Die drei ??? und die feurige Flut (Band 148)

So langsam nähert sich die beliebte Jugendserie einem weiteren Jubiläum. Der 150. Fall der drei Detektive kündigt sich für Anfang 2010 an. Vor einigen Bänden stieß Kari Erlhoff als Neuzugang hinzu und erweitert somit den Kreis der derzeit aktiven ???-Autoren von Vier (Marx, Nevis, Sonnleitner, Vollenbruch) auf nunmehr Fünf. Der im September 2009 erstmals veröffentlichte Band „feurige Flut“ ist, folgt man der in Fankreisen mittlerweile etablierten Chronologie der EUROPA-Hörspiele, die Nummer 148 – Die Bücher aus dem Hause |Franckh-Kosmos| besitzen nämlich keinerlei Nummerierung, das war schon in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts so. Als weitere Remineszenz an diese Zeiten darf auch das neuerliche Auftauchen einer alten Bekannten gelten, welche den Jungs seinerzeit fast den letzten Nerv raubte.

Zur Story

Allie Jamison ist wieder in der Gegend. Derzeit wohnt sie bei ihrer leicht spinnerten Tante Patricia Osborne (bekannt aus dem Fall „Singende Schlange“), die mittlerweile in eine Art Zauberer-WG gezogen ist. Dort liegt auch das Problem. Das eigentlich vollkommen Esoterik resistente Mädel hat dem Sohn des Haus-Alchimisten bei einer Schummelei geholfen. Emerald Pendragon sollte eine Art Hausaufgabe lösen, welche ihm sein Vater gestellt hatte. Doch statt sich die Ergebnisse selbst zu erarbeiten, schaute er zusammen mit Allie lieber heimlich in dessen Aufzeichnungen nach. Der alte Herr hatte dies aber offensichtlich berücksichtigt und seine Manuskripte „verflucht“. Obwohl Allie nicht an dergleichen glaubt, ging es ihr und Emerald beim Versuch, das Buch einzusehen, körperlich plötzlich schlagartig schlecht.

Nun sucht sie die Hilfe der drei Fragezeichen, denn Allie ist nun trotz aller Skepsis übernatürlichen Wirkens gegenüber doch fast überzeugt davon, dass sie und Emerald beim nächsten Vollmond – wie in der Warnung des alten Pendragon nebulös angedeutet – sterben werden. Sofern der Junior nicht ein knackiges Rätsel seines alten Herrn löst, welches ihm (und Allie) ein Gegenmittel beschert. Nur: „Emmi“ ist erstens eine ziemliche Niete und überdies gesundheitlich arg angeschlagen. Natürlich schließt Justus einen Fluch von vornherein kategorisch aus und man beginnt sich vor Ort ein genaueres Bild zu verschaffen. Irgendetwas anderes ist in diesem merkwürdigen Haus ebenfalls im Gange und es scheint angebracht, dessen schräge Bewohner allesamt einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Eindrücke

Während das Coverbild einen eindeutigen Bezug zur Handlung hat, ist der eigentliche Titel des Falles nicht recht nachvollziehbar. Die „feurige Flut“ ist ein eher unbedeutender (jedoch auch unerfreulicher) Effekt einer Nebenhandlung, welche den Namen im Prinzip nicht mal verdient. „Alchimistenfluch“ wäre ein wesentlich griffigerer Name für diese Folge gewesen – und dabei nicht minder publikumswirksam. Lassen wir das aber mal ruhig Sache der Marketingstrategen sein, die werden dafür schließlich gut bezahlt, und wenden uns dem Inhalt zu. Daran gibt es erfreulicherweise nichts wirklich zu bemängeln, wobei insbesondere die Reanimation alt gedienter Figuren aus den Anfangsjahren der Serie sicher eine heikle Angelegenheit ist. Die exzentrische Allie kennt man aus den Fällen „Singende Schlange“ und „Silbermine“.

Aber nicht nur Allie sowie Chauffeur Morton schaffen es in die „Neue Ära“. Kari Erlhoff beweist Fingerspitzengefühl und rettet gleich noch ein weiteres Stück Nostalgie aus den Sechzigerjahren in die Neuzeit. Es handelt sich dabei um Justus‘ legendäre Peilsender mit Spracherkennung, welche hier noch einmal zu Ehren und Einsatz kommen. Und als sei dies der Lobhudelei noch nicht genug, ist auch das Strickmuster im positiven Sinne altmodisch. Ein Wort-Rätsel, undurchsichtige (teils herrlich verschrobene) Charaktere und ein recht origineller Schauplatz sorgen für ein unterhaltsames Ambiente. Ein bisschen erinnern Haus und Bewohner sogar an Hogwarts aus den Harry Potter Romanen. Ganz nebenbei lernt die eigentlich angepeilte, jugendliche Zielgruppe – nein, keine Zaubertricks – sondern etwas recht handfestes über praktisch angewandte Chemie.

Fazit

Abgesehen vom ziemlich beknackten, weil irreführenden Titel des Bandes, ist die „feurige Flut“ eine gelungene Story alter Schule und Prägung. Was uneingeschränkt als Lob verstanden werden darf. Kari Erlhoff trifft die Essenz der drei Fragezeichen hier exakt und findet eine flotte, humorvolle Mixtur aus klassischen Elementen und Figuren sowie modernem Einschlag. Eine Tugend der „alten Fälle“ war auch stets ein Schuss pädagogischer Mehrwert, dieser tritt hier auch seit Langem mal wieder deutlicher zu Tage. Insgesamt eine runde Geschichte, die nicht nur ???-Fans Spaß machen dürfte.

Die Buchdaten auf einen Blick:

„Die drei ??? und die feurige Flut“ – Band 148
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Kari Erlhoff
Franckh-Kosmos, 2009
Cover Illustration: Silvia Christoph
Redaktion: Martina Zierold
128 Seiten Hardcover
ISBN-13: 978-3-440-11876-4