Stephen King – Fairy Tale

Die Handlung:

Der siebzehnjährige Charlie Reade hat kein leichtes Leben. Seine Mutter starb, als er drei war, und sein Vater ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages offenbart ihm der von allen gemiedene mysteriöse Nachbar auf dem Sterbebett ein Geheimnis, das Charlie schließlich auf eine abenteuerliche Reise in eine andere, fremde Welt führt. Dort treiben mächtige Kreaturen ihr Unwesen. Die unterdrückten Einwohner sehen in Charlie ihren Retter. Aber dazu muss er erst die Prinzessin, die rechtmäßige Herrin des fantastischen Märchenreichs, von ihrem schrecklichen Leiden befreien. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Moment … ein noch-nicht-volljähriger Junge, der zwischen den Dimensionen/Welten wechseln kann? Das gabs doch schon mal in Stephen Kings DER TALISMAN im Jahr 1984!

FAIRY TALE entstand aus Langeweile … kein Witz! Stephen King war genervt von Lockdowns und Corona und wollte irgendwas schreiben, das ihn glücklich macht. Warum dann nicht mal ein Märchen?

Und während King direkt Bilder im Kopf hatte, von einer Stadt, die uns wie aus seinen DARK-TOWER-Geschichten vorkommt, entwickelte sich die Story, die hier spielen wollte. Er musste sie halt nur noch aufschreiben … wie immer.

Das macht dann auch wie gewohnt sehr ausführlich und mit Anlauf. Bis die eigentliche Reise von Charlie losgeht, vergeht nämlich eine Menge Zeit und gut ein Drittel des Romans. Vorher lernen wir noch seinen hilfebedürftigen Nachbarn kennen und dessen Hund, der auch schon lange kein Welpe mehr ist.

Jetzt gehts für Charlie aber endlich die 185 Stufen der Wendeltreppe im Schuppen hinunter und durch den langen Tunnel in die andere Welt, die mit den seltsamen Märchen(figuren). Warum von denen übrigens noch niemand bei uns war (so ein Portal geht ja meist in beide Richtungen), das wissen wir übrigens, seitdem wir die Kassette unseres verstorbenen Nachbarns gehört haben.

Wie „anders“ die Welt aus dieser Geschichte, deren Bewohner und deren Verhalten sind, kann sich der Hörer schon vorher denken, denn nicht von ungefähr erwähnt der Autor vorab, dass er an REH (Robert E. Howard), ERB (Edgar Rice Burroughs) und natürlich an HPL (H.P. Lovecraft) denkt.

Und nun wissen wir schon, welcher Art der Ausflug wird, denn Stephen King packt natürlich zu diesem Setting seinen eigenen Horror dazu, damit sich alles, trotz der vielen Anlehnungen an klassische Geschichten und deren Charaktere, authentisch anfühlt.

Entsprechend ist weder alles eitel noch Sonnenschein in dieser Welt und die Bewohner sind seltsam entstellt. Sprechende Pferde sind ja noch ganz lustig und schlaue Grillen auch, aber das sind nicht die einzigen Bewohner dieser fantasievollen Landschaft.

Und eigentlich hat Charlie auch gar keine Lust darauf hier der Prinz in der strahlenden Rüstung zu werden, der die Leute und das Land vor dem Bösen rettet. Eigentlich möchte er nur so schnell wie möglich wieder nach Hause.

Dennoch stößt Charlie immer tiefer in diese fremde Welt vor und da er erstaunlich gut belesen ist, beschreibt er die Szenarien auch immer wieder mit Begriffen aus dem Lovecraft-Universum.

Und so sehr wir möchten, dass er zügig nach Hause kommt, so sehr wollen wir mit ihm in dieser neuen, verborgenen Welt voller Magie bleiben … um sie vielleicht doch zu retten und jemand ganz Besonderes zu werden.

Das Hör-Erlebnis:

Natürlich liest David Nathan auch diesen Stephen-King-Roman vor, ist er doch vom Verlag mutmaßlich für die nächsten Jahrzehnte fest gebucht dafür.

Da er hier Charlies Bericht vorliest, gibts entsprechend viele Monologe davon, was er so alles erlebt hat diesseits und jenseits des Brunnens. Die spricht er auch zügig und ziemlich lebendig, auch wenn er oft den Anfang eines Satzes extrem deutlich und langsam ausspricht, um im Anschluss immer schneller zu werden. Auch konnte er mich dabei nicht immer davon überzeugen, dass er hier als Charlie nacherzählt und nicht einfach nur als bezahlter Sprecher abliest.

Die unterschiedlichen Charaktere, die in dieser Story auftauchen, klingen leider oft ähnlich, da der Sprecher allen die gleiche Stimmfarbe gibt. Dennoch wechselt er je nach Situation die Intensität, mit der er die Figuren sprechen lässt, und das macht auch Hörspaß.Das Gefühlsleben der Figuren kann David Nathan prima vermitteln.

Der Autor:

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, „Carrie“, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

David Nathan, die deutsche Stimme von Christian Bale, Johnny Depp u. a., ist einer der gefragtesten Hörbuchsprecher. Mit seiner dunklen Stimme ist er der ideale Sprecher für die Romane von Stephen King. Er hat bereits zahlreiche Hörbücher des „Meisters” gelesen, wie zuletzt bei „Doctor Sleep“, „Mr. Mercedes“ und „Revival“. (Verlagsinfo)

Die MP3s:

Die 369 MP3s liegen in 192 Kbps und 44.1 kHz in Joint Stereo vor und haben eine Spielzeit von jeweils um die 3 bis 6 Minuten. Die Dateinamen beginnen mit einer dreistelligen, aufsteigenden Nummer. Dann folgen der Nachname des Autors und der Titel der Lesung. Im ID3-Tag der Dateien finden wir den Titel des Romans, den Autorennamen und den des Sprechers. Das Cover des Hörbuchs hatte ich hier auch erwartet. Da ist leider keins, daher bleibt das Display des Abspielgeräts leer.

Wenn die Verpackung auseinandergeklappt wird, finden wir weitere Infos zur Handlung, zum Autor und zum Sprecher. Fotos der beiden gibts hier auch zu sehen.

Mein Fazit:

Natürlich hätte auch diese Geschichte wesentlich kürzer erzählt werden können, aber, es wäre kein Stephen-King-Roman, wenn der Autor sich nicht wirklich richtig viel Zeit nehmen würde, um sein Publikum komplett und ganz und gar in diese neue, fremdartige Welt zu ziehen, die da unten im Brunnen auf uns wartet.

Die Abenteuer von Charlie, der mir schnell ans Herz gewachsen ist, sind kein Kinderspiel (was auch von King nicht anders zu erwarten war) und dieses „Märchenbuch“ steht auch nicht in der „Kinder“-Abteilung des Buchhandels, sondern zurecht in der „Horror“-Ecke oder unter „Dark Fantasy“.

David Nathan macht einen guten Job, auch wenn die von ihm gesprochenen Figuren sehr ähnlich klingen und er gerade bei längeren Beschreibungen den Eindruck erweckt, er liest ab. Was er natürlich auch macht, aber klingen sollte er dabei dennoch wie Charlie, der uns seine Geschichte erzählt. Und den Eindruck hatte ich nicht immer.

Er liest flott, wenn es um Beschreibungen geht und bietet etwas mehr Schauspiel vor dem Mikro, wenn es Dialoge zu vertonen gilt. Wenn es aber etwas extremer und wilder wird, zieht er die Handbremse an und geht nicht ganz aus sich heraus, was schade ist.

Ungekürzte Lesung auf 4 MP3-CDs mit 369 Tracks
Spieldauer: 26:44 Std.
Sprecher: David Nathan
Originaltitel: Fairy Tale
Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt
1. Auflage, September 2022
ISBN-13: 978-3837160413

www.randomhouse.de/randomhouseaudio

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