McIntosh, Fiona – Prophezeiung, Die (Der Feuerbund 2)

Band 1: [„Die dunkle Gabe“ 4786

_Wyl Thirsk_, der junge Oberbefehlshaber der morgravianischen Armee, hat inzwischen die zweite Seelenwanderung hinter sich und steckt nun zu seinem eigenen Entsetzen im Körper einer Frau. In dem verzweifelten Wunsch, diesen Fluch rückgängig zu machen, kehrt er nach Morgravia zurück, um nach Myrrens Mutter zu suchen, in der Hoffnung, sie könnte ihm den Weg zu Myrrens Vater weisen, der ein Hexer gewesen sein muss. Doch es kommt alles ganz anders …

Elspyth, die Wyl versprochen hat, sich um seine Schwester Ylena zu kümmern, hat sich tatsächlich auf den Weg zum Kloster Rittylworth gemacht, doch als sie dort ankommt, findet sie nur Ruinen und verkohlte Leichen vor.

Valentyna versucht derweil, den Verlust von Romen Koreldy zu verkraften. Sie hat nicht viel Zeit. Celimus von Morgravia wird langsam ungeduldig, und auch ihre Adligen bedrängen sie, der Hochzeit zuzustimmen. Und doch kann Valentyna sich nicht dazu durchringen, ihre Einwilligung zu geben.

Fynch hat sich unterdessen auf die Suche nach Wyl gemacht. Letztlich stellt sich jedoch heraus, dass er seinen eigenen Weg gehen muss. Einen Weg, der weit gefährlicher ist als der aller anderen zusammen …

_Bezügliche der Charakterzeichnung_ hat sich nicht viel getan. Einziger erwähnenswerter Neuzugang ist Aramys. Aramys ist offiziell ein Söldner im Dienste von König Celimus. Inoffiziell ist der bärenhafte und humorvolle Grenadyner ein ehrenhafter Mann, der heimlich gegen Celimus arbeitet.

Ansonsten erfährt der Leser nur über Cailechs Magier Rashlyn noch etwas Neues. Leider hat die Autorin diese Neuigkeiten in die Erzählung eines anderen eingebettet, und nicht in Rashlyns Erinnerungen, was eine Intensivierung der Charakterzeichnung verhindert hat.

Auch die übrigen Charaktere sind nicht wirklich lebendiger oder plastischer geworden, was vor allem sprachliche Gründe hat. Gerade im Zusammenhang mit Gefühlen wirkt die Ausdrucksweise der Autorin oft etwas gestelzt und sperrig. Bei Valentyna und Ylena stören auch die ständig mit eingeflochtenen Hinweise auf die erlesene Schönheit der beiden, die im Zusammenhang mit ihren Gefühlen eigentlich total unwichtig ist.

Was sich ebenfalls nicht gebessert hat, ist das starre Gut-Böse-Schema. Allein die Attentäterin Faryl fällt aus diesem Schema heraus, lebt allerdings wie Koreldy nicht lang genug, um als Persönlichkeit wichtig zu werden. Mit anderen Worten, die Charakterzeichnung hat sich nicht gebessert.

_Dafür hat die Handlung_ endlich etwas Fahrt aufgenommen. Inzwischen führt Fiona McIntosh ihre Handlungsstränge gleichberechtigt weiter, erzählt also nicht die ganze Zeit nur von Wyl. Das hat dem Buch eindeutig gutgetan, es ist dadurch abwechslungsreicher geworden. Gleichzeitig wirkt das Ganze aber auch ein wenig wie ein wuselnder Ameisenhaufen. Nahezu alle Beteiligten, mit Ausnahme von Valentyna und Celimus, sind ständig von einer Ecke des Kontinents zur anderen unterwegs, und doch scheint keiner von ihnen jemals irgendetwas zu erreichen. Der Einzige, der tatsächlich gravierende Veränderungen bewirkt, ist der unbeherrschte Celimus, der sich durch seine Grausamkeit die Unterstützung zweier mächtiger Adelsfamilien verscherzt. Bis einer von Wyls Verbündeten endlich neue, brauchbare Informationen erhält, die den Verlauf der weiteren Ereignisse beeinflussen werden, ist das Buch so gut wie ausgelesen.

Dazu kamen ein paar logische Schnitzer. Valentyna reitet ein Pferd, das sie als Fohlen von Celimus geschenkt bekommen hat. Wer auch nur ein klein wenig Ahnung von Pferden hat, weiß, daß ein Pferd erst eingeritten werden kann, wenn es ausgewachsen ist, weil das Gewicht des Reiters sonst der Wirbelsäule schadet. Das Pferd müsste also allermindestens drei Jahre alt sein, und so viel Zeit ist seit dem Beginn von Celimus‘ Werben um Valentyna noch gar nicht vergangen.

Noch seltsamer empfand ich die gegensätzlichen Darstellungen der Magie. Myrrens Vater erklärt, dass Rashlyn ein mächtiger und gefährlicher Magier sei, dem er selbst sich offenbar nicht gewachsen fühlt. Rashlyn dagegen beneidet Myrrens Vater um dessen größere und ausgefeiltere magische Fähigkeiten. Der Leser steht da und fragt sich verwirrt, wer von den beiden denn nun tatsächlich mächtiger ist.

_Bleibt zu sagen_, dass der zweite Band des Zyklus sich im Vergleich zum ersten zwar gebessert hat, so richtig gefangen nehmen konnte er mich aber immer noch nicht. Die Charaktere kam nicht über Nachvollziehbarkeit hinaus, mit keinem von ihnen konnte ich wirklich mitfühlen. Die Handlung hat zwar an Lebhaftigkeit gewonnen, wirkt aber noch immer etwas ziellos und verworren und kommt nicht wirklich voran. Vor allem ist das Ende der Geschichte bereits absehbar: Auf irgendeine Weise wird Wyl letzten Endes im Körper von Celimus landen müssen. Das ahnte ich bereits im ersten Band, als Wyl seinen Traum von Celimus und Valentyna als glückliches Paar hatte, und der Hexer hat dieses Ende in seinen Aussagen über den Zweck von Myrrens Zauber bestätigt. Stellt sich also nur noch die Frage, auf welchem Wege es so weit kommen wird. Immerhin deutet manches auf einen Ausbau der Magie im nächsten Band hin. Vielleicht sorgt das ja noch für ein paar Überraschungen, auch wenn ich nicht wirklich zu hoffen wage, dass die Autorin diesbezüglich etwas mehr ins Detail gehen wird.

_Fiona McIntosh_ stammt ursprünglich aus England, ist aber bereits als Kind viel zwischen Afrika und England hin- und hergereist, hat eine Zeitlang in Paris gearbeitet und ist schließlich in Australien gelandet, wo sie mit ihrem Mann und zwei Kinder hängengeblieben ist. Der Herausgabe eines Reisemagazins folgte 2005 der Roman „Myrren’s Gift“, der erste Band ihrer |Feuerbund|-Trilogie. Seither hat die Autorin mit |Trinity| und |Percheron| zwei weitere Trilogien geschrieben, sowie die ersten beiden Bände einer dritten, der |Valisar|-Trilogie. Außerdem hat sie sich dem Krimifach zugewandt; derzeit schreibt sie an ihrem dritten Roman über Chefinspektor Hawksworth. Auf Deutsch sind bisher aber nur die beiden Bände der |Feuerbund|-Trilogie erschienen.

|Originaltitel: The Quickening 2: Blood and Memory
Übersetzung von Beate Brammertz
670 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-453-52376-0|

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