Cinda Williams Chima – „Der Dämonenkönig“ (Seven Realms 1)

The Seven Realms:

Band 1: „Der Dämonenkönig“
Band 2: „Das Exil der Königin“
Band 3: „Der Wolfsthron“ (16.07.2012)
Band 4. „The Crimson Crown“ (2012, noch ohne dt. Titel)

Eigentlich ist Han kein Ragger mehr. Er hat die Gang verlassen, um seine Schwester zu schützen. Ehrliches Geld ist allerdings nicht leicht verdient, nicht einmal mit Unterstützung der Clans in den Bergen. Als Han in Begleitung seines Freundes Dancer einen Zusammenstoß mit ein paar jungen Magiern hat, bringt ihn das in den Besitz eines Amuletts, das ganz offensichtlich gefährlich ist. Und auf einmal scheint Han, der Ärger ohnehin schon magisch anzieht, von einer Katastrophe in die nächste zu geraten!

Raisa, die Erbprinzessin des Königinnenreiches der Fells, steht derweil unmittelbar vor ihrer Namenstagsfeier, was in ihrem Fall nicht nur bedeutet, dass sie erwachsen und damit heiratsfähig ist, sondern auch, dass sie offiziell als Nachfolgerin ihrer Mutter eingesetzt wird. Aber schon die Vorbereitungen zu dieser Feier sind von dunklen Vorahnungen und bedenklichen Ereignissen überschattet …

Die Autorin lässt sich viel Zeit mit der Entwicklung ihres Plots, was eine Menge Gelegenheit für die Charaktere bedeutet, sich zu entfalten.

Han ist sozusagen auf der Straße groß geworden. Die harte Schule, durch die er gegangen ist, hat ihn zu einem geschickten und findigen Burschen gemacht, der außerdem über eine gehörige Portion Charme verfügt. Und dumm ist er auch nicht. Aber obwohl er eine Mutter und eine Schwester hat und jahrelang Anführer einer Gang war, scheint er nirgendwo so richtig dazuzugehören. Und dann sind da noch die silbernen Armreifen, die er nicht abnehmen kann …

Raisa weiß im Gegensatz zu Han genau, wo ihr Platz ist. Aber obwohl sie als die Erbprinzessin eine der höchstgestellten Personen des Reiches ist, hat sie zunehmend das Gefühl, dass ihr die Kontrolle über ihr Leben entgleitet. Das junge Mädchen, das eigentlich recht unbeschwert und lebenslustig ist, ist außerdem auch ziemlich durchsetzungsfähig, klug und mit wachen Instinkten gesegnet.

Der obligatorische Bösewicht gehört in die Kategorie der Intriganten. Er verfolgt seine Ziele aus dem Hintergrund und wirkt so zunächst einmal vor allem arrogant. Die übrigen Eigenschaften, wie Ehrgeiz, Grausamkeit und Skrupellosigkeit, zeigen sich erst allmählich. Obwohl er dadurch nicht ganz so platt wirkt wie manch anderer Antagonist, reicht er letztlich aber nicht über das übliche Schema hinaus.

Insgesamt gesehen ist der Gegenspieler der einzige Charakter, der ein wenig ins Klischee abdriftet. Raisa und Han sind jedoch sehr natürlich und nachvollziehbar dargestellt, was man genauso von den Nebencharakteren wie Raisas Vater, dem Hauptmann der Wache sowie Raisas Jugendfreund Amon sagen kann.

Gleichzeitig bedeutet die langsame Entwicklung der Geschichte aber auch nur mäßige Spannung. Zwar kommt es immer wieder mal zu unangenehmen oder gar etwas brenzligen Situationen, diese lösen sich allerdings immer recht schnell wieder auf. Manches ist auch ziemlich offensichtlich, sodass der Leser sich gelegentlich fragt, warum das eigentlich den Protagonisten nicht ebenfalls auffällt. Das allmähliche Zuziehen des Netzes um die Prinzessin herum verliert dadurch ein wenig an Wirkung. Ähnliches gilt für Han und sein Amulett. Eigentlich sollte gerade er wissen, warum diese unheimlichen Gestalten im Hinterhof ihn nach einem Jungen namens Shiv fragen!

Was die Geschichte trotz allem interessant hält, ist zum einen das Geheimnis um Hans Herkunft sowie die Frage, was nun der Wahrheit entspricht: die offizielle Geschichtsschreibung oder das, was der alte Lucius Han erzählt. Denn letztlich sind die Vergangenheit und ihre Folgen der Hauptstreitpunkt, um den sich in diesem Buch alles dreht. Die Magier fühlen sich übermäßig in ihrer Macht eingeschränkt. Die Clans jedoch misstrauen den Magiern. Ein brüchiger Friede …

Unterm Strich ist dabei ein lebendiges, wenn auch nicht übermäßig spannendes Buch herausgekommen, das durchaus vielversprechende Ideen und Ansätze bietet. Die extrem jugendlichen Hauptfiguren ließen mich beim Lesen darüber nachdenken, ob es sich hier nicht um ein Jugendbuch handelt, und tatsächlich ist die Erstausgabe dieses Romans, die damals bei cbj erschien, für das Alter 12-15 ausgewiesen, was bei dieser Neuauflage nicht mehr der Fall ist, aber ruhig weiterhin als Empfehlung betrachtet werden kann. Erwachsene Leser wird es nicht gerade vom Hocker reißen, aber als leichte Lektüre für zwischendurch ist es ganz nett.

Cinda Williams Chima schrieb schon in der Schule Geschichten, die meist von ihren Lehrern konfisziert wurden. Nach einem abgeschlossenen Studium in Philosophie war sie zunächst als freie Mitarbeiterin einer Clevelander Zeitung, Plain Dealer, tätig. Mit einem weiteren Abschluss in Ernährungswissenschaften arbeitete sie mehrere Jahre lang im medizinischen Bereich, ehe sie sich ganz aufs Schreiben verlegte. „Der Dämonenkönig“ ist der erste Band des Zyklus Seven Realms. Der zweite Band „Das Exil der Königin“ ist ebenfalls bereits auf Deutsch erhältlich, der dritte Band unter dem Titel „Der Wolfsthron“ für Juli nächsten Jahres angekündigt. Der vierte Band des Zyklus ist noch in Arbeit. Außerdem schreibt die Autorin an einem weiteren Zyklus, den The Heir Chronicles, der bisher aus drei Teilen besteht, auf Deutsch aber (noch?) nicht erhältlich ist.

Broschiert 573 Seiten
Originaltitel: The Demon King
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-46974-1

http://cindachima.com/index.htm
http://www.randomhouse.de/goldmann/

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