Nassise, Joseph – Schattenseher, Der (Die Hunt-Chroniken 1)

_Kurzinfo_

|»Mein Name ist Hunt, Jeremiah Hunt. Seit meine kleine Tochter verschwunden ist, bin ich auf der Suche nach ihr. Die Polizei hat ihre Ermittlungen längst eingestellt. Aber ich werde niemals aufgeben. Und ich bin bereit, alles zu tun!«

Wer ihm auf der Straße begegnet, hält Jeremiah Hunt für einen Blinden. Doch dieser Eindruck trügt: Er hat bei einem geheimen Ritual zwar sein normales Augenlicht verloren, doch nun kann er sehen, was den Menschen verborgen bleibt: die Geister der Toten, die sich noch nicht von den Lebenden trennen können, die Hexen und magischen Geschöpfe, die unerkannt unter uns leben.

Endlich findet Hunt so auch eine Spur, die ihn vielleicht zu seiner Tochter führen wird – oder in den Tod …| (Verlagsinfo)

_Vorbemerkungen_

Das Wesentliche bleibt dem Auge oft verborgen: Wie oft verspürt man im Leben ein Gefühl von Kälte und Beklommenheit, ein Gefühl des Beobachtetwerdens, und vermag doch niemanden zu sehen? Besonders geeignet sind für solche Momente die stillen Plätze für solche unheimlichen Gefühle, der eigene Keller oder Dachboden, die Stille im Park oder im Wald oder die atmosphärisch dichte, unheimliche Aura eines Friedhofes.

Gibt es eine andere Dimension die wir mit unseren sechs Sinnen nicht wahrnehmen können und die praktisch neben uns existiert? Zählen Geister, Gespenster und andere Schattenwesen zu unseren Nachbarn und können uns direkt oder indirekt beeinflussen? Ist dort die Vorstufe zum Himmel oder zur Hölle? Gibt eine Möglichkeit für uns Sterbliche, diese Welt zu betreten oder wenigstens zu sehen? Die Gefahr besteht, dass uns ein Blick hinter diesen Vorhang mehr als nur den Schlaf rauben könnte …

Im |PAN|-Verlag ist das neueste Buch von Joseph Nassise erschienen: „Die Hunt-Chroniken – Der Schattenseher“. Der vorliegende Roman wird ist der vielversprechende Auftakt zu einer Buchreihe um den „Geisterseher“ Jeremiah Hunt.

_Inhalt_

Jeremiah Hunt ist fast blind, aber nicht von Geburt an mit diesem Handicap aufgewachsen: Bei einen alten Ritual hat er sein Augenlicht für die Gabe geopfert, Gespenster, Dämonen und die Geister der Verstorbenen sehen zu können. Manchmal ist dies für den ehemaligen Professor Fluch wie auch Segen.

Vor fünf Jahren verschwand seine Tochter Elizabeth spurlos aus dem Haus, und Hunt gibt sich selbst die Schuld daran, da er zwar daheim, aber in seine Arbeit vertieft war und seine Tochter nicht schützen konnte. Verzweifelt konzentriert sich Hunt darauf, seine Tochter zu finden; seine Ehe und sein Beruf bedeuten ihm nicht mehr viel, und er droht an seiner Schuld zu zerbrechen.

Hunts Hoffnungen, seine Tochter lebend zu finden, schwinden zusehends; er sucht Magier, Wahrsager und manch anderen obskuren Weg, bis ein geheimnisvoller Mann von einer neuen Möglichkeit spricht. Durch ein magisches Ritual verliert Hunt sein Augenlicht, doch erhält er im Gegenzug die Gabe, die Geister der Toten und andere Wesen zu sehen. Die alptraumhaften Wesen und Monster aus Märchen, Legenden und Filmen werden zur morbiden Realität und drohen ihm anfangs den Verstand zu rauben.

Hunt entwickelt seine Gabe weiter und wird zum inoffiziellen „Geisterjäger“ und Spezialisten für übernatürliche Phänomenen. Neben privaten Aufträgen, die er natürlich gegen Bezahlung annimmt, hilft er ebenso den örtlichen Polizeibehörden. Ihm zur Seite stehen die zwei Geister „Scream“ und „Whisper“, die ihn schützen oder ihm auch bei Bedarf helfen. Warum, das bleibt Hunt allerdings verborgen.

Als Hunt von der Polizei gebeten wird, sich einen Tatort „anzusehen“, wird ihm sehr schnell klar, dass der Mörder kein Mensch gewesen sein kann und dieser willkürlich Spuren hinterlässt, die nur Hunt deuten kann – eine Falle oder ein Hinweis auf das Verschwinden seiner Tochter?

Nach weiteren Morden und mysteriösen Spuren bleibt Hunt nichts anderes übrig als sich mit der Hexe Denise Clearwater anzufreunden, denn diese Morde verlangen seine ganze Aufmerksamkeit, wenn er am Leben bleiben will …

_Kritik_

„Der Schattenseher“ ist ein sehr spannender und packender paranormaler Thriller mit hohem Unterhaltungswert. Joseph Nassises Stil ist tempo- und abwechslungsreich, so dass es keine erzählerischen Klippen gibt, an denen sich die Geschichte lange aufhält. Da der Roman bereits in den ersten Kapiteln zeigt, was auf den Leser zukommt, wird Hunt als Hauptfigur viel Zeit gegeben, seiner Person Form zu verleihen. Aber nicht nur ihm, sondern auch weiteren menschlichen, (un-)toten und übernatürlichen Protagonisten. Hunts Welt ist mit unserer nicht zu vergleichen, denn er sieht und spürt, was uns verborgen bleibt, und das sind nicht nur die Geister der Toten, sondern auch Dämonen, Engel, Hexen und Magier, die unerkannt unter uns leben und versuchen, positiven wie auch negativen Einfluss auf unser Leben zu nehmen – sei es aus purer Boshaftigkeit, aus Zeitvertreib oder weil es einfach ihr Wesen ausmacht.

Der Roman ver- und bezaubert durch die Perspektive Hunts. Seine Welt sieht er mit den Augen eines Toten, und dadurch erschließt sich ihm eine Dimension, die für den Leser faszinierend ist. Gerade die relativ kurzen Kapitel bringen Schwung in die Sache, denn die Rückblenden in die Vergangenheit Hunts und zum Verschwinden seiner Tochter wechseln sich unterhaltsam mit der Gegenwart und ihren Morden ab.

Auch wenn sich alles um Hunt dreht, so sind die Geistwesen so zahlreich und interessant beschrieben, dass sie ihn fast in den Schatten stellen. Die Beschreibungen dieser übernatürlichen Kreaturen wie beispielsweise „Scream“ und „Whisper“ sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch stimmig und gekonnt in die Story eingestreut, so dass der Leser schnell feststellen wird, dass hier ein Rädchen in das andere greift.

Denise Clearwater, die taffe und erfahrene Zaunhexe, war schon in „Die Chroniken der Templer“ in einer Nebenrolle zu erleben, nun tritt sie eindeutig neben Hunt in eine offensivere Position, die ihr auch Gelegenheit geben wird, sich zu behaupten.

Viele vom Hintergrund wird bereits im Verlauf der Handlung deutlich und tritt aus dem Schatten heraus ans Licht, doch einige Fragen bleiben offen und bieten die Grundlage für weitere Bände. Doch nicht alle Charaktere wird man in den nächsten Teilen wiedersehen, denn auch wenn es sich um einen ‚magischen‘ Thriller handelt, so wird es auch Verluste unter den Protagonisten geben – wie endgültig dies in einer Geisterwelt ist, wird sich noch zeigen.

Wenn Geister oder überhaupt magische Wesen in einer Geschichte vorkommen, so fragt man sich natürlich schon, wie es sich mit den Grundgedanken zur Religion und zum mythologischen Überbau verhält, aber bislang umgeht der Autor das Thema bewusst. Die Gestalt eines „Gottes“ hat im vorliegenden Roman keinen Platz, auch das Leben nach dem Tod wird metaphysisch nur angerissen, aber nicht erklärt oder mit Theorien zu deuten versucht. Ursprung, Eigenschaften und Persönlichkeiten von Geistern hingegen werden plausibel präsentiert.

_Fazit_

„Die Hunt-Chroniken: Der Schattenseher“ hat mich als Leser absolut überzeugt. Neben einer ‚geistreichen‘ Handlung bietet der Roman viel an Spannung und Abwechslung mit einer ungemein dichten Atmosphäre und interessanten Charakteren, die viel Potenzial für weitere Bände mitbringen.

Als einziger Negativpunkt ist vielleicht anzumerken, dass das Tempo den einen oder anderen Leser überfahren könnte. In jedem Fall wird sich der Leser auf den nächsten Teil freuen, um einen weiteren Blick hinter den Spiegel unserer Realität zu werfen.

Mit „Die Hunt-Chroniken: Der Schattenseher“ hat Joseph Nassise mich in geistreicher Weise überzeugen können. Vielleicht werden Geister und Gespenster die nächsten Trendfiguren der Urban Fantasy.

_Der Autor_

Joseph Nassise, geboren 1968 in Boston, Massachusetts, ist der erste Autor, der in einem Jahr sowohl für den International-Horror-Guild- und den Bram-Stoker-Award nominiert wurde. Nach seiner Thriller-Trilogie „Die Chroniken der Templer“ – bestehend aus „Der Ketzer“, „Der Engel“ und „Die Schatten“ (bei |Knaur| erschienen) – kommen nun „Die Hunt-Chroniken“ bei |PAN|. Nassise lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Arizona. (Verlagsinfo)

|Aus dem Englischen von Heike Holtsch
349 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-426-28304-2|
http://www.pan-verlag.de

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