Stephen King – Finderlohn

Die Handlung:

John Rothstein hat in den Sechzigern drei berühmte Romane verö entlicht, seither aber nichts mehr. Morris Bellamy, ein psychopathischer Verehrer, ermordet den Autor aus Wut über dessen »Verrat«. Seine Beute besteht aus einer großen Menge Geld und einer wahren Fundgrube an Notizbüchern. Bellamy vergräbt vorerst alles – und wandert dummerweise für ein völlig anderes Verbrechen in den Knast. Jahre später stößt der Junge Peter Saubers auf den »Schatz« und unterstützt mit dem Geld bis auf den letzten Cent seine Not leidende Familie. Nach 35 Jahren Haft wird Bellamy entlassen. Er kommt Peter, der nun die Notizbücher zu Geld machen will, auf die Spur und macht Jagd auf ihn. Kann Bill Hodges, den wir als Detective a. D. aus Mr. Mercedes kennen, den Wahnsinnigen stoppen?
Eindringlich und voll abgründiger Spannung gelesen von David Nathan. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Es war ja zum einen zu erwarten und zum anderen auch zu wünschen, dass wir den in MR. MERCEDES lang und einfühlsam vorgestellten Kermit Bill Hodges wiedersehen würden … gerade nach dem Ende des Romans, der eine Hintertür offenließ. Eine Trilogie solls also werden, in deren Mittelpunkt der eigentlich ruheständliche Detective Hodges steht … unfreiwillig natürlich, wie das halt oft so ist.

Für diesen Fall hat man sich für eine leichte Abwandlung des Originaltitels „Finders Keepers“ entschieden … wohl weil dies Teil der amerikanischen Redensart „Finders keepers, losers weepers“ ist, was so viel wie „Wers findet, dem gehörts. Wers verliert, der heult“ heißt. Auch das Cover entspricht diesmal nicht dem, der Originalausgabe, gefällt mir aber aufgrund seiner Mehrdeutigkeit gut.

Welchen FINDERLOHN Stephen King dem Finder Peter hier zugedenkt, das kann man schon erahnen und dem jungen Mann schon mal alles Gute wünschen und vor allem … ein Leben bis über das Ende dieser Geschichte hinaus … das wird nicht leicht werden.

Dieser Mittelteil der Trilogie beginnt zwar nicht mit einen Schock wie der erste Teil, aber nicht minder tödlich. Und im Laufe der Geschichte bringt der Autor uns nach Jahrzehnten nicht nur wieder zurück ins Haus des im Klappentext schon erwähnten Mörders, sondern den Hausherrn sogar in die Menschenmenge, in die MR. MERCEDES rast … clever und für den Leser des ersten Teils eine runde Sache.

Aber Morris Bellamy ist nicht nur der Mörder des Autors John Rothstein, sondern auch einer seiner größten Fans … auch wenn er ihm die Schuld für sein verschrobenes Leben gibt! Was macht ein durchgeknallter Fan also, wenn er zu Hause bei seinem Idol über 150 Notizbücher mit unveröffentlichtem Material findet? Eine gute Frage, über die es sich unter Freunden gut diskutieren lässt. Was würdest du tun, um zu erfahren, was mit deinem Lieblingscharakter passiert, der Autor das aber für sich behalten hat?

Was die Freunde unseres Protagonisten, Holly und Jerome, aus dem ersten Teil machen, davon erzählt uns der Autor auch, wobei Bill Hodges erst nach einer ganz schönen Weile seinen Wiedereinstieg in die Trilogie gibt. Alle entwickeln sich weiter, nur der alltägliche Horror bleibt der Gleiche.

Den serviert uns King hier mit vergleichsweise weniger Gewalt als es manchmal in seinen Werken der Fall ist … und einer ordentlichen Prise Liebe für die Literatur. Schließlich gehts nicht nur um das versteckte Geld, das nun alle ist, sondern auch um den Inhalt der vielen Notizbücher.

Und was ist eigentlich aus MR. MERCEDES, Brady Hartsfield, geworden? Auch den besuchen wir in dieser Geschichte … zweimal.

Das Hör-Erlebnis:

Während das originale Hörbuch wieder vom bekannten Schauspieler Will Patton eingelesen wurde, wurde bei uns KING-typisch auf David Nathan gesetzt. Immer eine sichere Bank, gilt er doch bei vielen Hörfreunden als einer der Lieblingssprecher, weil es ihm schnell gelingt, den Hörer in seinen Bann und in die Geschichte hineinzuziehen.

Das schafft er auch hier. Manchmal legt er dabei für meinen Geschmack aber zu lange Sprechpausen zwischen den Sätzen ein. Das und die ziemlich leise Abmischung der gesamten Lesung könnte irritieren, wenn man das Hörbuch unterwegs hört, wo es eine Menge Nebengeräusche gibt.

Ohne unnatürlich seine Stimme zu verstellen, bringt er die unterschiedlichen Charaktere gut unterscheidbar ins Ohr des Hörers. Lebendig, aber nicht überdreht und immer der Situation angemessen klingend. Seine Holly hingegen unterschied sich für mich dabei aber nicht immer vom beschreibenden Text und wenn der Hörer nicht aufmerksam ist, dann kann er überhören, wo die beiden durch King voneinander getrennt wurden.

Nathans Szenenbeschreibungen klingen eindringlich und wie selbst erlebt. Wenn David Nathan den Hörer einmal im Griff hat, dann hat der es schwer, zwischendurch mal eine Hör-Pause einzulegen. Die Kombination aus King und Nathan geht auf und weiß gut zu gefallen.

Der Autor:

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, „Carrie“, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

David Nathan, die deutsche Stimme von Christian Bale, Johnny Depp u. a., ist einer der gefragtesten Hörbuchsprecher. Mit seiner dunklen Stimme ist er der ideale Sprecher für die Romane von Stephen King. Er hat bereits zahlreiche Hörbücher des „Meisters” gelesen, wie zuletzt bei „Doctor Sleep“, „Mr. Mercedes“ und „Revival“. (Verlagsinfo)

MP3s und Booklet:

Die MP3s liegen in 192 Kbps und 44.1 kHz in Joint Stereo vor. Die Dateinamen beginnen mit einer vierstelligen, aufsteigenden Nummer, wobei die erste Ziffer immer eine Null ist, deren Sinn sich mir nicht erschließt und die zweite der Nummer der CD entspricht. Dann folgen Autor und Titel der Lesung. Im ID3-Tag der Dateien finden wir den Titel des Romans, den Autorennamen, den des Sprechers und das Cover des Hörbuchs, das auch auf die CDs gedruckt wurde.

Auf ein Booklet hat der Verlag verzichtet. Wenn die Verpackung auseinandergeklappt wird, finden wir weitere Infos zur Handlung, zum Autor und zum Sprecher (der grimmig von einem Foto blickt) sowie etwas Verlagswerbung.

Die Trilogie:

Mr. Mercedes
Finderlohn
– Titel noch unbekannt –

Mein Fazit:

Dieser Mittelteil der Trilogie fühlt sich nicht wie ein Mittelteil an. Er hat eine eigene Geschichte zu erzählen und die ist nicht weniger spannend als die des ersten Teils. Wir treffen lieb gewonnene Charaktere aus MR. MERCEDES wieder und freuen uns, dass sich alles weiterentwickelt hat.

Der Bösewicht dieser Geschichte ist nicht nur ein Mörder, sondern auch ein Literaturfreund … ein zugegebenermaßen besessener. Aber, sind das nicht viele Fans auch? Wie weit würde ein Ultra-Fan gehen, um eine Fortsetzung zu bekommen, die nie erschienen ist?

King unterhält mit dem ganz normalen Wahnsinn, ganz ohne Paranormalitäten und mit Charakteren die genauso interessant sind, wie die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass wir sie selbst kennen … oder gar sein könnten. Wie weit entfernt sind wir von Brady Hartsfield oder Morris Bellamy wirklich entfernt?

David Nathan gehört mit Recht zu den beliebtesten Hörbuchsprechern Deutschlands. Schnell zieht er den Hörer in die Story und weiß mit seinem Vortrag die Spannung der Story perfekt zu unterstützen. Alle Charaktere klingen lebendig und ihre Gefühlslage nachvollziehbar. Auch die Szenenbeschreibungen hören sich wie erlebt an, nicht wie vom Skript abgelesen. So soll es sein.

King und Nathan … nach wie vor eine perfekte Kombination … so schnell scheint beiden nicht die Luft auszugehen.

Ungekürzte Lesung auf 3 MP3-CDs mit 155 Tracks
Spieldauer: 14:53 Std.
Sprecher: David Nathan
Originaltitel: Finders Keepers
ISBN-13: 978-3-8371-3153-6

www.randomhouse.de/randomhouseaudio

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