheinende Naivität in der klassischen Originalserie. So auch ist auch hier im dritten Band der ein bedrohliches Problem für ganz Burgeck zu beseitigen, was für einen durchgängigen hohen Spannungsbogen sorgt. Man ist neugierig, was mit dem Geisterbuch (wie angedeutet) in Zukunft noch so passiert. Selbstverständlich bedient auch der Roman, wie schon das zugrundeliegende Hörspiel, bestimmter, inzwischen etablierter Serienklischees, sodass unter anderem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Der ist ein wichtiges Element in der Neuauflage. Allerdings fehlen einem in der Textform doch irgendwie die markanten Stimmen und Soundeffekte (vor allem der stets filmreife Score) der Audiofassung. Damit kann ein Buch natürlich nicht dienen und die netten Illustrationen sind ein eher schwacher Ersatz dafür. Trotzdem macht die Lektüre Spaß – und das sicher nicht nur jungen, sondern auch den junggebliebenen, Lesern. Letztere müssen vielleicht zunächst den „alten“ HUI BUH aus dem Kopfkino verbannen, doch das klappt ziemlich mühelos. Der blätternde Rezensentendaumen zeigt jedenfalls hinauf zur altehrwürdigen Fledermausturmkammer.

130 Seiten, Hardcover
Erzählt von Simone Veenstra und Ulrike Rogler
Nach einem Hörspiel von Nesrin Samdereli (EUROPA/Sony 2008)
basierend auf Motiven von Eberhard Alexander-Burgh
Illustration: Sebastian Meyer
Redaktion: Claudia Steinke
KOSMOS, 2010
ISBN 9783440121184

www.kosmos.de

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