May, Karl – Winnetou III (Europa-Originale 29)

_Besetzung_

Old Shatterhand (Erzähler)- Michael Poelchau
Winnetou – Konrad Halver
Stephan Moody – Curt Timm
Bandit – Hans Meinhardt
Daniels – Rudolf Fenner
Hillmann – Albert Johannes
Farell – Rolf Jahnke
Payne – Horst Stark
Santer – Peter Folken
Pida – Hans König
Tangua- Josef Dahmen
Eine Feder – Konrad Mayerhoff

_Story_

Old Shatterhand wird Zeuge eines Überfalls auf eine Eisenbahn, der von Indianern und Weißen gemeinsam durchgeführt wird. Unbemerkt beobachtet er die Ereignisse und berichtet Winnetou kurze Zeit später vom skrupellosen Vorgehen der Verbrecherbande. Zusammen machen sie sich an die Verfolgung und erfahren dabei, dass die Gauner als nächstes eine Eisenbahnstation berauben wollen.

Die dort arbeitenden Männer sollten zur Tatzeit noch damit beschäftigt sein, den Schaden des jüngsten Überfalls zu begrenzen, so dass die Station leichte Beute wäre. Die beiden Blutsbrüder versuchen den Dieben zuvorzukommen und die Arbeiter zu warnen. Außerdem hinterlassen sie eine Nachricht für die bereits ausgezogenen Männer, die auf dem Weg zur erstürmten Eisenbahn sind, in der Hoffnung, diese mögen in ihre Heimat zurückkehren und bei der Verteidigung Unterstützung bieten. Als die beiden schließlich in der Station eintreffen, merken sie jedoch, wie aussichtslos ihr Vorhaben scheint. Zahlenmäßig komplett unterlegen, müssen sie sich den Gaunern stellen – und enden in einer furchtbaren Tragödie.

_Meine Meinung_

Wie auch schon der zweite Teil der „Winnetou“-Trilogie, so wird auch Folge 3 des ursprünglich zweiteiligen Originals als Doppelepisode neu aufgelegt, so dass Nr. 29 der |Europa|-Originale quasi Überlänge hat. Dies war aber auch dringend erforderlich, um die teils recht emotionalen Ereignisse der Schlussepisode adäquat wiederzugeben und die finale Tragödie gebührend zu umschreiben.

Wie sicherlich allen bekannt ist, bedeutet „WInnetou III“ nicht nur das Ende der Reihe, sondern auch das Aus für den Protagonisten und Namensgeber, der in einem tapferen Kampf sein Leben lässt. So wird das letzte gemeinsame Abenteuer der literarischen Gallionsfiguren Old Shatterhand und Winnetou auch im Hörspiel mit wachsender Dramaturgie und Spannung erzählt, wobei dieses Mal die eigentliche Handlung hinsichtlich ihrer Priorität auf einer Stufe mit der engen Beziehung zwischen den beiden Helden steht.

Hörspiel-Regisseur Konrad Halver hat nicht bloß stringent die Story weiterlaufen lassen, sondern einige bewegende Passagen eingestreut, die aufgrund manch dröger Sprecherleistung zwar nicht immer denselben Effekt entfacht wie meinetwegen die berühmte Verfilmung mit Pierre Brice, aber immer noch sehr ansprechend und berührend gestaltet wurde. Besonders die Stelle, an der Old Shatterhand die letzten Worte seines geliebten Freundes in seinem Abschiedsbrief liest, geht unter die Haut und zeigt (ebenfalls trotz der eher bescheidenen gesprochenen Passagen) ansprechenden Tiefgang, wie man ihn teilweise in den May-Hörspielen vermisst hatte.

Die Geschichte selber ist zudem die bislang spannendste innerhalb des Dreiteilers. Old Shatterhands Jagd auf die Eisenbahndiebe wird im Hörspiel aus der Sicht des Protagonisten, der ja auch gleichzeitig die Rolle des Erzählers übernimmt, sehr schön erzählt, wobei ihm auch die einzige makellose Sprecherleistung attestiert werden kann. Sowohl die Stimmungen der Handlung als auch den gelungenen Spannungsaufbau kann Michael Peolchau auf seine Kappe nehmen, wobei der anschauliche Aufbau des Plots ihm natürlich zugute kommt. Das traurige Finale bildet schließlich den Höhepunkt in der überraschend freien Interpretation von Mays wohl bekanntester Geschichte und bringt das Hörspiel schließlich auf ein Level, das abgesehen von manch eher gelangweilt erscheinender Stimme zweifellos das Publikum des berühmten Schriftstellers zufrieden stellen sollte.

Letztendlich hat Halver es so geschafft, die beiden Legenden Winnetou und Old Shatterhand mit einer gebührenden Produktion zu würdigen. Die Neuauflage aus der dritten Staffel der |Europa|-Originale ist dementsprechend allemal eine Empfehlung wert, und dies nicht nur, wenn man sich bereits zu Karl May bekannt hat.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

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