Erlhoff, Kari – Die drei ??? – Die blutenden Bilder (Band 161)

Kari Erlhoffs „Die blutenden Bilder“ erschien als Band 161 der beliebten Jugendserie im August 2011 wie üblich im |KOSMOS|-Verlag. Dieser Fall entstand in Kooperation mit der Kunsthalle Bremen, in welcher von Oktober 2011 bis Februar 2012 die Ausstellung „Edward Munch – Rätsel hinter der Leinwand“ stattfindet. Zu dieser befindet sich auch gleich ein schön gemachter Einleger mit Inhaltsbezug im Buch, wo es eben dafür als ersten Preis einen Trip inklusive Bahnfahrt, 4-Sterne-Unterbringung und Besuch der Ausstellung in Bremen zu gewinnen gibt. Des Weiteren warten eine Reihe Fanartikel auf glückliche Gewinner. Sofern man eine simple Gewinnfrage richtig und rechtzeitig beantwortet. Wie unschwer zu erraten ist, dreht sich die Geschichte diesmal um Kunst des berühmten Malers.

_ Zur Story_

Mord im beschaulichen Rocky Beach? Das ist eher eine Seltenheit, daher sind die drei ??? zunächst ziemlich geschockt, als Tante Mathilda erzählt, dass Mrs Kretchmer, die wohlhabende Vorsitzende aus dem wohltätigen Damenkränzchen des kleinen kalifornischen Nests, ermordet worden sei. Allerdings meinte sie dies nur im übertragenen Sinne, denn tatsächlich wurde nur ihr Portrait gemeuchelt. Kein Einzelfall. In letzter Zeit geht ein dreister Bildnapper um, der Lösegeld für das von ihm entführte Porträt verlangt. Dies ist stets vergleichsweise gering, es handelt sich schließlich nie um wertvolle Gemälde, sondern um solche, die eher ideellen Wert für ihre Besitzer haben. Lässt sich dieser auf den Deal ein, erhält er das Bild umgehend unversehrt zurück. Falls nicht, taucht es – mit roter Farbe bespritzt, verschandelt und aufgeschlitzt – wieder auf. Das brachte dem Dieb in der Presse die Bezeichnung „Bildermörder“ ein.

Den zu überführen, wäre sicher ein großer Fang für die drei ???, doch müssen die Jungdetektive ohnehin auf dem Schrottplatz schuften und haben so erst einmal keine Zeit – außerdem macht ihnen Inspector Cotta, bei einer diesbezüglichen Nachfrage über den Stand der Dinge bei der Polizei, unmissverständlich klar, dass dies eine ganze Nummer zu groß für die Jungs ist. Er möchte, dass sie sich aus den Ermittlungen raus halten. Bald hat man auch ganz andere Sorgen, denn der Leiter der örtlichen Kunstausstellung kommt auf dem Gelände der Firma Jonas vorbei und behauptet, dass diese kürzlich 13 gestohlene Bilder angekauft habe. Tante Mathilda verneint dies vehement, doch dann stellt sich heraus, dass der geistig etwas unterbelichtete, neue Schrottplatzgehilfe die angeblich wertlosen Studentenarbeiten in der Tat angekauft und zum Teil bereits wiederverkauft hat. Die drei ??? machen sich auf, die restlichen Bilder wieder herbeizuschaffen und ihnen schwant allmählich, dass noch viel mehr dahintersteckt.

_Eindrücke_

Dem aufmerksamen Auge – und welcher drei-???-Leser hätte ein solches nicht – springt die Liaison mit der Bremer Kunsthalle schon beim Studium der Rückseite des Einbands bereits entgegen und lässt vermuten, dass es einen Zusammenhang geben muss, zwischen der hier erzählten Geschichte und der dort angepriesenen Ausstellung zum berühmten Maler Edward Munch. Um es vorwegzunehmen: Dem ist natürlich tatsächlich so. Kari Erlhoff verpackt nützliches Munch-Wissen in einen spannenden und über weite Strecken nicht ganz einfach zu durchschauenden Fall. Dennoch ganz überraschend läuft dieser dann doch nicht ab, wenn die Katze einmal aus dem Sack ist, kann man sich den Rest schon ganz gut in Eigenregie zusammenreimen und liegt damit (vermutlich) schon ziemlich nah an der Auflösung des Falles. Aber eben doch nicht ganz, denn ein paar kleinere Mosaiksteinchen fallen erst im Showdown an ihren Platz. Klar, es wundert nicht, dass die Fäden „Bildermörder“ und „Bilderdiebe“ auf irgendeine Art zusammenlaufen.

Aber oft ist ja der Weg das Ziel, und dieser wurde mit allerlei schönem und spannendem Zierrat ausstaffiert. Verfolgungsjagden zum Beispiel. Derzeit ist es ja bei den drei ??? zudem ziemlich en vogue alte Figuren wieder zu integrieren, hier sind es gleich deren Zwei: Justus Cousin Ty Cassidy darf mit seinem VW-Bus (interessant übrigens die Häufung von Volkswagen in der – in Amerika spielenden – Serie: Bobs Käfer, Tys VW-Bus und diesmal sogar obendrauf noch ein VW Golf einer undurchsichtigen Reporterin) durch die Story gondeln und sogar etwas zur Aufklärung beitragen. Definitiv ein Highlight und nette wie willkommene Hommage an die klassische Ära, ist der Gast-Auftritt des „Potters“. Nein, nicht Harry, einen entsprechend platzierten Gag bringt Kari Erlhoff hier übrigens auch an, sondern der kauzige, stets barfüßige Töpfer aus „Die drei ??? und die flammende Spur“. Apropos Gags: Die gehen diesmal meist zu Lasten des beschränkten Schrottplatz-HiWis. Schade, dass er die Firma Jonas am Ende verlässt, um … Nee, das sei hier nicht verraten.

_Fazit_

Derzeit legt die Serie einen beachtlich runden Lauf hin, zu dem auch „Die blutenden Bilder“ sein Scherflein beiträgt. Es ist ein sehr sicher nach Hause gebrachter Fall, der prinzipiell zwar nicht vor Originalität sprüht, jedoch mehr als spannend genug aufgezogen ist, um sich auch auf Dauer in den oberen Reihen festsetzen zu können. Des Weiteren ist der Lerngehalt mal wieder vergleichsweise hoch und die geneigte Leserschaft lernt – ohne den pädagogischen Holzhammer und sozusagen im Vorbeigehen – eine ganze Menge über Edward Munch und sein Wirken. Das alles verpackt in einem temporeichen Plot, klassischer Machart mit viel detektivischer Fleißarbeit, einer guten Portion Humor und gelegentlicher Action-Einlagen, lässt den Rezensenten-Daumen ohne Zögern in die Höhe schnellen.

|128 Seiten Hardcover
Erzählt von Kari Erlhoff basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Zierold, André Marx
ISBN 978-3-440-12329-4|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Über 80 weitere Rezensionen zu den Drei ??? gibts in [unserer Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.

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