Hans Steinbach – A Midnight Opera 2

Story

Inmitten des Trubels, der beim Aufeinandertreffen der Vertreter der Inquisition und der Armee der Untoten auf den Straßen von Paris entsteht, gelingt es Leroux, seinen Bruder Einblick (alias Ein) aus den Gefechten zu befreien und ihn vor der drohenden Vernichtung zu retten. Gemeinsam fliehen sie zum Bahnhof und von dort aus über Köln nach Osteuropa zu reisen, wo ihre Gefährten stärker vertreten sind. Die Reise erfordert jedoch für Ein einen hohen Preis; seine Geliebte Dahlia Whyte bleibt im Kampfgetümmel zurück und wird unverhofft von ihm getrennt.

Unterdessen genießt Leroux auf dem Weg nach Prag nur wenig Ruhe; die Gefolgsleute von Leroux‘ ehemaliger Partnerin Elizabeth Bathory sind den beiden unmittelbar auf den Fersen und. Während das Brüderpaar seine gemeinsame Vergangenheit analysiert, rennt es unmittelbar ins Verderben; nachdem sie bereits den langjährigen Verbündeten der Untoten, Hector, geopfert haben. Bathorys Schergen umstellen Einblick und Leroux DeLaLune vor einer Burg in Tschechien. Und für keinen von ihnen scheint es nun noch ein Entrinnen zu geben.

Persönlicher Eindruck

Im direkten Vergleich zum Auftaktband ist die zweite Epsisode von „A Midnight Opera“ wesentlich komplexer aufgebaut und mitunter auch ein wenig übersichtlicher strukturiert. Unerwartet beugt sich Ein seinem lange Zeit verschollenen Bruder und folgt ihm blind aus seiner Wahlheimat Paris hinaus in die vorläufige Sicherheit. Ohne die akute Situation näher zu hinterfragen, schließt er sich dem Anführer der Untoten an und vergisst vorläufig, das Leroux scheinbar mit dem härtesten Seelenkonflikt Einblicks in Verbindung steht.

Doch noch während die beiden vor Bathory und den Inquisitoren fliehen, wird Ein zum wiederholten Male von den Ereignissen des 19.Jahrhunderts eingeholt; ganz klar öffnen sich ihm die Bilder seiner einstigen Geliebten Christine und ihrem verhängnisvollen Dahinscheiden, welches ihren Liebhaber zunächst in tiefe Trauer gestürzt und dann ins selbst gewählte Exil nach Paris geführt hat, wo er seit einiger Zeit das Idol der Erniedrigten und Gepeinigten auf der Bühne abgibt. Und obwohl der Hass auf seinen Bruder ihn wohl sein ganzes Leben prägen wird, bleibt Ein keine andere Wahl: Er muss die Inquisition an der Seite der Untoten weiter bekämpfen und gleichzeitig verhindern, dass Elizabeth Bathory ihre misanthropischen Pläne allzu bald in die Tat umsetzen kann – dann nämlich gäbe es weder für ihn noch für seine Liebe eine Zukunft. Und nach dem ersten Desaster weiß Einblick um die Schmerzen einer abrupt zerstörten Liebe und lässt sich vom unbändigen Willen treiben, einen weiteren Herzensbruch seiner selbst aufzuhalten. Aber die Situation scheint schon zu weit eskaliert, als dass der Vampir mit den menschlichen Zügen die Eskalationsgefahr im Voraus ausmerzen könnte.

Die Fortsetzung dieser vielversprechenden neuen Serie bestätigt einerseits die guten Eindrücke des Debüts, wartet aber leider aber auch mit einigen strukturellen Schwierigkeiten auf, die so manchen Erzählpart etwas konfus gestalten. Gerade in der Mitte des Buches ist es nämlich sehr schwierig, zu identifizieren, in welcher Zeit der Autor seine Helden gerade auflaufen lässt, weil die Sprünge zwischen den Jahrhunderten quasi nahtlos ineinander übergehen und keine deutlichen Grenzen zwischen den zeitlich voneinander abweichenden Passagen gezogen werden. Dadurch erreicht Hans Steinbach zwar eine enorme Verschärfung des Erzähltempos – die in diesem Falle auch zu begrüßen ist –, jedoch wird es für den Leser an entscheidenden Stellen problematisch, den chronologischen Verlauf und die komplexen Verflechtungen adäquat nachzuvollziehen. Inhaltlich hingegen wird die Geschichte mit Informationen und Wendungen unheimlich angefüllt und zu einem fast schon bombastischen Spektakel aufgebläht. Alle wichtigen Charaktere werden in die verschiedenen Stränge eingebunden, gleich an mehreren Schauplätzen wird bereits ein Szenario für ein mögliches, bald folgendes Finale konstruiert.

Abgesehen also von der partiell bemängelten, nicht immer absehbaren klaren Linie setzt Steinbach seinen erfrischenden Mix aus Fantasy und Horror mehr als ansprechend fort und erzielt sowohl im Hinblick auf die Charaktere als auch hinsichtlich der allgemeinen Story eine bemerkenswerte Entwicklung, dank der „A Midnight Opera“ gar nicht mal weit von der Referenzklasse in diesem Bereich entfernt ist. Band 2 bestätigt lediglich, dass es sich hierbei um eine Geschichte handelt, die zu lesen definitiv lohnt.

Broschiert: 192 Seiten
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