Detlef Wienecke-Janz (Hrsg.) – Lexikon der Zauberwelten

Wissen.de, das größte europäische Netzportal für lexikalisches Wissen und Bildung (zur Bertelsmanngruppe gehörend), hat eine Reihe eigener Bücher herausgebracht, bei denen es sich um Lexika oder Denksport-Bände handelt und die durch ihre Darstellungsform ebenso wie die Webseite gerade für die jüngere Leserschaft sehr reizvoll sind. „Lexikon der Zauberwelten – Gandalf & Co.“ widmet sich dem Bereich der Phantasie und Mythologie in einer modernen, optisch wie inhaltlich sehr ansprechenden Form und bereichert Buchsammlung wie Rundumbildung jedes Liebhabers von Fantasy, Science-Fiction oder Mythen.

Das mit einem einstimmenden Vorwort versehene Lexikon – das erfreulicherweise nicht im üblichen Stichwortjargon anderer Lexika daherkommt, sondern durchweg gut lesbar ist – wagt einen Rundumschlag, der die Bereiche Literatur, Film, Computerspiele, Brettspiele, Rollenspiele, Sagen und Mythologien umfasst und somit breit gefächert zum gezielten Nachschlagen, aber auch neugierigen Stöbern einlädt. Dabei wird teilweise in längeren Ausführungen auch ins Detail gegangen, größtenteils aber ist man dem Grundprinzip eines Lexikons treu geblieben und beschränkt sich auf wesentliche, knappe Darstellungen für einen inhaltlichen Überblick zum Stichwort. Das wirkt zum Teil, wie beispielsweise bei mythologischen Gestalten, etwas oberflächlich und fordert gewiss an einigen Stellen eine etwas gründlichere Erklärung heraus, ist aber im Großen und Ganzen der strukturellen Ausrichtung solch eines Nachschlagewerkes angemessen. Außerdem werden mit dem Schreibstil, zahlreichen Farbbildern, ergänzenden Tabellen (z.B. für Listen der Bände eines Fantasy-Zyklus oder bestimmter wichtiger Autoren) und vielen Essays zu Kernthemen (vor allem die Mythologien der Haupt-Religionen seit der Antike betreffend) einige Besonderheiten geboten, das Gesamtbild aufgelockert und der Inhalt über den lexikalisch notwendigen Rahmen hinaus erweitert.
Einige Fehler im Lektorat sowie inhaltliche Wackligkeiten (beispielsweise im Artikel über Harry Potter) lassen die Notwendigkeit von etwas mehr Sorgfalt in der Darstellung erkennen.
Sehr lobenswert dagegen ist das Bemühen, nicht nur in der Moderne zu verbleiben und sich auf reine Unterhaltungsmedien zu beschränken, sondern die Ursprünge dieser Kunstgattung in der Vergangenheit von Traditionen und Überlieferungen zu beleuchten und Hintergründe darzustellen, auch wenn bei diesem Anspruch mehr Raum angebracht gewesen wäre, da zum einen unklar bleibt, nach welchen Kriterien bestimmte tragende Figuren weggelassen wurden und zum andren die Reduktion auf einige Schlagworte den mythologischen Gestalten und Gottheiten nicht zufrieden stellend gerecht wird.

„Lexikon der Zauberwelten“ ist dennoch – zumal zum ‚Kaufmichpreis’ von zehn Euro – eine unbedingte Empfehlung wert und gehört einfach in die Sammlung eines jeden Fantasy-Fans. Gerade für die derzeit durch „Harry Potter“ oder „Herr der Ringe“ aufkommende Interessewelle an dieser Thematik bietet das Buch den Neu- und Quereinsteigern eine ausgezeichnete Möglichkeit, tiefer in die Mysterien und die Faszination des Phantastischen einzutauchen, den Horizont zu erweitern, Neues zu entdecken (die Bücherwunschliste für Weihnachten dürfte nach dem Schmökern recht erheblich anwachsen) und die Zauberwelten menschlichen Geistes zu bereisen.

Taschenbuch: 240 Seiten