Bec, Christophe (Autor) / Gérard, Sébastien – Prometheus 1: Atlantis

_Die „Prometheus“-Reihe:_

Band 1: _“Atlantis“_
Band 2: „Blue Beam Project“
Band 3: „Exogenesis“ (erscheint am 15.11.2010)
Band 4: – nur angekündigt –
Band 5: – nur angekündigt –
Band 6: – nur angekündigt –

_Story:_

Es scheint der nächste Riesenerfolg der amerikanischen Raumfahrt zu werden: Die Atlantis startet am 21. September 2019 pünktlich zu ihrem Jungfernflug und hinterlässt im Kennedy Space Center begeisterte Gesichter. Doch um exakt 13:13 Uhr bricht der Kontakt ab – der Anfang eines gewaltigen Infernos.

Just zu dieser Uhrzeit ereignen sich rund um den Globus unvorstellbare Dinge; wie durch ein Wunder bleiben sämtliche Uhren stehen. Die Wissenschaft sucht händeringend nach der Ursache und ist selber verblüfft, als die Uhren exakt drei Stunden später wieder unbedarft ihren Betrieb aufnehmen. Zwei Tage später, 13:13 Uhr: Das verschollene, längst aufgegebene Schiff taucht wieder auf und landet in Cape Canaveral.

Allerdings sind die Zustände an Bord beängstigend; lediglich ein Kosmonaut hat das mysteriöse Unglück überlebt und sitzt in einer riesigen Blutlache. Einen Tag später zur gleichen Zeit tauchen in den Ozeanen plötzlich Schiffe auf, die seit Jahren und Jahrzehnten verschwunden sind. Und als am 25. September just um 13:13 Uhr sämtliche Flugzeuge abstürzen, wird der Menschheit gewahr, dass hier Kräfte walten, die weit über das hinausragen, was der Verstand erfassen kann …

_Persönlicher Eindruck:_

Der Auftaktband von „Prometheus“ hinterlässt eine große Summe ganz unterschiedlicher Fragen, von denen eine unter vielen anderen ganz klar hervorsticht: Wo hat Christophe Bec, Autor dieser frischen |Splitter|-Serie, die unglaublichen Ideen für diesen gewaltigen Komplex nur hergeholt? Die Story ist bereits nach 48 Seiten derart monströs, dass es kaum möglich ist, die vielen Details zu greifen und überhaupt zu verstehen, wie die Wechselwirkung all dieser erschreckenden Ereignisse noch in Worte zu fassen sind. Bec hat hier ein apokalyptisches Szenario entworfen, das fast schon zu groß für einen Comic scheint, wäre die eindringliche Kraft der Bilder, die sein Zeichner Sébastien Gérard geschaffen hat, nicht so beeindruckend.

Doch alleine die inhaltliche Basis ist ein Quell an innovativen Ideen, ein Science-Fiction-Epos mit völlig authentischer Wirkung, ein Hin und Her aus Emotionen, schwer verdaulichen Illustrationen und absolut unberechenbaren Wendungen und schließlich eine Geschichte, wie sie bereits hier kaum komplexer sein könnte, und die man keinesfalls dann in Angriff nehmen sollte, wenn man die bedenklichen Entwicklungen der jüngeren Weltpolitik und darin befindliche Erfahrungen wie 9/11 nicht sinngemäß verarbeiten kann.

Der Anspruch ist massiv, gerade wegen der sehr originellen Verstrickungen und der so unheimlich realistisch anmutenden Szenen, in die der Autor seine Leser entführt. Es ist faszinierend, wie sich die Dinge entwickeln, wie urplötzlich völlig neue Phänomene das bereits für kaum mehr steigerbar gehaltene, bestehende Szenario überlagern und den Komplex mit großen Schritten erweitern – und dabei sind die Geschehnisse im Jahre 2019 nur Teil einer bis dato kaum durchschaubaren, weil in ihrer immensen Aussage kaum fassbaren Verschwörung, die Bec als Autor auf Anhieb in die Elite des Splitter-Teams hineinführen sollte – und konsequenterweise auch muss.

Der Mann geht aber noch einen Schritt weiter, erstellt Querverweise zur griechischen Mythologie – der Titel der Reihe kommt also nicht von ungefähr -, startet mit einem gewaltigen Zeitsprung ins Peru des Mittelalters, für den er noch keine Erklärung hinterlässt, zieht Figuren wie etwa einen Stargolfer heran, mit denen man zum Abschluss der Story noch nichts anfangen kann, und wechselt die Stränge fast schon von Panel zu Panel. Als auf der letzten Seite das gesamte Konstrukt noch einmal über den Leser hereinbricht und ein kleiner Aha-Effekt den Cliffhanger besiegelt, weiß man alles und nichts – aber zumindest weiß man, dass der ausgeworfene Köder keine andere Option offenlässt als sofort anzubeißen und „Prometheus“ respektive „Atlantis“ zu verschlingen.

Nur Obacht: Es ist fatal, den ersten Band gelesen und den zweiten nicht griffbereit zu haben. So sehr, wie man sich hier selber in die Handlung vertieft, duldet die Fortsetzung absolut keinen Aufschub. Brillanter Auftakt einer brillanten Comic-Serie!

|Graphic Novel: 56 Seiten
Originaltitel: Prométhée
ISBN-13: 978-3-86869-083-5|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

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