Schlagwort-Archive: Robert Charles Wilson

Robert Charles Wilson – Bios. SF-Roman

Das Geheimnis der Isis

Als Wissenschaftler von der Erde erforschen, ob der nur wenige Lichtjahre entfernte Planet Isis für eine Besiedlung geeignet ist, erleben sie eine böse Überraschung: Die Biosphäre dieser bizarren Welt setzt sich zur Wehr. Mikroorganismen entwickeln sich zu gefährlichen Killern, denen ein Großteil der Expeditionsteilnehmer zum Opfer fällt. Wird dem Expansionsstreben des Menschen hier ein für alle Mal eine Grenze gesetzt – oder birgt Isis ein größeres Geheimnis, das unser Verständnis vom Universum völlig verändert? (Verlagsinfo) „Bios“ ist ein wissenschaftlich fundierter und recht spannend geschriebener SF-Roman: ein wahrer Bio-Thriller.

Robert Charles Wilson – Bios. SF-Roman weiterlesen

Robert Charles Wilson – Die Chronolithen

Invasion aus der Zukunft

Auf der Erde tauchen einer nach dem anderen gigantische Obelisken aus unzerstörbarem Material auf. Die Inschrift verkündet den Sieg eines gewissen Kuin im Jahre 2041 – 20 Jahre in der Zukunft. Ist dieser Kuin ein Welteroberer, der zusätzlich auch die Zeit bezwungen hat? Oder ein Messias, der sein Kommen auf zerstörerische Weise ankündigt? Und was hat Programmierer Scott Warden mit den Dingern zu tun?

Der Autor

Robert Charles Wilson, geboren 1953, lebt mit seiner Familie in der Nähe des kanadischen Toronto. Laut Verlag zählt er zu den „bedeutendsten Autoren der modernen Science-Fiction“. Eine Einschätzung, die ich nicht teile. Immerhin erhielt er einmal den |Philip K. Dick Award| für das beste SF-Taschenbuch und einmal den |John W. Campbell Award|, ein Preis für Newcomer, für „Die Chronolithen“. Eine Auszeichnung mit dem |Hugo Gernsback| oder dem |Nebula Award| fehlt in dieser Liste, aber er stand öfters unter den Nominierten. Seinen Roman „Darwinia“ habe ich hier ebenfalls rezensiert.

Spin-Trilogie

Spin, Tor 2005, ISBN 0-765-30938-6
Spin, Heyne 2006, Übersetzer Karsten Singelmann, ISBN 3-453-52200-1
Axis, Tor 2007, ISBN 0-765-30939-4
Axis, Heyne 2008, Übersetzer Karsten Singelmann, ISBN 3-453-52335-0
Vortex, Tor 2011, ISBN 978-0-7653-2342-2
Vortex, Heyne 2012, Übersetzer Marianne und P. H. Linckens, ISBN 978-3-453-52898-7
Magic Time
3. Ghostlands, Eos / HarperCollins 2004, ISBN 0-06-105070-9 (mit Marc Scott Zicree)

Einzelromane

A Hidden Place, Bantam Spectra 1986, ISBN 0-553-26103-7
Memory Wire, Bantam Spectra 1988, ISBN 0-553-26853-8
Gypsies, Doubleday Foundation 1989, ISBN 0-385-24933-0
The Divide, Doubleday Foundation 1990, ISBN 0-385-26655-3
A Bridge of Years, Doubleday Foundation 1991, ISBN 0-385-41937-6
Bis ans Ende aller Zeit, Goldmann 1994, Übersetzer Michael Kubiak, ISBN 3-442-42012-1
auch: Chronos, Heyne 2008, ISBN 978-3-453-52448-4
The Harvest, Bantam Spectra 1993, ISBN 0-553-09123-9
Mysterium, Bantam Spectra 1994, ISBN 0-553-37365-X
Darwinia, Tor 1998, ISBN 0-312-86038-2
Darwinia, Heyne 2002, Übersetzer Hendrik P. und Marianne Linckens, ISBN 3-453-19659-7
Neuveröffentlichung: Februar 2010, ISBN 978-3-453-52646-4
Bios, Tor 1999, ISBN 0-312-86857-X
Bios, Heyne 2003, Übersetzer Hendrik P. und Marianne Linckens, ISBN 3-453-86360-7
The Chronoliths, Tor 2001, ISBN 0-312-87384-0
Die Chronolithen, Heyne 2005, Übersetzer Hendrik P. und Marianne Linckens, ISBN 3-453-52105-6
Blind Lake, Tor 2003, ISBN 0-765-30262-4
Quarantäne, Heyne 2007, Übersetzer Karsten Singelmann, ISBN 3-453-52316-4
Julian Comstock: A Story of 22nd-Century America, Tor 2009, ISBN 978-0-7653-1971-5
Julian Comstock, Heyne 2009, Übersetzer Hendrik P. und Marianne Linckens, ISBN 978-3-453-52566-5
Burning Paradise, Tor 2013, ISBN 978-0-7653-3261-5
Kontrolle, Heyne 2017, Übersetzer Friedrich Mader, ISBN 978-3-453-31658-4
The Affinities, Tor 2015, ISBN 978-0-7653-3262-2
Netzwerk, Heyne 2017, Übersetzer Friedrich Mader, ISBN 978-3453316577
Last Year, Tor 2016, ISBN 978-0-7653-3263-9

Handlung

Scott Warden ist ein Programmierer, der gerade mit seiner Frau Janice und seiner kleinen Tochter Kaitlin Urlaub in Thailand macht. Da ereignet sich etwas in der Weltgeschichte Unerhörtes ganz in der Nähe. Ein 70-Meter-Obelisk erscheint aus dem Nichts und macht mit seiner Druckwelle den umliegenden Wald platt. Mit seinem Kumpel Hitch Paley, einem Drogenhändler, macht sich Scott auf den Weg, den Obelisken zu besichtigen, bevor die Gegend vom Militär zur Sperrzone erklärt wird. Bei seiner Abfahrt macht er einen schweren Fehler: Er sagt Janice nicht, wo er hingeht. Als er am nächsten Tag zurückkehrt, ist sie weg.

Der Obelisk selbst ist ziemlich beeindruckend. In seiner Umgebung ist es saukalt, als sauge er Energie ab. Die Inschrift kann niemand vollständig entziffern, bis auf eine Zahl: 2041 – genau 20 Jahre in der Zukunft und einen Namen: Kuin. Ein zweites Merkmal ist unübersehbar: das Antlitz von Kuin ist eingraviert. Kuin verkündet seinen Sieg über das Land, das er unterworfen habe. Das Gegenteil eines Mahnmals.

Das Omen wird nicht das letzte sein: Wenige Tage später macht ein weiterer Obelisk Bangkok platt, dann folgen Macao, Taipeh und Sapporo, schließlich Istanbul, Kairo und sogar Jerusalem. Weitere Obelisken tauchen in China auf: Sie zerstören einen Staudamm am Gelben Fluss, was eine zerstörerische Flutwelle zur Folge hat. Der chinesische Versuch, einen der Obelisken mittels Atomrakete zu beschädigen, schlägt fehl. Lediglich die Umgebung wird radioaktiv verstrahlt. Die Weltwirtschaft gerät in eine schwere Krise, weil riesige Märkte wegbrechen. Und das Klima verändert sich.

Back in the U.S.A.

Nachdem der Geheimdienst Scott freigelassen hat, sieht er seine Familie erst in den USA wieder. Dort erklärt ihm Janice, was er alles falsch gemacht. So ungefähr alles. Kait hatte eine lebensbedrohliche Ohreninfektion und musste dringend ins Krankenhaus – wo war da Scott? Wo war er, als Frau und Kind wieder ausreisen konnten? Scott kann von Glück sagen, dass er wieder einen Job als Programmierer bekommt, in Minneapolis.

Jahre später, nach eindrucksvoller Pionierarbeit, wird er urplötzlich gefeuert. Seine Frage nach dem Grund wird von seiner ehemaligen Dozentin Sulamith Chopra beantwortet. Sie ist der führende Kopf der Chronolithenforschung und will ihn als Programmierer, um ihre Computermodelle auf Vordermann zu bringen. Sie kann messen, wo der nächste Obelisk „landen“ wird. Endlich befindet sich Scott mitten in der wichtigsten Anstrengung der Menschheit, um gegen die Bedrohung durch die Kuin-Chronolithen vorzugehen. Das beschäftigt ihn die nächsten Jahre, wobei besonders der Jerusalem-Kuin ein denkwürdiges Ereignis bereithält.

Allerdings hat er nicht mit Abtrünnigen aus der eigenen Familie gerechnet…

Mein Eindruck

„Chronolithen“ ist ein Invasionsroman der besonderen Art. Die Eroberung der Erde erfolgt nicht nur von keinem erkennbaren Ort, sondern nur aus der Zukunft. Das macht die Bekämpfung ziemlich schwierig, um nicht zu sagen: unmöglich. Doch in den rund 20 Jahren, die der Erzählzeitraum umfasst, gelingt es Sulamith Chopra, einen Grenzfaktor herauszufinden, bei dessen Überschreiten ein Obelisk instabil wird. Man muss nur ein kleines bisschen nachhelfen, und schon kracht der Obelisk zu Boden.

Second Coming

So weit zumindest die Theorie. Doch die menschliche Psyche ist ein wunderbares und schauriges Ding, und so kann es nicht ausbleiben, dass das angekündigte Erscheinen von Kuin, dem großen Eroberer, seine Schatten weit vorauswirft. Wie würden sich Gläubige und Ungläubige verhalten, wenn sie erführen, dass Jesus Christus ein zweites Mal auf der Erde auftauchen würde, das berühmte „Second Coming“?

Genau wie bei Kuin würde sich ein mehr oder weniger militantes Lager der Unterstützer und eines der Gegner bilden. Sie würden einander bis aufs Blut bekämpfen, wenn sie es als notwendig erachten – und dabei ist der Messias noch nicht einmal erschienen. Das Gleiche würde vermutlich passieren, wenn die Menschen erführen, dass es einen zweiten 11. September geben wird.

Das Portillo-Ereignis

Dementsprechend bildet sich weltweit ein Lager der Kuinisten, und ein besonders militanter Ableger etabliert sich in Texas, an der Grenze zu Mexiko, wo es einfacher ist, Waffen und Menschen zu schmuggeln. Dort unten erlebt Scotty erstmals, was es bedeutet, unter Kuinisten zu geraten. Sie haben sich bei dem Städtchen Portillo versammelt, wo sie wie bei einem Open-Air-Konzert ihre Zelte aufstellen, während die Medien und Wasserverkäufer sie umschwärmen. Sie alle warten auf den von Sue Chopra angekündigten Obelisken, haben aber keine Ahnung, auf was sie sich gefasst machen müssen.

Scotty, geführt von Hitch Paley, hat Ashlee dabei, die Mutter eines verschwundenen Jungen namens Adam Mills. Als es Hitch gelingt, Adam in der Zeltstadt aufzustöbern, muss Ashley erkennen, dass es ihr unmöglich ist, ihren kuinistischen Sohn zurückzuholen. Er benimmt sich vielmehr so, als seien ihm sie und ihresgleichen herzlich gleichgültig. Die Bücher, die er gelesen hat, begrüßen das Kommen Kuins ausdrücklich als Chance für die Menschheit, eine Veränderung herbeizuführen, um der allgegenwärtigen Misere ein Ende zu bereiten. Dabei lassen die Autoren geflissentlich außer Acht, dass es Kuins Obelisken waren, die diese Misere herbeigeführt haben.

In Adams Gruppe befindet sich auch Scottys eigene Tochter Kaitlin, nach der er verzweifelt gesucht hat. Er rettet sie aus diesem Höllenloch, doch da ist sie bereits sehr krank und wird einen irreversiblen Schaden davontragen: Sie wird unfruchtbar. Es sind Ereignisse wird die Portillo-Erscheinung, durch die der Leser an der Geschichte Anteil nimmt. Solche Dinge lassen einen nicht kalt und können von jedem – zumindest ansatzweise – nachvollzogen werden. Dass dies noch nicht das Ende der Gräueltaten bedeutet, darf ich ruhig verraten, und empfindsame Leser seien gewarnt.

Soft Science

Im Vordergrund stehen also nicht die naturwissenschaftlichen Entdeckungen, die wie in der frühen SF dem Menschen zur Bewältigung sämtlicher Schwierigkeiten verhelfen, sondern vielmehr die allzu menschlichen, psychologischen und weltpolitischen Probleme, die sich aus der Invasion durch die Kuin-Obelisken ergeben.

Das ist allerdings nicht so spannend, wie es sich vielleicht anhört. Vielmehr geschieht ziemlich wenig, denn der Autor – und wohl auch sein Erzähler Scotty – kennt sehr wohl den chinesischen Fluch: „Mögest du in interessanten Zeiten leben!“ Scotty versucht vielmehr, sich aus den „interessanten Zeiten“ herauszuhalten, nachdem er seinen Beitrag geleistet hat. Aber wie Sue Chopra klar erkannt hat, ist er ein Teil der Verbindung aus Ereignissen, die sie in ihrem Physiker-Kauderwelsch als „Tau-Turbulenz“ bezeichnet (alle Fachbegriffe wurden übersetzt, keine Sorge). Folglich ist er an den entscheidenden Ereignissen beteiligt, auch als der erste Obelisk auf dem Boden der USA erscheint.

Es sind auf eine perfide Weise eben diese „Landungen“, die für die Action im Buch sorgen, angefangen von der ersten in Chumpon bis zur letzten in Wyoming. Sie bilden sozusagen die Spannungsspitzen in einem weiten Tiefland aus weitaus weniger spannenden menschlichen Interaktionen. Deshalb hat der Autor auch dafür gesorgt, dass der Aufbau einer solchen Spannungsspitze möglichst sorgfältig und langsam erfolgt. Ist es dann endlich so weit, hinterlässt die Katastrophe einen umso nachhaltigeren Eindruck. Um die Wirkung nicht abzuschwächen, finden nur sehr wenige solcher „Landungen“ statt, von denen Scotty uns berichtet.

Die Übersetzung

Obwohl ich mit mancher stilistischen Wortwahl nicht ganz einverstanden war, habe ich die Übersetzung durch die beiden Linckens, die schon lange für |Heyne| arbeiten, als sehr kompetent und leserfreundlich empfunden. Nicht nur gibt es keine offensichtlichen Fehler, sondern auch jeder Begriff, der etwas schwieriger oder unvertrauter sein könnte, wird in einer Fußnote erklärt. Das betrifft nicht nur Bezeichnungen aus der Quanten- und Kernphysik, sondern auch so einfache Dinge wie den deutschen Titel von „A Christmas Carol“ von Charles Dickens.

Dieses berühmte Buch ist für die Geschichte insofern wichtig, weil darin Scrooge, der Geizhals, dem Geist der ZUKÜNFTIGEN Weihnacht begegnet. Und er fragt ihn, ob diese Dinge geschehen MÜSSEN oder geschehen KÖNNEN. Das ist natürlich für den Umgang mit den Chronolithen von großer Bedeutung. Ist die Eroberung durch Kuin und seine Voraus-Truppen unabwendbar — oder kann jeder Einzelne von uns einen kleinen Unterschied bewirken?

Unterm Strich

Dies ist wohlgemerkt ein Invasionsroman, aber man sollte Robert Charles Wilson nicht in einen Topf mit seinem Kollegen John Ringo werfen, der ja auch sehr erfolgreich Invasionen verheerenden Ausmaßes stattfinden lässt. Wo Ringo Herrscharen von Soldaten und Söldnern auf böse, böse Aliens treffen lässt, inszeniert Wilson ein Drama ganz anderer Art. Wenn auch beide Autoren das Ende gut ausgehen lassen, so verläuft der Weg dahin doch völlig verschieden. Wilson legt mehr Wert auf die Schilderung des menschlichen Dramas in wenigen fein gezeichneten Figuren, Ringo scheint mehr Wert auf die Action zu legen: je bombastischer, desto besser.

Wilson schreibt so gut wie sein Landsmann Robert J. Sawyer, den ich sehr schätze, gelingt es Sawyer doch, interessante Ideen auf verständliche und unterhaltsame Weise auszubreiten, zu entwickeln und zu einem stets interessanten Ende zu führen. Man hat ihn einmal als legitimen Nachfolger von Isaac Asimov bezeichnet – kein übler Vergleich. Leider ist Sawyer ungleich weniger erfolgreich als der gute Doktor. In der gleichen Liga spielt John Barnes, der zur Zeit bei |Festa| verlegt wird.

Wilsons Roman eignet sich als weniger für Actionfreunde und mehr für Leute, die lieber denken und empfinden möchten. Die Übersetzung ist kompetent und in vielerlei Hinsicht hilfreich. Das Einzige, was mich gestört hat, ist die Schriftgröße: Hiermit hat der Verlag offensichtlich Seiten geschunden, und was sich nun auf 430 Seiten ausbreitet, hätte man vor 20 oder 30 Jahren auf lediglich 200 Seiten untergebracht.

Taschenbuch: 720 Seiten.
Originaltitel: The Face, 2003
Aus dem US-Englischen von Bernhard Kleinschmidt.
ISBN-13: 978-3453521056

www.heyne.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Robert Charles Wilson – Darwinia. Zukunftsroman

Europa ist verschwunden, das British Empire existiert nicht mehr, es schlägt die Stunde der Neuen Welt: Der Kontinent Darwinia, der an der Stelle der Alten Welt aufgetaucht ist, lädt zur Erkundung ein. Dieser Roman vereinigt Elemente aus Büchern von Joseph Conrad, Stephen King und Arthur C. Clarke zu einer ganz eigenen, faszinierenden Mischung.

Der Autor

Robert Charles Wilson wurde 1953 in Kalifornien geboren und lebt in Toronto. Er gehört seit seinem mehrfach preisgekrönten Roman „Darwinia“ zu den bedeutendsten Science-Fiction-Autoren der Gegenwart. Für diesen Roman erhielt er den Philip K. Dick Award für das beste Science-Fiction-Taschenbuch. Er schrieb auch den Bio-Thriller „Bios“ (1999), der bei uns Anfang 2003 erschien.

Robert Charles Wilson – Darwinia. Zukunftsroman weiterlesen

Robert Charles Wilson – Julian Comstock. Zukunftsroman

Was wäre, wenn in den USA ein neuer Bürgerkrieg ausbricht … Infolge einer Wirtschaftskrise greift eine religiöse Clique nach der Macht in Washington – mit verheerenden Konsequenzen: Das Land versinkt in einem Bürgerkrieg, der auf frappierende Weise an den letzten erinnert. Und inmitten der Wirren dieses Krieges findet sich Julian Comstock wieder, Held wider Willen und möglicher Schlüssel für eine neue Art der Zivilisation … (Verlagsinfo)

Der Autor

Obwohl Robert Charles Wilson 1953 in Kalifornien geboren wurde, lebt er seit vielen Jahrzehnten in Kanada. Als SF-Autor wurde er bereits 1975 erstmals veröffentlicht; sein Debüt, die Kurzgeschichte „Equinocturne“, zeichnete er als „Bob Chuck Wilson“.

Weitere Storys und 1986 „A Hidden Place“, Wilsons erster Roman, folgten. Aufgrund seiner originellen Plots, der sorgfältigen Figurenzeichnung sowie eines ebenso anspruchsvollen wie lesbaren Stils erfreuten sich dieser und Wilsons nächste Romane steigernder Beliebtheit bei den Lesern. Dass die Kritiker ebenso begeistert waren, verdeutlicht ein wahrer Preisregen, der sich über Wilson bzw. seine Werke ergoss.

Website: http://www.robertcharleswilson.com

Das geschieht:
Robert Charles Wilson – Julian Comstock. Zukunftsroman weiterlesen

[NEWS] Robert Charles Wilson – Netzwerk

Aus diesem Netz entkommst du nicht

Das Leben des jungen Grafikdesigners Adam Fisk erfährt eine entscheidende Wende, als er sich eines Tages einem Persönlichkeitstest bei der Firma Inter Alia unterzieht. Die hat ein Computersystem entwickelt, mit dessen Hilfe sich ermitteln lässt, welche Menschen besonders gut miteinander kooperieren können, und bringt die Probanden in sogenannten Netzwerken zusammen. Auch Adam wird so einem Netzwerk zugeordnet, doch was sich anfangs wie eine paradiesische Form des sozialen Miteinanders anfühlt, wird bald zum tödlichen Albtraum … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 384 Seiten
Originaltitel: The Affinities
Heyne

[NEWS] Robert Charles Wilson – Kontrolle

Amerika im Jahr 2014. Die achtzehnjährige Cassie lebt in einer scheinbar perfekten Welt: Seit hundert Jahren herrscht Frieden, es gab keine Wirtschaftskrisen und keine Anschläge am 11. September 2001. Stattdessen regieren Wohlstand und soziale Sicherheit. Doch der Preis für das schöne Leben ist hoch: Was es nämlich ebenfalls nicht gibt, sind Fortschritt und Freiheit, denn die Menschen werden seit Jahrzehnten von einer außerirdischen Spezies kontrolliert. Als Cassie eines Tages hinter das Geheimnis ihrer heilen Welt kommt, gerät sie in Lebensgefahr … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Burning Paradise
Heyne

Wilson, Robert Charles – Spin

_SF-Veteran aus Kanada,_

der in Deutschland bisher kaum eine Schlacht liefern konnte: Seit 1986 hat Robert Charles Wilson 12 Romane auf die Science-Fiction-Fraktion losgelassen (und einen Kurzgeschichten-Band), er war mehrfach für den Hugo-Award nominiert, aber auch für den World Fantasy-Award, den Nebula-Award und den Aurora-Award.

Nach Deutschland haben es bisher nur fünf Romane geschafft – drei davon sind vergriffen: „Bis ans Ende aller Zeit“, „Darwinia“ und „Bios“. Die zwei erhältlichen Werke haben wir nun dem |Heyne|-Verlag zu verdanken, er hat sich dem 2001 erschienenen [„Die Chronolithen“ 1816 angenommen und veröffentlicht nun „Spin“, das aktuellste Werk des kanadischen Ideenjongleurs.

_Lights out, Everybody!_

Hätte Gott das vom Himmel geschrieen, hätten sich Tyler Dupree und die beiden Lawton Zwillinge vielleicht nicht so sehr den Kopf zerbrochen, als in einer Nacht unbekannten Datums plötzlich die Sterne vom Himmel verschwanden. So aber steht die Welt Kopf: Wer hat die Sterne ausgesperrt? Was ist die Ursache? Wird die Sonne am nächsten Tag überhaupt wieder aufgehen? Aber der Reihe nach:

Tyler Dupree ist eigentlich ein ganz einfacher Bursche von durchschnittlicher Intelligenz, er lebt mit seiner Mutter in einem kleinen Bungalow neben dem imposanten Lawton-Haus, von jedem nur „Das Große Haus“ genannt. Tylers Mutter jedenfalls arbeitet im „Großen Haus“ als Haushälterin, und Tyler selbst befreundet sich mit Jason und Diane Lawton. Die Zwillinge sind die Nachkommen von Carol, einer depressiven Alkoholikerin, und von E.D. Lawton, einem herrschsüchtigen Industrie- und Forschungsmagnaten, der vor allem in Luft- und Raumfahrt große Erfolge erzielen konnte.

Tyler ist so eng mit den beiden Lawtons befreundet, dass er den Druck miterlebt, den E.D. auf seinen Sohn ausübt, aber auch den Schmerz von Diane Lawton, weil sie von ihrem Vater nur kühle Gleichgültigkeit zu spüren bekommt. Gerade als die ersten Knospen der Pubertät in der Beziehung zwischen Jason und Diane erblühen, gehen die nächtlichen Lichter aus, die Erde wird vom sogenannten Spin eingehüllt.

Für Jason wird der Spin zur Besessenheit. Zusammen mit seinem Vater ist er auf der Suche nach einer Erklärung für die Erscheinung, auf der Suche nach den „Hypothetischen“, welche die Fäden hinter den Kulissen ziehen müssen. Diane hingegen wird von einer tief greifenden Furcht erfasst, was die Hypothetischen betrifft, ihre Suche nach Antworten bringt sie auf religiöse Pfade, in das Jagdrevier seltsamer Sekten, die seit dem Spin wie Schimmelpilze wuchern.

Tyler selbst betrachtet die Geschehnisse mit einiger Distanz, er gewöhnt sich, wie der Rest der Welt, an die verschwundenen Sterne, beginnt ein Medizinstudium und arbeitet fortan als Arzt im Forschungsinstitut von Jason Lawton. Der versorgt ihn dabei stets mit brandneuen Informationen über den Spin: Erste Sonden wurden durch die Spinmembran ins All geschossen und ihre Messergebnisse sind so unglaublich wie weitreichend für die Forschung und die gesamte Welt. So ist Tyler immer ein Teil der wahnwitzigen Projekte, die Jason durchführt, und darf als Erster von den Erkenntnissen kosten, die diese Projekte hervorbringen. Dann allerdings kippen die Verhältnisse, Jason erkrankt, die religiöse Erlösung bleibt aus und allmählich scheint das Ende der Welt unvermeidlich …

_John Irving auf dem Science Fiction Trip_

Man sieht es vielleicht an obiger Zusammenfassung: „Spin“ legt einen unglaublichen Wert auf Figuren und deren Schicksale. Wilson beobachtet die einzelnen Charaktere mit der Lupe und verfolgt auch alle Nebenströmungen ihrer Entwicklung bis zur letzten Seite. Ähnlich wie John Irving beschreibt er selbst so profane Dinge wie ein jugendliches Fahrradrennen vollkommen lebensecht und spritzig, er lässt die Persönlichkeit der Figuren dabei sichtbar werden und vermittelt gleichzeitig die Melancholie der vergänglichen Jugend – Beeindruckend!

Auch auf die Entwicklung der Welt nach dem Spin hat er ein scharfes Auge: welche Bewegungen entstehen, warum tun sie das, in was für Splittergruppen zerfallen sie, kurzum, wie sieht er denn aus, der Mensch des Post-Spin, der Bürger einer Welt, die sich von einer unbekannten Macht vom Universum ausgesperrt fühlt? Dazu starrt „Spin“ geradezu vor tiefen, philosophischen Überlegungen, in schöne Bilder verpackt und ernsthaft vorgetragen. Wilsons Sprache überhaupt ist überdurchschnittlich: flotte Dialoge, floskelfreie Vergleiche und treffsichere Metaphern; sogar Rückblenden weiß Wilson spannungssteigernd einzusetzen (Anfangs jedenfalls, aber dazu kommen wir später) – Wunderbar!

_Geduldsprobe für den Ideensüchtigen._

Der Science-Fiction-Fan allerdings wird schon längst unruhig auf dem Stuhl herumrutschen: Familienchronik, Sozialfiktion, treffende Vergleiche und philosophische Ausschweifungen – schön und gut, aber wo verdammt noch mal bleibt die Science-Fiction?! Eine berechtigte Frage. Nun sollen an dieser Stelle keine falschen Vorstellungen entstehen: Das Geheimnis um den „Spin“ und die „Hypothetischen“ steht immer im Raum, es wird auf Hardcore-Ebene diskutiert, es gibt wahnwitzige Experimente, unglaubliche Erkenntnisse und eine visionäre Idee hinter allem … aber all das ist eben nur Hintergrundbeleuchtung für die Familiengeschichte um die Lawtons und ihren Kumpel Tyler Dupree.

Wo sich der Charakter-Fan an zahlreichen Details laben kann, entwickeln sich die Science-Fiction-Elemente mit der Geduld wandernder Kontinente. Ja, Tylers Beziehung zu Diane ist zwiegespalten, ja, die zu Jason auch. Ja, die Welt regt sich über den Spin auf, ja, der Spin hat unterschiedlichste Auswirkungen auf unterschiedlichste Kulturen. Seufz. Wie Wüstenforschung ist das. Nebensächlichkeiten (aus phantastischem Blickwinkel) in dünenhaftem Überfluss, schön arrangiert, meisterlich fast, aber so trocken, dass der Science-Fiction-Leser fast verdurstet. Gott sei Dank gibt es doch ein paar Ideen-Oasen, aber so erfrischend sie auch sein mögen, sie sind schnell leer getrunken und müssen lange vorhalten.

Die Rückblenden sind dabei zweifelhafte Verbündete: Wo sie am Anfang des Buches noch Spannung erzeugen, weil sie die vorstellungssprengenden Ausmaße des Spins andeuten, nehmen sie später Dinge vorweg, die sich dann im „normalen Zeitfluss“ der Story erst entwickeln müssen.

_Alles eine Frage der Zielgruppe._

Wer also Richard Morgan oder John Clute auf seinem Einkaufszettel stehen hat, sollte sich nur mit äußerster Vorsicht an „Spin“ heranwagen; auch wenn die Auflösung schon etwas hermacht, ist der Weg dorthin ein quälend langer. Als Alternative kann ich da nur „Quarantäne“ von Greg Egan empfehlen, sozusagen eine Ultra-Hardcore-Version von „Spin“ – qualmender Schädel und entrücktes Weltverständnis garantiert!

Wer bei der Erwähnung von John Irving große Augen bekommen hat, muss allerdings ebenfalls aufpassen: Mit Irvings Figuren kann Wilson nicht mithalten. Zwar geht er gewaltig in die Tiefe, aber trotz all des beeindruckenden Schmuckwerks sind die Basischaraktere schon ein wenig Klischee (der hyperbegabte Sohn, der vom strengen Vater zu Höchstleistungen angetrieben, aber nie gelobt wird, usw.) Außerdem: Science-Fiction-Anfänger könnten bei diversen Fachdiskursen um „autokatalytische Rückkopplungsschleifen“ schon dem Bedürfnis erliegen, nach der Aspirin-Packung zu greifen.

Wer nun aber genau zwischen diesen beiden Extremen existiert und sich für eine Familienchronik erwärmen kann, die mit mittelharter Science-Fiction serviert wird, der hat 550 Seiten anspruchsvolles Lesevergnügen vor sich.

Mutige Sache, Mr. Wilson! An wahrer Qualität scheiden sich eben immer die Geister.

Homepage des Autors: http://www.robertcharleswilson.com/
http://www.heyne-verlag.de
[„Die Chronolithen“ 1816
[„Darwinia“ 92

Robert Charles Wilson – Die Chronolithen

Wer ist Kuin?

Wissen Sie das? Nein? Nun, keiner weiß, wer Kuin ist. Aber jeder kennt ihn. Seit dem Tag, an dem der erste „Chronolith“ im thailändischen Chumphon erschien. Ein blauer Obelisk aus einem unbekannten, nicht analysierbaren und anscheinend auch unzerstörbaren Material mit einer Inschrift, die den Sieg der alliierten Streitkräfte Kuins über Süd-Thailand und Malaysia preist – am 21. Dezember 2041. Zwanzig Jahre in der Zukunft. Spätestens aber, nachdem ein wesentlich größeres Exemplar in Form einer stilisierten menschlichen Gestalt explosionsartig Bangkok entkernt und zahllose Todesopfer gefordert hat. Und das war erst der Anfang …

Robert Charles Wilson – Die Chronolithen weiterlesen