Bolik, Martin – Open Sky

_Besetzung_

Erzählerin LAIKA – Daniela Ziegler
Weltraumhund GO – Reent Reins, Franz Josef Steffens
Computerfloh – Monika Maria Ullemeier
ALOHA – Ulrike Englisch
Jazzmusikerhund Phil – Christian Eitner
In weiteren Rollen: Inga Quistorf und Volker Adam
Übersetzer (hundetelepathisch/deutsch) – Ringo (Hund)

_Inhalt_

Kurz vor der Wende zum fünften Jahrtausend wird LAIKA von einem Notruf geweckt. Die Nachfahrin der ersten Raumfahrtpionierin aus dem Jahre 1957 und Psychologin auf der Hundekolonie Proxima Centauri sieht sich plötzlich mit der Zerstörung ihres Planeten konfrontiert. Und dabei kommt der plötzliche Hilferuf zu einem Zeitpunkt, an dem das Leben für LAIKA völlig harmonisch verlief; erst gestern hatte sie ihren Therapiehund GO in einer weiteren Sitzung behandelt, und nun droht ihr und der gesamten Kolonie das Ende.

Gerade noch rechtzeitig gelingt ihr die Flucht, bevor der Planet komplett vernichtet wird, und sobald sich LAIKA gefangen hat, merkt sie auch, dass ihre Umwelt sich völlig verändert hat. Sie befindet sich nicht mehr im Jahre 3999, und auf der Suche stößt sie auf einen Hilferuf, der direkt vom Weltraumhund GO ausgeht. Als LAIKA dann in einer fremden Zeit und Welt die Dinge auf den Kopf stellt, hat das für die Nachwelt gravierende Auswirkungen. Sie wird von der Zeitpolizei wegen der verbotenen Korrektur der Historie verhaftet, landet in einem Gefängnis, von wo aus sie davon berichtet, dass sie verdächtigt wird, den Präsidenten GO umgebracht zu haben. In dieser beklemmenden Umgebung entspringt schließlich auch die Erzählung als solche …

_Meine Meinung_

Ich habe mich mit diesem Hörspiel unheimlich schwer getan, weil es nun mal alles andere als gewöhnlich ist. Hört man sich „Open Sky“ zum ersten Mal an, wird man gerade zu Beginn nur wenig Sinn in den wirren Schilderungen der Erzählstimme LAIKA erkennen. Was geht hier eigentlich ab? Erst nach und nach ergibt das Ganze einen Sinn, wobei die Geschichte dabei schon so viele spirituelle Nuancen aufweist, dass man schon einmal klar sagen kann, dass „Open Sky“ nur einem limitiertem Publikum vorbehalten und zum nebenher laufenden Zwischenkonsum ganz und gar nicht geeignet ist. Außerdem wirkt die oben beschriebene Geschichte rückblickend auch nur als Aufhänger für weitschweifige Grundsatzdiskussionen auf philosophischer Ebene, die ja ebenfalls nicht jedermanns Fall sein sollen.

Innerhalb der Erzählung tauchen neben vielen obskuren Weisheiten nämlich immer wieder Fragen auf, die sich nach der altbekannten Thematik, worin der Sinn des Lebens eigentlich besteht, richten. Mich persönlich hat „Open Sky“ zum Ende hin verdächtig an „Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnert, nur eben dass der Humor von Douglas Adams dort im Vordergrund stand und die Geschichte immer dann, wenn es erforderlich war, auflockerte. Solche Passagen vermisst man indes bei diesem Hörspiel, wo man sich lieber gereifter und intellektueller geben möchte. Direkt am Anfang wird so zum Beispiel der Name Goethe ins Rennen geworfen, und statt eines normalen Soundtracks hat sich Regisseur Martin Bolik für klassische Musik von Tschaikowski, Holst und Korsakow entschieden. Der Knackpunkt hierbei ist, dass gerade diese sehr künstlich aufgebauschte Aufmachung der Atmosphäre des Hörspiels den Halt nimmt. Nicht nur, dass die maschinellen Stimmen und die sehr kalte Grundstimmung einem den Einstieg und auch die Konzentration für die Folgezeit erschweren; auch die grundlegende Atmosphäre will über die komplette Spielzeit nicht aufkommen und raubt der Geschichte nicht nur die Spannung, sondern letztendlich auch den ersuchten Tiefsinn.

Dass „Open Sky“ demzufolge wohl auch kaum für die jüngere Generation geeignet ist, sollte klar sein, und überhaupt scheint sich Martin Bolik nicht an das ‚einfache Volk‘ gerichtet zu haben. Hier verschmelzen esoterische Elemente mit spacigem Flair, leider aber eben nicht so atemberaubend, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte. Und trotzdem ist das Gesamtunterfangen jetzt nicht wirklich schlecht zu bewerten. Mitunter mag es auch an meiner persönlichen Erwartung im Hinblick auf ein modernes Hörspiel liegen, dass ich mit „Open Sky“ nur wenig anfangen kann. Festzuhalten bleibt für mich daher auch lediglich, dass die Geschichte nur selten spannend ist, die Stimmen einem nach einiger Zeit auf die Nerven gehen und dass „Open Sky“ trotz vieler offensichtlicher Parallelen zum Gesamtwerk von Douglas Adams nicht einmal annähernd an den tollen Stil des britischen Kultautors heranreicht.

Der Grundansatz war dementgegen recht viel versprechend; zwei CDs, bei denen es prinzipiell keine Rolle spielt, in welcher Reihenfolge sie gehört werden (wobei Anfängern die chronologische Abfolge zu empfehlen ist), und eine sehr interessante Background-Geschichte, erzählt aus verschiedenen Perspektiven und basierend auf verschiedenen Einstellungen. Und auch die vielen Ideen und Gesprächsthemen, die auf den Tisch gebracht werden, haben es definitiv in sich. Dritter Weltkrieg, kalter Krieg, religiöse Macht, ganz schön pikant, was hier zur Sprache kommt. Tja, gescheitert ist das Ergebnis lediglich an der Umsetzung, denn ohne eine entsprechende Atmosphäre funktioniert ein solches Hörspiel nicht. Und trotz klassischer Musik und Quertendenzen zu diversen Space-Opern ist diese bei „Open Sky“ nicht ersichtlich bzw. wahrnehmbar.

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