Berndorf, Jacques – letzte Agent, Der

_Relikte alter Stasi-Zeiten im vereinten Deutschland_

Aktuell ist ein älterer Roman von Jacques Berndorf alias Michael Preute als Hörbuch bei |Technisat Digital Division RADIOROPA| erschienen Zuvor erschien er als Taschenbuch im |KBV|. Doch ist die Erstauflage bereits knapp 15 Jahre alt, erschienen nach dem Mauersturz und dem Verfall der DDR.

_Das Thema_

Die Geschichte fängt bekannt idyllisch an, ganz im Stil der Berndorf’schen Eifelkrimis: Katze Krümel und der Journalist Siggi Baumeister leben in sommerlichen Tagen in den Tag hinein. Dann kommt Baumeisters fast vergessene Tante Anni aus Berlin an, eine ehemalige Kriminalkommissarin: Man habe gemeinsam einen Gutshof geerbt.

Neben der unerwarteten und neu entdeckten Verwandschaft beschäftigt Siggi Baumeister ein neuer Fall: Er findet eine Leiche im Wald, die durch eine Art Kunststoff vollkommen aufgequollen ist. Seine Tante Anni ahnt die Lösung, denn in der DDR wurde mit Projektilen experimentiert, die Menschen in dieser Weise töten.

Bald stößt Siggi Baumeister auf eine kleine Firma, die sich auch nach dem Mauerfall auf Verpackungs-Design spezialisiert hat. Letztlich sind es „Ex-Agenten“ aus der Zeit des kalten Krieges. Und das, obwohl die Vereinigung von Ost und West längst vollzogen ist.

Der Bundesnachrichtendienst kommt ins Spiel, Baumeister wird an seinen Recherchen nicht gehindert, aber vor dem Verschwinden von Informationen gewarnt. Kein Wunder aber, dass der Tote nicht die letzte Leiche mit „Plastik im Bauch“ bleibt. Es wird erneut eine Leiche aufgefunden, die ebenfalls diesen qualvollen Tod erlitt. Ein drittes potenzielles Opfer kann Baumeister zum Glück warnen, doch leider wurde dessen Frau ebenfalls ermordet. Baumeister, unterstützt von der leicht debilen Tante Anni, geht weiter auf Spurensuche …

_Berndorf_

Eigentlich heißt er Michael Preute, aber bekannt wurde er unter dem Pseudonym Jacques Berndorf. Bevor er sich seinen Romanen widmete, war Preute ein gefragter freier Journalist für Magazine wie „Stern“ oder „Spiegel“, aber ebenso international für „Paris Match“.

Über ein Dutzend Eifelkrimis gibt es bereits, aber den wenigsten wird bekannt sein, dass er 1977 auch eine Biografie über Elvis Presley schrieb und bereits andere Romane seit dem Beginn der siebziger Jahre veröffentlichte.

Sein neuestes Werk, im Oktober 2006 bei |GRAFIT| erschienen, ist der Roman „Eifel-Kreuz“.

_Spannung_

Angeblich gab es diese Art von tödlichen Projektilen, die Kunststoff aufquellen lassen, tatsächlich. Der Krimi trägt Berndorfs unvergleichliche und typische Handschrift: Eifel als Lokalkolorit, Baumeister als stur recherchierendem Antihelden mit Pfeife und Vorliebe für Katze, und letztlich einem trockenen Humor, der Krimis gut tut. Ebenso tut der Atmosphäre gut, dass eine „Tante Anni“ auftaucht – ganz untypisch für einen Krimi mit Mord und Totschlag. Berndorf ist literarisch individuell.

Dennoch kommen, wie in seinem späteren Werken in und aus der Eifel, noch nicht seine Freunde Rodenstock und „Emma“ ins Spiel. Baumeister also als Einzelkämpfer. Im Gegensatz zu späteren und äußerst erfolgreichen Eifelkrimis fehlt bei „Der letzte Agent“ ein wenig die Atmosphäre, die den Eifelkrimi doch so ausmacht. Der Lokalkolorit ist nicht so ausgeprägt, wie man es ansonsten beim Berndorf’schen Eifelkirimi gewohnt ist. Eine intelligente und spannende Geschichte zeichnet den Roman dennoch aus.

_Der Vorleser und seine Bedeutung_

Ohne Zweifel steht und fällt die Qualität eines Hörbuches mit dem Vorleser. Dieser heißt Georg Jungermann und ist Schauspieler. Über ihn wird im beigefügten Booklet nichts erwähnt. Recherchen im WWW verraten, dass er vorrangig am Theater arbeitet und das Vorlesen von Hörbüchern ein zweites Standbein von Jungermann ist.

Der Zuhörer ist bei anderen Vertonungen von Berndorf-Krimis durch bekannte Schauspieler wie Dietmar Bär und Günter Lamprecht sehr verwöhnt, die zudem szenisch vorlesen. Aber Jungermann gewinnt schnell das Zuhörer-Herz, denn er hat eine feine und präzise Modulation, die auch die Dialoge glänzend umsetzt. Die Stimme des Vorlesers ist weder langweilig noch langatmig. Er kann kritische Momente, Verärgerung oder auch Humor genial in Worte und Stimmbalancen umsetzen.

_Insgesamt_

Mit „Der letzte Agent“ von Jacques Berndorf ist ein brisanter Krimi geliefert worden. Dieser ist spannend und bis zum Schluss verworren, ohne verwirrend zu sein. Blendend ist die Umsetzung zum Hörbuch. Es wurde nichts gekürzt oder gar verändert. Letztlich ist der vorlesende Georg Jungermann eine gute Neuentdeckung für die Vertonung von Büchern.

Praktisch ist ferner, dass der Verlag den Audio-CDs zusätzlich die komplette Geschichte im mp3-Format als Zusatz-CD beifügt. Dieser Bonus wird den modernen CD-Playern gerecht und darf als innovativ bezeichnet werden.

_Klappentext_

|Der Journalist Siggi Baumeister hat alle Hände voll zu tun. Nicht nur mit der grässlich zugerichteten Leiche, die er im Eifelwald findet, gewissermaßen fast vor seiner Haustür. Auch eine resolute alte Dame aus Berlin tritt plötzlich auf den Plan und stellt sich als seine Tante Anni vor. Baumeister hat noch nie von ihr gehört. Und schließlich entpuppt sie sich als eine mit allen Wassern gewaschene Frau vom Fach, eine pensionierte Kripo-Kommissarin. Baumeister kann jede Hilfe gebrauchen, denn die Fährte, die er verfolgt, führt ihn direkt zu einem alten Stasi-Komplott, das man erschreckend wendig der neuen politischen Situation angepasst hat. Nur eines hat man beim Alten belassen: die Entschlossenheit, lästige Störenfriede gnadenlos zu liquidieren … |

|8 Audio-CDs
1 Bonus-CD im MP3-Format
Laufzeit ca. 8:35 Stunden|
http://www.hoerbuchnetz.de/

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