Jeschke, Wolfgang; Bova, Ben (Hrsg.) – Titan-13

_Tödliche Labyrinthe und fliegende Städte_

Die Großen der Sciencefiction wird mit ihren Meisterwerken bereits in der sogenannten „Science Fiction Hall of Fame“ verewigt, welche natürlich in Buchform veröffentlicht wurde (statt sie in Granit zu meißeln). Daher können Freunde dieses Genres noch heute die ersten und wichtigsten Errungenschaften in der Entwicklung eines Genres nachlesen und begutachten, das inzwischen die ganze Welt erobert und zahlreiche Medien durchdrungen hat.

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 13 von „Titan“, der deutschen Ausgabe der „SF Hall of Fame“, sind Novellen von James Blish und Algis Budrys gesammelt.

_Die Herausgeber _

1) Wolfgang Jeschke, geboren 1936 in Tetschen, Tschechei, wuchs in Asperg bei Ludwigsburg auf und studierte Anglistik, Germanistik sowie Philosophie in München. Nach Verlagsredaktionsjobs wurde er 1969-1971 Herausgeber der Reihe „Science Fiction für Kenner“ im Kichtenberg Verlag, ab 1973 Mitherausgeber und ab 1977 alleiniger Herausgeber der bis 2001 einflussreichsten deutschen Sciencefiction-Reihe Deutschlands beim Heyne Verlag, München. Von 1977 bis 2001/02 gab er regelmäßig Anthologien – insgesamt über 400 – heraus, darunter die einzigen mit gesamteuropäischen Autoren.

Seit 1955 veröffentlicht er eigene Arbeiten, die in ganz Europa übersetzt und z.T. für den Rundfunk bearbeitet wurden. Er schrieb mehrere Hörspiele, darunter „Sibyllen im Herkules oder Instant Biester“ (1986). Seine erster Roman ist „Der letzte Tag der Schöpfung“ (1981) befasst sich wie viele seiner Erzählungen mit Zeitreise und der Möglichkeit eines alternativen Geschichtsverlaufs. Sehr empfehlenswert ist auch die Novelle „Osiris Land“ (1982 und 1986). Eine seiner Storysammlungen trägt den Titel „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“.

2) Ben Bova, Jahrgang 1932, ist schon über 70 und ein verdammt erfahrener Bursche. 1956 bis 1971 arbeitete er als technischer Redakteur für die NASA und ein Forschungslabor, bevor er die Nachfolge des bekanntesten Science Fiction-herausgebers aller Zeiten antreten durfte, die von John W. Campbell. Campbell war die Grundlage für das „Goldene Zeitalter der Science Fiction“, indem er mit seinem Magazin „Analog Science Fiction“ jungen Autoren wie Asimov, Heinlein, van Vogt und anderen ein Forum gab. Hier entstand der „Foundation“-Zyklus und andere Future History-Zyklen.

Für seine Herausgeberschaft von Analog wurde Bova sechsmal (von 1973-79) mit einem der beiden wichtigsten Preise der Sciencefiction ausgezeichnet, dem Hugo Gernsback Award. Von 1978-82 gab er das Technik & Fiction-Magazin „Omni“ heraus. 1990-92 sprach er für alle Science Fiction-Autoren Amerikas in seiner Eigenschaft als Präsident des Berufsvereinigung. Seit 1959 hat er eigene Bücher veröffentlicht, die sich oftmals an ein jugendliches Publikum richten, darunter die Kinsman- und Exiles-Zyklen.

Ebenso wie Robert Heinlein und Larry Niven ist Bova ein Verfechter der Idee, dass die Menschheit den Raum erobern muss, um überleben zu können. Und dies wird nur dann geschehen, wenn sich die Regierung zurückzieht und die Wirtschaft den Job übernimmt. Der Brite Stephen Baxter hat in seiner Multiversum-Trilogie diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt.

1992 begann Bova mit der Veröffentlichung seines bislang ehrgeizigsten Projekts: die Eroberung des Sonnensystems in möglichst detaillierter und doch abenteuerlicher Erzählform.

_Die Erzählungen_

_1) James Blish: „Überall ist die Erde“ („Earthman, Come Home“, 1953)_

|Vorgeschichte|

Diese Erzählung fand später Eingang in den gleichnamigen dritten Roman des vierbändigen Zyklus „Cities in Flight” (Kapitel 8 und 9) des 1975 verstorbenen Autors. Die vier Romane von „Cities in Flight“ stellen eine Zukunftsgeschichte der Menschheit im All dar, eine imposante Space Opera. Der Autor entwirft Aufstieg und Niedergang des irdischen Sternenreiches, wobei sein Schwerpunkt auf der Geschichte der Nomadenstädte der Okies liegt. Diese fliegenden Okie-Städte durchstreifen auf der Suche nach Handelspartnern oder kolonisierbaren Planeten das Weltall.

Die Erfindung des Spindizzy-Antriebs hat die Überwindung der Schwerkraft und den überlichtschnellen Raumflug mit sich gebracht. Da Masse und Form für den raumflug bedeutungslos geworden sind, brechen ganze Städte samt Granitsockel und umgebendem Spindizzy-Kraftfeld, das vor Strahlung schützt und die Atmosphäre hält, in den Weltraum auf.

Die Tetralogie beginnt im Jahr 2018 mit dem Bau einer Brücke auf dem Jupiter. Das Geheimnis der Schwerkraft soll enträtselt werden. Dabei wird der Weg zum späteren Spindizzy-Antrieb geebnet (They Shall Have Stars, 1956). In „A Life for the Stars“ (1962) werden die Erlebnisse des Jugendlichen Crispin de Ford geschildert, der mit der amerikanischen Stadt Scranton ins All fliegt und später auf New York City umsteigt.

Die Okie-Stadt New York City ist Schauplatz des dritten Teils und Kernstücks der Tetralogie, „Earthman, Come Home“ (1955). Die Stadt und ihr junger Bürgermeister John Amalfi müssen sich mit anderen Nomadenstädten herumschlagen und schließlich den Zusammenbruch der Okie-Kultur und Erdzivilisation miterleben. New York City verlässt die Galaxis, um in der Großen Magellanschen Wolke die Neue Erde zu gründen. Dies ist Gegenstand der vorliegenden Erzählung.

In „The Triumph of Time“ (1958) droht das Ende des Universums. New York City fliegt zum Mittelpunkt des Universums, und Amalfi macht aus dem Weltende einen neuen Anfang, indem er sich selbst explodieren lässt und die Schöpfung erneut auslöst. Ende und Anfang und wieder Ende – dies entspricht Oswald Spenglers zyklischer Geschichtsauffassung.

|Die Erzählung|

New York City landet auf einer Welt, die von der Handelsorganisation der Interstellar Master Traders in Besitz genommen wurde. Die fliegende Stadt der IMT hat aus der ursprünglichen oder mitgebrachten menschlichen Bevölkerung eine Million Sklaven gemacht. Als Bürgermeister John Amalfi einen dieser Sklaven, Karst befreit, merkt, dass in dem jungen Mann ein intelligenter und unternehmungslustiger Bursche steckt. Er lässt ihn durch Hypnopädie (Unterricht im Schlafzustand) unterrichten, sodass er ihm bei der unausweichlichen Konfrontation mit den bisherigen Besitzern dieser Welt helfen kann.

Der Abgesandte der IMT nennt sich Büttel Heldon. Augenscheinlich will Heldon eine Revolution abwehren, die New York City anzetteln würde. Doch Amalfi vermutet, dass Heldon einen Trick vorhat, und nimmt Karst mit, als ihm Heldon die alten, angeblich reparaturbedürftigen Spindizzy-Generatoren der IMT-Stadt zeigt. Doch statt ihn die Generatoren reparieren zu lassen, nimmt Heldon Amalfi gefangen, weil die Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen sei. Das lässt Amalfi völlig kalt: Er hat für diese Eventualität vorgesorgt und zieht ein schwarzes Ei voller mutierter Pockenviren aus seiner Werkzeugtasche. Prompt weicht Heldon bestürzt zurück: Feudalisten mögen keine Seuchen.

Amalfi und Karst trennen sich. Während Karst einen der Generatoren sabotiert, eilt Amalfi ins unbewachte Kommandozentrum der alten IMT-Stadt und sabotiert die Steuerung. Bis Heldon auftaucht, ist es bereits zu spät: Die Stadt beginnt zu schwanken und zu beben. Amalfi macht, dass er schnellstens zurück nach New York kommt …

|Mein Eindruck|

Die erste Hälfte dieser Erzählung habe ich fast nicht verstanden, weil die Vorgeschichte als bekannt vorausgesetzt wird. Außerdem musste ich ständig zwischen IMT-Stadt und New York City unterscheiden, und erst ziemlich spät wird in einer Fußnote erklärt, wofür IMT überhaupt steht. Das wurde in der Übersetzung wenig hilfreich umgesetzt. Rückblenden sollen die Vorgeschichte dem Leser nahebringen. Das unterbricht den Erzählfluss, und ich fragte, wo denn Karst abgeblieben sein könnte.

Dafür ist die zweite und wichtigere Hälfte dieser Story umso leichter verständlich: keine Rückblenden, keine Abschweifungen, einfach zielgerichtet, pfiffig und spannend, wie sich das für eine Abenteuergeschichte gehört. Das hat dann wieder Spaß gemacht.

Mehrmals nimmt Amalfi Bezug auf Laputa, jene fliegende Stadt, die Jonathan Swift in seinem Roman „Gullivers Reisen“ erfand. Die fliegende Insel ist eine zwiespältige Sache: Hier haben wir ein (im eigentlichen Sinne) aufgeklärtes Staatswesen, das sich den mathematischen und astronomischen Wissenschaften verschrieben hat. Sie machen sich Gedanken über Schicksal und Ende von Sonne und Erde. Wie niederschmetternd ist es für uns zu erfahren, dass der König von Laputa nichts Besseres zu tun hat, als anderen Inseln mit seiner eigenen das Sonnenlicht wegzunehmen, um sie zu Abgaben zu zwingen. Die Technik ist eben stets ein zweischneidiges Schwert, und so etwas wie „freie Wissenschaft“ existiert nicht.

Der Vergleich mit Laputa ist, wie man sieht, ein sehr passender: Die Welt der IMT hat sich wie eine Riesenfaust auf dieser Welt niedergelassen, ähnlich wie die berüchtigte Welt Thor V. Und von Freiheit kann auch keine Rede sein, soviel ist mal klar. Da kommen die freiheitsliebenden Amerikaner aus New York City ja wie gerufen, um die armen Sklaven in die Freiheit zu führen! Das klingt jetzt ein wenig chauvinistisch, aber ich bin sicher, der Autor dachte sich damals, als die Amis die Welt vor dem Kommunismus bewahren wollten, nichts dabei.

_2) Algis Budrys: „Die Bewährung“ („Rogue Moon“, 1960)_

Edward Hawks ist der Projektleiter bei Continental Electronics und traurig betrachtet das menschliche Wrack vor sich, das von der letzten Mission zurückgekehrt ist. Rogan ist ein sabbernder Idiot geworden. Rogan ist beileibe nicht das erste Opfer, aber wenigstens ist er noch am Leben.

Auf der erdabgewandten Seite des Mondes haben die Amerikaner eine seltsame Formation vorgefunden, die den bekannten Naturgesetzen widerspricht: ein tödliches Labyrinth, das offenbar ein Artefakt außerirdischer Intelligenzen ist. Marine und Luftaffe tarnen das Ding, um es vor den Russen zu verstecken, die den Erdtrabanten ebenfalls erkunden. Es ist nur hundert Meter lang und zwanzig breit, doch jeder, der hineingeht, wird getötet. Warum und mit welchen Mitteln, ist bislang unklar. Doch es hilft keineswegs, Paare oder Quartette hineinzuschicken, um es zu erkunden – sie kommen alle darin um. Alle Leichen haben Ausdruck des Entsetzens auf dem Gesicht.

Das bringt Hawks auf einen Gedanken: Er braucht jemanden, der keine Angst vor dem Tod hat. Quasi einen Selbstmörder, der sich jederzeit ins eigene Messer stürzen würde. Gibt es so jemanden, fragt er den Chef der Personalabteilung. Connington ist ein durchtriebener Halunke, und tatsächlich hat er diese Anfrage kommen sehen. Ja, er hätte den richtigen Mann, und zwar gar nicht weit von hier: Alvin Barker, seines Zeichens ein Mimbreno-Apache, der aber die Harvard University besucht und als Sodat gedient habe.

Das Treffen von Hawks, Connington, Barker und dessen Freundin Claire ist ein bemerkenswertes Aufeinandertreffen willensstarker Menschen, die alle Macher sind. Connington, der sich besäuft, gibt offen zu, dass Hawks und Barker ein explosives Gemisch abgeben werden. Claire schaut zu Barker auf und nennt sich eine Kriegerfrau, die dem letzten echten Mann gehöre. Wie atavistisch, denkt Hawks, sagt aber nichts. Als Barker ihm mit gewagten Fahrkunststücken imponieren will, geht er lieber zu Fuß zur nächsten Tankstelle. Dort lernt er eine nette Mode-Designerin kennen. Die ist mehr seine Kragenweite. Hawks mag ja ein Mörder sein, wenn er Männer in den Tod schicken, aber ist kein Psychopath. Bei Barker sind wir uns aber dessen nicht sicher.

Im Institut weist er Barker ein. Kein Mann werde mehr physisch in die Todesfalle geschickt. Nein, das funktioniert jetzt anders. So wie ein Funkgerät Schallsignale überträgt und eine Fernsehanlage Licht- und Tonsignale, so wird durch einen Scanner und Sender ein ganzer Mensch auf den Mond übertragen, als aufgezeichnete Folge von Signalen. Das Original wird dabei zerstört, aber die zwei Kopien können ihre Aufgabe erfüllen. Kommt eine Kopie in der Formation um, wird die zweite Kopie kopiert und davon wieder eine Kopie losgeschickt. Und so weiter ad infinitum.

Ein interessanter Effekt dabei ist die Tatsache, dass die zweite Kopie, die sich auf der Erde befindet, die Gedanken der Ersten, die in die Formation geht, empfangen kann. Diese unerklärliche Telepathie ermöglicht es den Projektmitarbeitern, das Erleben der irdischen Kopie aufzuzeichnen und auszuwerten. Sollte dieser Empfänger wegen des Todes seiner Mondkopie wahnsinnig werden, müsste man eben auf weitere Kopie zurückgreifen. Hauptsache, das Projekt kann fortgeführt werden. Allerdings kann es beim Kopieren zu Fehlern kommen, aber das muss Hawks Barker ja nicht auf die Nase binden.

Obwohl Barker all dies verstanden hat, macht er trotzdem mit. Er trägt eine Beinprothese, denn er hat sein Bein bei einem Unfall in einem gewagten Sport verloren. Nun bekommt er eine verbesserte Version, wird gescannt und durch den Transmitter gejagt. Seine letzten Vorgänger haben nicht einmal vier Minuten in der Formation überleben können, doch Barker will diesen Rekord überbieten.

Es gelingt Barker und seinen Kopien tatsächlich, über neun Minuten im Todeslabyrinth voranzukommen. Als Barker sagt, der Durchbruch sei zum Greifen nahe, will Hawks ihn begleiten. Auch dies klappt, doch erlebt Barkers Kopie eine böse Überraschung: Es darf keine zwei Barkers im Universum geben …

|Mein Eindruck|

Mich hat nicht der technische Vorgang beeindruckt, sondern die ihn umgebende Psychologie. Diese berührt ganz fundamentale Bereiche der menschlichen Existenz. Die vielen Toten im Labyrinth der Aliens stehen natürlich für den Tod selbst, dem wir uns alle gegenübersehen und für den sich jeder seine eigene Antwort zurechtlegt. Für den Indianer Barker ist das Labyrinth quasi ein Initiationsritus, bei dem ein Junge zum Mann werden muss – oder beim Versuch zugrundegehen. Aber Barker muss erst begreifen, dass er sich bei seiner Mannbarwerdung auch in einen anderen Menschen verwandeln muss.

Um Barker und Hawks verstehen zu können, ist die scheinbar unwichtige Handlung in ihrer nächsten Umgebung von Bedeutung. Claire, Barkers Freundin, will beispielsweise auch Hawks verführen und in ihre Liste von flachgelegten Männern eintragen. Hawks durchschaut sie auf unvergleichliche Weise und macht ihr deutlich, was ihr eigentliches Problem ist: Sie hat im Grunde Angst vor Männern. Um die Angst zu kaschieren, muss sie sie stets im Bett besiegen. Dieses Problem hat auch Barker: Er muss sich stets als Sieger fühlen, ebenso wie Connington. Deshalb ist es für Barker so furchtbar, dass ihn das Labyrinth als ein Nichts behandelt, das es gar nicht wahrnimmt, sondern lediglich eliminiert. Das Labyrinth zu passieren, mag zwar befriedigend sein, aber es ist damit kein Triumph verbunden. Und das passt Barker überhaupt nicht, weil er sich dann nichtswürdig vorkommt.

Die Passage durch Labyrinth symbolisiert auch das Streben nach Erkenntnis. Wie ihre Berichte ergeben, erleben Barker und Hawks nicht das Gleiche – für jeden ist das Erlebnis etwas anderes. Folglich sind auch Wissen und Erkenntnis etwas anderes, als sie überleben.

Die letzte große Frage betrifft, wie angedeutet, die Identität der Überlebenden. Beim letzten, erfolgreichen Durchgang erleben „Original“ und Kopie die Passage zwar unbeschadet, doch nicht unverändert. Die Pointe des Romans liegt darin, dass sich das Hawks-„Original“ nicht mehr an die Mode-Designerin erinnert, der er seine Liebe erklärt hat, die sie erwiderte. Und dass die Barker-Kopie auf dem Mond zwar eine wichtige Erkenntnis gewonnen hat, sie aber nicht mehr dem „Original“ auf der Erde wird mitteilen können. „Original“ und Kopie dürfen nicht im gleichen Universum existieren, ganz abgesehen davon, dass es auch technisch (noch) nicht machbar ist, die Mond-Kopien zurückzuschicken.

Das ist zweimal eine bittere Ironie, die man nur bei den besten Erzählungen findet. Hier gibt es keine Klischees und kein erzwungenes Happy-End. Deshalb hat es auch nie eine Verfilmung des Romans gegeben, anders etwa beim „Der Mann aus Metall“ (Who?, 1958). Aber „Rogue Moon“ verfehlte den Hugo Gernsback Award denkbar knapp, und das ist ein unwiderlegbares Zeichen für seine Qualität.

_Die Übersetzung_

Die Übersetzung ist schon reichlich angestaubt, obwohl als deren Copyright 1980 angegeben wird. Aber das kann zumindest bei Budrys nicht hinhauen, denn der Roman wurde ja schon 1965 ins Deutsche übersetzt und zwar von Wulf H. Bergner.

Neben diversen Flüchtigkeitsfehlern fielen mir drei Stellen auf. Auf Seite 50 heißt es einmal „Suchen“ statt „Seuchen“. Auf Seite 64 steht das offenbar österreichische Wort „Nachtarock“, das ich mir als „nacharbeiten“ erklären würde (von „Tarockieren“: Tarock spielen). Auf Seite 104 wird ein Funkgerät beschrieben, aber als „Radio“ bezeichnet. Dieser Fehler findet sich häufig in Eins-zu-eins-Übersetzungen aus dem Amerikanischen. Und ganz allgemein kann man unter „Drogen“ genauso gut Medikamente verstehen.

_Unterm Strich_

Von den beiden Erzählungen hat mich der Kurzroman „Die Bewährung“ weitaus mehr überzeugt. Der Autor behandelt fundamentale Themen der menschlichen Existenz: unser Verhältnis zum Tod, Liebe und Erotik, Streben nach Wissen und Erkenntnis sowie Identität. Die etwas technisch gehaltenen Szenen werden von realistischen Szenen zwischen den fünf zentralen Figuren im Gleichgewicht gehalten und kommentiert.

Es ist eine psychologische Entwicklung erkenn- und ablesbar, wie sie für eine SF-Story nicht gerade selbstverständlich ist. Mehrmals habe ich zudem ganz genau hinsehen müssen, um einen scheinbar einfachen Satz mehrmals auf jedes Wort hin abzuklopfen: Hier zählt, was gesagt wird – und das, was zwischen den Zeilen steht, ebenfalls. Dieser Stil würde ebenso gut für einen Mainstream-Roman genügen, für „Die Reifeprüfung“ beispielsweise (ein Film, der ja auch eine „Bewährung“ schildert).

Die Erzählung von James Blish ist zunächst reichlich verworren, weil die Vorgeschichte mitgeliefert werden muss, was in entsprechenden Rückblenden erfolgt. Erst in der zweiten Hälfte gelangt die Story in ihr eigentliches Fahrwasser und wird richtig spannend, pfiffig und actionreich.

|Taschenbuch: 189 Seiten
Originaltitel: Science Fiction Hall of Fame Band 2B, 1973
Aus dem US-Englischen von Heinz Nagel|
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