Wolfsheart – Kitchi Manitou. Märchen, Legenden und Lieder der Indianer (inszenierte Lesung)

Von Traumfänger, Lichtbringer und warnenden Fröschen

„Frei überlieferte Legenden, Geschichten, Mythen und Lieder der Indianer Nordamerikas entführen in längst vergessene Zeiten und warten darauf entdeckt zu werden. Nacherzählt von Wolfsheart (bürgerlich Bernhard Weilguni), der bereits verschiedene Preise für seine herausragenden Beiträge zur Native American Music erhielt und zwei Mal als erster Europäer mit dem weltweit höchsten Preis für indianische Musik, dem Native American Music Award in den USA geehrt wurde und sich für den Erhalt der Kultur der amerikanischen Ureinwohner einsetzt. Ein besonderes Anliegen ist es ihm auch, Kindern diese Kultur erlebbar zu machen.

Diese Sammlung, untermalt mit Flöten-, Trommel- & Naturklängen, bringt einen Einblick in das magische Weltbild der Ureinwohner Amerikas und vermittelt Kindern wertvolles, kulturelles Wissen.“ (Verlagsinfo)

Laut Verlag ist diese Sammlung für Kinder ab sechs Jahren geeignet.

Der Interpret

Der Österreicher Bernhard Weilguni erhielt von einem Indianer in einer Zeremonie den Totem-Namen „Wolfsheart“. Er widmet sich intensiv der Interpretation der nordamerikanischen Kultur in Wort, Bild und Musik. Zweimal wurde er für seine Musikwerke mit dem Native American Music Award („Nammy“) ausgezeichnet, was er als Ehre und Verpflichtung bezeichnet. „Kitchi Manitou“ ist sein erstes Wortwerk, ergänzt durch seine übliche Flötenmusik.

Tonregie führte Mr. Martl in Wien, der auch als ausführender Produzent zeichnet.

Inhalte

01 Einleitung (3:04)

Die indigenen Völker Nordamerikas hatten und haben keine Literatur im europäischen Sinne, sondern eine orale Erzähltradition. Das bedeutet, dass alle Geschichten und Weisheiten mündlich weitergegeben wurden, wie das noch bis Erfindung der Druckerpresse auch in Europa der Fall war (15. Jh.). Die Inhalte waren ganz unterschiedlich. Die hier gesammelten Geschichten dienten Schamanen (vulgo: Medizinmännern) dazu, Weisheiten weiterzugeben, Probleme zu lösen und der Bildung zu dienen. Zugleich dienen die Geschichten dazu, kulturelle Erfahrungen und Einsichten zu bewahren und sie von Generation zu Generation weiterzugeben. So verstehen die Jüngeren, woher sie kommen, wohin sie gehen und was sie vollbringen können.

Bezeichnend ist dabei, dass die kulturellen Eigenheiten der nordamerikanischen Nationen eng mit der Natur verbunden sind. Die Natur liefert ja schließlich so wesentliche Dinge wie das Feuer (Wärme), das Licht und die Nahrung (Mais, Büffel). Folglich sind ihre Vertreter von elementarer Bedeutung. Dass Menschen mit Tieren sprachen, war für die Ureinwohner nicht Phantastik, sondern die Geschichte in Form von Mythen aus dem Anfang der Zeit. Sie belehrten und unterhielten. Weil Gesang, Flöte und Trommel wichtige Begleiter des Erzählens sind, werden sie ihrerseits mit Legenden erklärt. Merke: Die Trommel vermittelt den Herzschlag von Mutter Erde…

02 Die Entstehung des Traumfängers (Lakota, 3:42)

Der Traumfänger ist ein rundes Geflecht, das wie ein Spinnennetz verschiedene Dinge einfängt, aber in der Mitte ein rundes Loch hat. Warum? Das Gespinst, das eine Adlerfeder (Luft), Muschel (Wasser), einen Stein (Erde) und eine Perle (Feuer) beherbergt, um die Elemente der Erde zu versinnbildlichen, fängt die guten Visionen des menschlichen Geistes ein. Durch das Loch in der Mitte entschwinden jedoch die schlechten Gedanken und Phantasien in die Leere, sobald die Sonne aufgeht.

Inktomi, der Trickser, hat dies einem Medizinmann offenbart und der hat seine Vision allen kundgetan. Inzwischen findet man Traumfänger überall über den Schlafstätten der Menschenwesen.

03 Der weise Stein – wie Geschichten begannen (Seneca, 7:48)

Crow ist ein Waisenjunge, der von allen gehänselt wird, so dass er am liebsten allein jagt. Eines Tages ruht er sich nach der Jagd an einem großen Felsen aus. Da hört eine tiefe Stimme, die ihn fragt: „Soll ich dir eine Geschichte erzählen?“ Der junge Jäger erschrickt, denn es ist niemand zu sehen. Nach der dritten Frage ahnt er, dass die Stimme aus dem Felsen kommen muss, und er sagt ja. Der Felsen, der hier schon seit unvordenklicher Zeit liegt, hält viele Geschichten für ihn bereit und erzählt sie alle. Dann hat er eine Bitte: Crow soll die Geschichten weitergeben, damit auch andere Menschenwesen die Weisheit darin erkennen. Crow heiratet eine besonders eifrige Zuhörerin und zieht mit ihr weiter. So verbreiteten sich die Geschichten des Felsen.

04 Ina Watschu Ne – Wind-Lied (1:49)

Ein Lied, das von Trommel und Flöte begleitet wird.

05 Der Totempfahl (ohne Ursprungsangabe, 1:56)

Der Pfahl zeigt Schutzgeister, Ahnen und erzählt ihre Geschichten. Weil jeder Stamm andere Geister hat, hat er auch andere Totems und Familien-„Wappen“.

06 Das große Abenteuer des Raben (Inuit/Eskimo, 4:09)

Wie kommt es nur, dass die Gestalt des Raben am Totempfahl so seltsam dargestellt wird? Diese Geschichte erklärt es und führt den Raben als weisen Menschenlehrer ein. Er ist ein mythologisches Wesen wie der Wolf, der Adler (der Götterbote) und der Coyote (der Trickster), kann sich verwandeln und überall bewegen, sogar unter Wasser.

Der betrügerische Rabe wandert als alter Mann zu einem Fischerdorf. Er frisst die Köder der Fischer, um die Fischer zu narren. Doch er wird von einem gewieften Routinier überlistet: Ein Angelhaken bleibt in seinem Kiefer stecken. Der Rabe betet, dass ihm der Unterkiefer abfalle. Dieser wurde gefangen, was der Häuptling sehr merkwürdig findet. Der alte Mann geht an Land und besorgt sich seinen Kiefer zurück. Dann fliegt er als Rabe davon. Da erst verstehen die Küstenfischer. Deshalb wird der Rabe stets ohne Schnabel geschnitzt, zur Erinnerung, wie der alte Mann seinen Unterkiefer verlor.

07 Wie die Flöte zu den Menschen kam (Sioux/Lakota, 3:38)

Diese Geschichte erklärt, warum die Flöte so wichtig ist und wie sie den Menschen kam. Eines Tages kränkte ein junger Indianer ein Mädchen so sehr, dass es davonlief. Beschämt suchte er eine Möglichkeit, seinen Fehler wiedergutzumachen. Als er durch den Wald ging, bemerkte er einen Specht, der in einen Stamm Löcher hieb. Durch die Löcher blies der Wind und dabei entstand ein lieblicher Klang.

Da kam dem jungen Mann eine Idee, wie er diese Wirkung auf ein Instrument übertragen könne und brach sich den Ast. Mit der lieblichen Melodie, die ihm dabei einfiel, gelang es ihm, das von ihm gekränkte Mädchen wieder zu versöhnen. Mehr noch: Er bekam von ihr einen Kuss. Deshalb heißt die Flöte bei den Lakota Siyotanka: „Liebesflöte“.

Bis heute weist jede Flöte der Lakota einen kleinen geschnitzten Vogel auf, um daran zu erinnern, woher die Musik ursprünglich stammt.

08 Siyotanka – Flöten Lied (1:32)

Dieses Lied demonstriert die Bedeutung der Native American Flute, die Wolfsheart spielt.

09 Wie das Feuer auf die Erde kam (Cherokee, 4:28)

Am Anfang war die Erde leer, dunkel und saukalt. Eines Tages entdecken die Tiere des Waldes, dass auf einer Insel im See ein Licht brennt. Doch wie das tiefe Wasser überqueren und das Feuer holen, auf dass es sie wärme und erleuchte? Nur der Wasserspinne gelingt dieses Kunststück, denn sie kann auf dem Wasser laufen, ohne sich nass zu machen.

10 Die Frau und ihr Bär (Inuit 5:56)

Eine verwitwete Inuitfrau findet ein Eisbärenjunges und zieht es auf, als wäre es ihr eigenes Kind. Kunik entwickelt sich zum geschicktesten Fischer weit und breit, und das macht die menschlichen Fischer neidisch. Sie wollen den Konkurrenten töten. Doch die Frau wird gewarnt und fleht die Männer um Barmherzigkeit an, doch sie wird abgewiesen. Sie schickt Kunik weg, aber nicht so weit, als dass sie ihn nicht bald erreichen könnte. So gelingt es ihm, sie liebevoll zu versorgen. Diese Liebe überzeugt die Stammesgenossen der Frau, dass der Bär vielleicht doch nicht so schlecht ist und nehmen ihn in den Stamm auf.

11. Der kleine Frosch (Seminole, 1:24)

Vom kühlen Norden in den heißen Süden. Die Seminolen von Florida und Georgia erklären mit dieser kleinen Tierfabel, wie es kam, dass ein kleiner Frosch durch sein Singen vor dem nahenden Gewitterregen warnt. Dabei spielte ein alter Hase eine gewisse Rolle.

12 Wie die Büffel in die Welt kamen (Apache, 6:47)

Coyote, der Trickster, wundert sich, warum keine Büffel in der Welt sind. Er findet heraus, dass Buckelrücken sie in einem großen Pferch hinter seinem Haus gefangenhält. Doch der einzige Zugang zum Pferch führt durch das Haus selbst. Er muss sich etwas einfallen lassen, um die Büffel befreien zu können. Doch in welches Tier soll er sich verwandeln, wenn der alte Buckelrücken behauptet, alle Tiere seien hinterlistig?

Erst versucht er es als Regenpfeifer, der verletzt ist. Tatsächlich erbarmt sich der Sohn des Alten seiner und bringt ihn ins Haus. Doch der Alte will nichts davon wissen. Die nächste Gestalt, die Coyote wählt, ist die eines kleinen Hundes. Diesmal darf Coyote bleiben und eilt unverzüglich ins Gehege, wo er die Büffel derart jagt, dass sie durch die offene Hintertür hindurchtrampeln und durch die Vordertür das Haus des verblüfften und zornigen Buckelrücken verlassen. Als der Hund verschwindet, ahnt der Alte die Wahrheit. Aber die Menschenwesen werden seitdem von den Büffeln am Leben gehalten.

13 Wishi Ta Tuja – Fluss-Lied (2:44)

Ein Lied, das von Trommel, Flöte und indianischen Zimbeln begleitet wird.

14 Die Geschichte der Trommel (Abenaki 2:30)

Als der Schöpfer fertig war, bat der Geist der Trommel darum, in die Schöpfung eingelassen zu werden. Der Kitchi Manitou wunderte sich und fragte den Trommelgeist, wozu er gut sein solle. Er würde den Menschenwesen den Herzschlag der Mutter Erde vermitteln, sagte dieser, und alle ihre Lieder begleiten. Diesen Sinn sah der Große Geist ein und gewährte dem Trommelgeist Aufenthalt auf Erden.

15 Wie der Hirsch sein Geweih bekam (Cherokee, 3:02)

Diese Fabel erzählt, wie der Hirsch in einem Wettstreit mit dem trickreichen Hasen zu seinem Geweih gekommen ist.

16 Die Maismutter (Creek 6:57)

Es war eine Zeit, da sich die Menschenwesen ernährten, indem sie lediglich Tiere jagten und Wurzeln und Beeren sammelten. Da begab es sich, dass eine alte Frau mit weißem Haar von Dorf zu Dorf am Fluss zog, aber überall abgewiesen wurden. Wozu sind die Alten schließlich nütze? Sie sind doch nur unnütze Esser, oder? Schließlich aber kam sie zum Dorf des Alligator Klans, das sie aufnahm.

Während die Männer jagen und die Frauen sammeln, stellt die Alte einen gelben Brei her, der die Kinder wunderbar sättigt. Was ist das, fragt sie ein zurückkehrender Jäger, der das Zeug lecker findet. Doch sie schweigt und verschwindet in der Nacht. Ein Junge, der den gelben Brei vermisst, begibt sich auf ihre Fährte und sucht sie im ganzen Land – vergeblich. Erst im Schlaf kehrt sie zu ihm zurück. Sie sagt ihm, ihr zu gehorchen, wenn sie ihm genaue Anweisungen gibt.

Daraufhin benimmt er sich höchst seltsam: Erst brennt er das Gras am Fluss ab, bis nur noch Asche übrig ist. Dann schleift er die Alte an den Haaren durch die Asche, bis Blätter erscheinen und sie selbst verschwindet. Die grünen Blätter werden zu Stengeln, die ihrerseits Blätter und Kolben austreiben. Und bis heute kann man an den Kolben das Haar der Maismutter sehen.

17 Unci Maka — Mutter Erde Lied (1:39)

Dieses Lied wird von Trommel, Flöte und Muscheln begleitet.

18 Wie der Rabe das Licht brachte (Inuit, 2:50)

Am Anfang war die Erde dunkel, denn es gab weder Sonne, Mond noch Sterne. Der schlaue Rabe findet heraus, dass ein alter Mann das Licht in eine Kiste gesperrt hat. Doch der Alte hat eine schöne Tochter, auf die es Rabe abgesehen hat. Er verwandelt sich in eine Tannennadel, die sie beim Angeln aus Versehen verschluckt. In ihrem Bauch verwandelt er sich in ein Menschenkind, das zu gegebener Zeit zur Welt gebracht werden will.

Sobald er sprechen kann, bittet er den Alten um das Licht in der Kiste. Nach einigem Hin und Her gewährt ihm sein Großvater diesen Wunsch. Rabe schnappt sich die Lichtkugel in der Kiste und fliegt davon. Doch im Flug greift ihn der Adler an und die Kugel fällt auf die Erde. Sie zerspringt in tausend Stücke, die wir noch heute sehen können: Es sind die Sonne, der Mond und die Sterne.

19 Warum der Uhu große Augen hat (Irokesen, 3:39)

Raweno ist ein großer Bildhauer, der für sein Leben gerne Tierfiguren erschafft. Aber seine Tiere erheben Ansprüche. Der Hase etwa will das tapferste und stärkste aller Tiere sein. Dagegen protestiert der Uhu, der das selbst sein will. Das macht Raweno zornig und so erteilt er dem Uhu eine Lektion: Er verpasst ihm einen viel zu kurzen Hals, riesige Augen, mit denen er nur nachts gut sieht, lange Ohren und graue Federn, die ihn so unscheinbar machen, dass man ihn kaum entdeckt. Aus Angst vor dieser grauslichen Missgeburt flieht der Hase in Panik. Doch weil er erst halb fertig ist, sind seine Vorderbeine viel kürzer als seine Hinterbeine, und seine Ohren sind viel zu lang.

20. Zwei Wölfe (Cherokee, 2:56)

Der weise Mann erzählt seinem neugierigen Enkel am Lagerfeuer, wie es um Gut und Böse in den Herzen der Menschenwesen bestellt ist. Im Herzen leben zwei Wölfe, ein böser, der das Dunkel liebt, und guter, der das Licht sucht. Ständig liegen der dunkle und der helle Wolf miteinander im Streit und bekämpfen einander. Sie ruhen ie und können nicht sterben, so dass ihr Kampf unablässig und für immer währt. Da fragt der Enkel: Gewinnt denn keiner von beiden? Doch, sagt der Alte: derjenige, den du fütterst.

21 Die Erde auf dem Rücken der Schildkröte (Onondaga, 4:10)

Am Anfang der Zeit leben alle Wesen im Wasser, doch im Himmel darüber schweben die Bäume, bei denen die Menschenwesen leben. Durch einen Traum bekommt die Frau des Häuptling Angst, dass ihr Baum durch Wind entwurzelt werden könnte. So gewarnt ziehen sie und der Häuptling den Baum heraus, doch darunter wird ein Loch voll Licht sichtbar. Als die Frau hineinschaut, fällt sie hinein und droht abzustürzen und ins Wasser zu fallen.

Die Wesen auf dem Wasser entdecken sie und erkennen die Gefahr, in der sie schwebt: Sie könnte ertrinken. Sie wollen Hilfe vom Meeresgrund holen. Nur der Bisamratte gelingt es, tief genug zu tauchen und lange genug die Luft anzuhalten, um Erde vom Grund nach oben zu holen und auf die Schildkröte zu schaufeln. Auf dieser wachsenden Insel landet die Häuptlingsfrau aus dem Himmel wohlbehalten. Aus der Insel ist Mutter Erde entstanden, denn wie jeder sehen kann, ist der Panzer der Schildkröte wie mit den Ästen eines Baums gezeichnet. Zu Ehren der Schildkröte nennen die Indianer Amerika Turtle Island, die Schildkröteninsel. Auf Spanisch heißt dies „Tortuga“ – das Piratennest.

Der Sprecher

Der Sprecher verfügt über eine männlich tiefe Stimme, mit der er seine jungen Zuhörer durchaus zu fesseln vermag. Allerdings setzt er auch Tonfilter ein, um besondere Effekte zu erzielen. So ist beispielsweise die „Stimme“ des Felsen in „Der weise Stein“ noch tiefer gestimmt, gerade so, als käme sie aus dem Bauch der Erde. Bei anderen Gelegenheiten klingt seine Stimme krächzend, etwa als die des Raben, des Hasen oder des Frosches. Dass seine Stimme voller klingt, wenn sie verdoppelt wird, versteht sich von selbst.

Womit er allerdings seine Probleme zu haben scheint, ist richtiges Deutsch. Warum verwendet er falsche Vergangenheitsformen wie „frierten“ (statt „froren“) oder „ladete“ statt „lud“? hat sich das österreichische Idiom schon derart von der hochdeutschen Sprache abgespalten? Auch das Wort „gefinkelt“ ist bundesdeutschen Ohren wenig vertraut, es denn, man hat sich (wie ich) als Sprachforscher oder Literaturwissenschaftler betätigt. „gefinkelt“ bedeutet soviel wie „ausgefuchst, gewitzt, schlitzohrig“.

Auch die Tiere haben Stimmen. Deshalb erklingen hier Wolfsgeheul (bitte jetzt nicht an „Dracula“ denken!), Uhu-Schuhu, Fröschequaken, Büffelgrunzen, Rabenkrächzen und viele, viele Adlerschreie. Der Adler ist der Götterbote, der die Gedanken der Menschenwesen dem Großen Geist hinterbringt – und umgekehrt. Das Adlerfedern bei der indianischen Initiationszeremonie eine wichtige Rolle spielen, verwundert daher nicht.

Musik und Geräusche

Bei der Musik sieht die Produktion schon viel professioneller aus. Die diversen Trommeln klingen entweder wuchtig tief wie ein Herzschlag oder dynamisch hoch, um Tempo zu machen, ähnlich wie indische tablas. Dazwischen bewegt sich die nordamerikanische Flöte, die der Maestro himself bedient. Damit lässt er anmutige, betörende Kadenzen erklingen, die so recht zum mystischen Inhalt der Geschichten passen. Des weiteren sind kleine Zimbeln und ein Muschelstab zu hören, die das indianische Kolokrit authentischer machen.

An Geräuschen sind Wind, Donner, Regen, Feuer und viele andere Naturphänomene zu vernehmen. Das ist wie die Tierstimmen ebenfalls dem Thema angemessen.

Unterm Strich

Die Auswahl der Märchen, Fabel und Mythen ist gerade für junge Menschen, die sich für andere Völker und ihre Geschichten interessieren, faszinierend und oft mit einer gewissen Komik verbunden. Mir gefielen besonders die Trickser-Geschichten etwa die von Coyote, der die Büffel befreite, und von Iktomi, der den Traumfänger erfand.

Viele der Geschichten sind Schöpfungsmythen. Sie erklären, woher die Gestirne, das Feuer und das Licht kommen, aber auch, warum für die Indianer die Trommel und die Flöte so wichtig sind. Die Geschichten unterhalten, während sie zugleich Wissen und Weisheit überliefern. Für kleine Kinder ab sechs sind vielleicht die Tierfabeln über Hasen, Bären und Frösche am leichtesten zu verstehen. Die komplexeste Geschichte ist wohl die von der Inuit-Frau und dem Bären, denn hier geht es um Liebe und Gnade, die einem Tier erwiesen werden, das ein Nahrungskonkurrent ist.

Der Sprecher trägt die Geschichten in einer kindgerechten Sprache vor. Die Sätze sind kurz und einfach statt lang und verschachtelt, das Tempus ist stets die Vergangenheit (im Gegensatz zu meinen Zusammenfassungen) und die meisten Geschichten sind nicht länger als vier Minuten. Davon gibt es nur wenige Ausnahmen. In regelmäßigen Abständen gewähren Lieder dem Zuhörer Gelegenheit, das Gehörte zu verdauen und sich auszuruhen, meist nach drei oder vier Geschichten.

Alle Geschichten sind inszenierte Lesungen, das heißt, dass die meisten Ereignisse auch durch Geräusche, Klänge und Tier-Stimmen untermalt sind. Auf diese Weise wirken sie wie ein akustischer Film und regen die Vorstellungskraft des Zuhörers an.

Das Hörbuch

Die CD ist professionell produziert und lässt an Klangqualität nichts zu wünschen übrig. Der österreichische Künstler verwendet stellenweise falsches Deutsch und austriakisches Idiom („gefinkelt“). Das ist nicht weiter schlimm. Wer allerdings mehr über den Künstler erfahren möchte, muss sich zu den Informationsquellen auf www.wolfsheart.eu bemühen. Dort gibt’s dann auch entsprechende Hörproben, Fotos und Texte. Merkwürdig ist allerdings, dass es die CD nicht auf Amazon.de zu kaufen gibt. Eine Preisangabe findet man erst auf Big City Indians: 15,80 Euro – also nicht gerade ein Preis für die breite Masse.

Zielgruppen

Die inszenierten Lesungen eignen sich besonders für Kinder ab sechs bis zehn Jahren. Aber auch erwachsene Laien, die nichts mehr von Karl Mays gefälschter Indianerromantik wissen (wollen), könnten sich für echte Mythen und Legenden der nordamerikanischen Indianer interessieren. Wünschenswert wäre eine weitere Sammlung mit ähnlichen Texten der lateinamerikanischen Indianer. Und Flöten haben diese Völker ja bekanntlich auch.

Spieldauer: 78 Minuten
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
Keine Quellen- und Übersetzerangabe

http://bigcityindians.com
Bei Weltbild ist diese CD „leider schon ausverkauft„.

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Schreibe einen Kommentar