Ulrike Rogler und Simone Veenstra – HUI BUH, das Schlossgespenst – Der verfluchte Geheimgang (Band 1)

Gangunsicherheit

Julius der 111te und seine Gattin Konstanzia haben einen offiziellen Termin beim Bürgermeister. Die dringliche Anweisung, in Richtung Tommy und dem stets Chaos verursachenden Schlossgespenst HUI BUH, keinen Unsinn anzustellen, ist selbstverständlich ebenso obligat wie sinnlos. Der alte Kastellan unterhält die beiden Daheimgebliebenen zunächst mit einer traurigen Geschichte aus der Vergangenheit des Schlosses: Vor 700 Jahren begab es sich, dass der königliche Flötenspieler Kunibert sein Herz an die schöne Gerlinde verlor. Doch auch der fiese Hexenmeister Graf Morticor hatte es auf die schöne Dorfschänkenwirtin abgesehen, blitzte aber formvollendet ab. Seine erste Schikane, Kunibert im Schloss zu internieren, brachte indes wenig, durch einen Geheimgang traf der sich weiterhin mit Gerlinde, bis der erzürnte und eifersüchtige Morticor davon Wind bekam und ihn darin einmauern ließ. Gerlinde wurde von Stund an auch nicht mehr gesehen. Nun beschließen Tommy und HUI BUH sich die Langeweile zu vertreiben und diesen mysteriösen Gang in den Katakomben von Schloss Burgeck zu finden. Das gelingt. Dabei befreien sie auch etwas, was besser gefangen geblieben wäre…

Eindrücke

Hier ging man den umgekehrten Weg zu dessen, was eigentlich „normal“ scheint – nämlich die Adaption eines Hörspiels aufgrund eines Buches. Diesmal geht’s halt anders herum für Ulrike Rogler und Simone Veenstra, welchen die Ehre zuteil wurde, den ersten Band der „Neue Welt“-Serie anno 2010 in Textform zu gießen, nachdem die Hörspielreihe seit 2008 mit Dirk Ahners Geschichte ihren erfolgreichen Neustart hinlegte. Neustart deswegen, weil – die Älteren werden sich vermutlich noch daran entsinnen – der ursprüngliche, aus den Siebzigern stammende, HUI BUH nach 22 Folgen mit dem legendären Hans Clarin in der Rolle der krakeelig-tolpatschigen Titelfigur, eingestellt wurde. Das Schlossgespenst mit der rostigen Rasselkette entschwand einstweilen aus dem Fokus des Publikums. Bis Michael „Bully“ Herbig sich 2006 an die Verfilmung der Motive von Schöpfer Eberhart Alexander-Burgh wagte und dem Ganzen einen neuen, frischen Drall gab. Das führte dann auch zur Wiedergeburt der Serie. Die Ausrichtung der „Neuen Welt“ ist dementsprechend an diese moderne Machart angelegt, was diverse Änderungen am alten und längst nicht mehr zeitgemäßen Setup erforderlich machte.

Nun gibt es die neuen Abenteuer also auch in Buchform. Damit sich der Leser besser zurechtfindet, werden die permanenten Hauptfiguren sowie die Vorgeschichte – zum Beispiel warum aus Ritter Balduin das Schlossgespenst HUI BUH wurde – kurz erläutert. Da hier kein Erzähler den erklärenden Part übernimmt, kommt quasi HUI BUH selbst zu Wort und kommentiert den Text, was durch kursive Einlassungen und Streichungen des vermeintlichen Geistes deutlich gemacht wird. Somit ist ein recht witziger Einstand ins Seriengeschehen schon einmal gegeben. Stilistisch gesehen bewegt sich der Text auf kindgerechtem Niveau und spricht dabei durchaus auch zielgruppenrelevante Themen an. Hier ist es etwa die romantische Ader von Mädchen, die der gesteigerten Abenteuerlust von Jungs entgegensteht – nunja, was Sophie angeht, braucht sich die Figur diesbezüglich allerdings nicht hinter der von Tommy verstecken. Das Schriftbild ist recht groß ausgefallen, mit einigem Abstand zwischen den Zeilen, was die Textmenge reduziert, sodass die knapp 128 Seiten unterm Strich gar nicht mal so viel zu lesen sind – zudem aufgelockert durch gelegentliche Illustrationen, hat man das Buch vergleichsweise rasch durch.

Fazit

Natürlich ist dieser erste Band konstituierend für alle weiteren, weswegen das initiale Zusammentreffen und Taxieren der beiden neuen Identifikationsfiguren selbstverständlich eine zentrale Rolle einnimmt. Das ulkige Schlossgespenst daselbst gibt der Serie zwar seinen (zugkräftigen) Namen, tritt aber zugunsten der kindlichen Hauptprotagonisten etwas mehr in den Hintergrund. Alles in allem ist der Buchstabe gewordene Auftakt zur Serie eine liebenswerte, rührige wie spannende Geschichte und hat gegenüber der Hörspielfassung „nur“ den Nachteil hinzunehmen, dass dort u.a. eben exzellente Sprecher den Figuren Leben einhauchen und ein filmreifer Score das Kopfkino noch wesentlich besser unterstützt. Wirklich gruselig ist der Plot übrigens eigentlich nicht – sieht man von der generell düsteren Ausrichtung von Gegenspieler Graf Morticor einmal ab. Der schauerliche Rezensentendaumen zeigt daher nahezu Mitternacht an.

Hardcover 128 Seiten
von Ulrike Rogler und Simone Veenstra
nach einem Hörspiel von Dirk Ahner (Europa / Sony, 2008)
Motive von Eberhart Alexander-Burg (1928 – 2004)
Redaktion: Claudia Steinke
Illustrationen: Rolf Marczinczik (Cover) und Sebastian Meyer (Innen)
Kosmos, 2010
ISBN 9783440121160

www.kosmos.de

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